English-Speaking Cultures
Hinweis zur Lehre im WS

Im Wintersemester 2020/21 können alle Module und damit alle Studiengänge des Fachbereichs 10 online und digital studiert werden. Einzelne Veranstaltungen und Veranstaltungssequenzen finden mit den üblichen Abständen und Hygieneregeln auch in Präsenz statt, etwa Foschungsseminare, (spachpraktische) Übungen oder Tutorien. Details zu allen Lehrveranstaltungen finden Sie in den Veranstaltungsprogrammen der Studiengänge und in Stud.IP.

eLearning-Plattform Stud.IP
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Forschungsaktivitäten

Einbezug von heritage languages in den Englischunterricht am Beispiel des Russischen

An deutschen Schulen stellt sprachliche Vielfalt keine Ausnahme dar – schon vor Beginn der Schulzeit wachsen zahlreiche Schüler*innen mit mehr als nur einer Sprache auf und verwandeln das Klassenzimmer zu einem Ort, an dem verschiedene Sprachen aufeinandertreffen (vgl. Gogolin 2011). Bremen gehört dabei zu den Bundesländern, deren Schülerschaft im bundesweiten Vergleich besonders sprachlich heterogen zusammengesetzt ist. So werden aktuellen Schätzungen zufolge in einem Drittel der Bremer Schulen zwischen 11 und 15 verschiedene heritage languages gesprochen; in einem Viertel der Schulen wird diese Zahl sogar deutlich überschritten (vgl. Die Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit 2012). Mehrsprachigkeit bildet allerdings nicht nur eine Voraussetzung für Lehr- und Lernprozesse, sondern stellt gleichzeitig ein zentrales Bildungsziel dar. Durch das Lernen von Fremdsprachen sollen Lerner*innen eine interkulturelle kommunikative Kompetenz entwickeln und dazu befähigt werden, sich mit Menschen anderer Länder zu verständigen (vgl. Hu 2016). Dabei sollten die zu erlernenden Sprachen laut der Europäischen Sprachenpolitik nicht additiv gelernt werden, sondern idealerweise in einer vernetzten Form: Indem Schüler*innen im Fremdsprachenunterricht auf ihr gesamtes Sprachrepertoire zurückgreifen, können Kenntnisse aus anderen Sprachen zur Lernökonomisierung eingesetzt und der Sprachlernprozess somit effektiver gestaltet werden (vgl. Jakisch 2015). Gleichzeitig gibt ein sprachenvernetzender Fremdsprachenunterricht allen Schüler*innen die Möglichkeit, über die Zielsprache hinaus andere Sprachen kennenzulernen und für sie eine Sensibilität zu entwickeln. Möchte man dieser Forderung nachkommen, bedeutet dies also, dass auch andere Fremdsprachen und ebenso heritage languages einen Platz im Fremdsprachenunterricht finden müssen.

Obwohl eine große Übereinstimmung darin besteht, dass der gesamte Sprachschatz der Schülerschaft im Fremdsprachenunterricht berücksichtigt werden sollte, stellt das Aufgreifen von anderen Fremdsprachen und insbesondere heritage languages gegenwärtig eher die Ausnahme dar (vgl. Kurtz 2010). Vor allem für den Englischunterricht existieren kaum Konzepte oder Materialien, die sprachenvernetzend angelegt sind – dabei wird gerade vom Fach Englisch als erste Schulfremdsprache erwartet, einen besonderen Beitrag zur Förderung von Mehrsprachigkeit zu leisten, Schüler*innen auf weiteres Sprachenlernen vorzubereiten und sie für andere Sprachen zu sensibilisieren (vgl. Schröder 2009).

An dieser Stelle setzt das Promotionsvorhaben an: So sollen Unterrichtsmaterialien für den Englischunterricht entwickelt und erprobt werden, die der Forderung nach einem sprachenvernetzenden Fremdsprachenunterricht nachkommen und durch Sprachvergleiche den gesamten Sprachschatz der Lerner*innen produktiv aufgreifen. Ein besonderer Fokus liegt dabei exemplarisch auf der Sprache Russisch, die heritage language eines bedeutenden Teils von Schüler*innen in Deutschland und insbesondere Bremen darstellt. Ziel des Forschungsprojekts besteht darin herauszufinden, wie sich die Integration des Sprachrepertoires der Schülerschaft (und insbesondere der heritage language Russisch) auf die Lerner*innen auswirkt. Dabei soll untersucht werden, inwieweit die Schüler*innen durch das Aufgreifen verschiedener Sprachen tatsächlich für diese sensibilisiert werden können und inwieweit speziell lebensweltlich mehrsprachige Lerner*innen vom Behandeln ihrer heritage language durch den sprachenvernetzenden Ansatz profitieren.

Literatur

Die Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit (2012): Bildung – Migration – soziale Lage. Abrufbar unter: https://www.bildung.bremen.de/sixcms/media.php/13/Bildungsbericht_Bremen_2012_komplett.pdf [15.05.2016]

Gogolin, Ingrid (2011): Multikulturalität als Herausforderung. In: Faulstich-Wieland,

Hannelore (Hrsg.): Umgang mit Heterogenität und Differenz. Baltmannsweiler: Schneider, S. 49-72.

Hu, Adelheid (2016): Migrationsbedingte Mehrsprachigkeit und schulischer Fremdsprachenunterricht: Forschung, Sprachenpolitik, Lehrerbildung. In: In: Faulstich-Wieland, Hannelore (Hrsg.): Umgang mit Heterogenität und Differenz. Baltmannsweiler: Schneider, S. 121-139.

Jakisch, Jenny (2015): Mehrsprachigkeitsförderung über die 1. Fremdsprache: Der Beitrag des Faches Englisch. In: Gnutzmann, Claus / Königs, Frank G. / Küster, Lutz (Hrsg.): Fremdsprachen Lehren und Lernen 44:2. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag, S. 20-33.

Kurtz, Jürgen (2010): Zur Bedeutung und Funktion des Englischunterrichts für den Erhalt und die Förderung von Mehrsprachigkeit in der Schule. In: Bogner et al. (Hrsg.): Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 36. München: Iuidicium Verlag, S. 119-132.

Schröder, Konrad (2009): „Englisch als Gateway to Languages“. In: Fäcke, Christiane (Hrsg.): Sprachbegegnung und Sprachkontakt europäischer Dimension. Frankfurt am Main: Lang, S. 69-85.

Dissertationsprojekt von Nelli Mehlmann

Laufzeit: Seit März 2016