English-Speaking Cultures
Hinweis zur Lehre im WS

Im Wintersemester 2020/21 können alle Module und damit alle Studiengänge des Fachbereichs 10 online und digital studiert werden. Einzelne Veranstaltungen und Veranstaltungssequenzen finden mit den üblichen Abständen und Hygieneregeln auch in Präsenz statt, etwa Foschungsseminare, (spachpraktische) Übungen oder Tutorien. Details zu allen Lehrveranstaltungen finden Sie in den Veranstaltungsprogrammen der Studiengänge und in Stud.IP.

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Forschungsaktivitäten

Individualisierte Fachleistungsdifferenzierungskonzeptionen an Bremer Oberschulen – das Unterrichtsfach Englisch im Kontext von Schulentwicklungsprozessen

Der Englischunterricht an den Bremer Oberschulen ist vor allem von der ausgeprägten Heterogenität der Schülerschaft gekennzeichnet. Da der Umgang mit Heterogenität als eine Grundgegebenheit des Lehrens zu verstehen ist, bedarf es auf den Organisationsebenen von Schulen entsprechender Schulentwicklungsmaßnahmen und Unterrichtskonzeptionen. Insbesondere zur Differenzierung in der Unterrichtsdurchführung und in der Organisation des Unterrichts werden entsprechende Konzepte benötigt, um dieser Heterogenität gerecht werden zu können. Die Organisationsebenen von Schulen lassen sich in diesem Zusammenhang wie folgt definieren:

Makroebene: Ebene des Schulsystems, Gliederung der staatlichen Schulformen

Mesoebene: Ebene der Einzelschule, die Selektionen z.B. durch Leistungen vornimmt und die Schüler in Kurse oder Spezialklassen einteilt

Mikroebene: Ebene des Unterrichts, Differenzierung durch die Lehrkraft

(Trautmann 2016, 23ff)

Auf der bildungspolitischen Ebene, der sogenannten Makroebene, werden strukturelle Vorgaben und die Organisation des Unterrichts für die Bremer Oberschulen u.a. durch die Verordnung über die Sekundarstufe I der Oberschule definiert (Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft 2015). Für den Englischunterricht ist gemäß der Verordnung vorgesehen, dass das Fach Englisch ab der 7. Jahrgangsstufe fachleistungsdifferenziert unterrichtet werden muss. Die Schülerschaft muss durch eine Leistungsselektion in Kurse mit erweiterten und grundlegenden Niveaus aufgeteilt werden. Das Unterrichten der Kurse soll in äußerer Differenzierung, also räumlich und/oder zeitlich voneinander getrennt erfolgen. Diese Differenzierung ist hierbei als Unterrichtsgrundmodell für die Fachleistungsdifferenzierung durch die Bildungsbehörde vorgesehen (Senatorin für Bildung und Wissenschaft 2013, 1-4).

Auf der Ebene der Einzelschulen, der sogenannten Mesoebene, besteht auf Grundlage eines Erlasses aus dem Jahre 2013 jedoch die Möglichkeit, eigene Konzepte für die Fachleistungsdifferenzierung zu entwickeln und dabei vom Grundmodell der äußeren Differenzierung abzuweichen (Senatorin für Bildung und Wissenschaft 2013, 1-4). Die Möglichkeit zum Abweichen vom Grundmodell wird von verschiedenen Oberschulen genutzt, wobei jeweils eigene Fachleistungsdifferenzierungskonzepte entwickelt wurden.

Im Rahmen der Forschungsarbeit gilt es festzustellen ob und wenn, in welcher Form Schulen vom Grundmodell der äußeren Differenzierung abweichen und aus welchen didaktischen Überlegungen individualisierte Differenzierungskonzepte für das Fach Englisch entwickelt werden und wurden. Des Weiteren soll erforscht werden, welche Akteurskonstellationen im Rahmen der Einzelschulentwicklung für das Fach Englisch vorherrschen. Unter den Akteurskonstellationen wird in diesem Kontext das Zusammenwirken der an den Schulentwicklungsprozessen beteiligten Personen verstanden.

Zum Erreichen der Forschungsziele ist zunächst angedacht, eine Übersicht über alle Fachleistungsdifferenzierungskonzeptionen für das Fach Englisch an den 33 Bremer Oberschulen zu erstellen. Im zweiten Schritt ist es geplant, sechs bis acht Einzelschulstandorte zu identifizieren, die für eine nähere Betrachtung in Frage kommen. Durch den Einsatz von qualitativen Interviews sollen im dritten Schritt einzelne Akteure als Experten der Einzelschulen befragt werden, um Daten zum Erschließen der Forschungsfragen zu gewinnen.

Im vierten Schritt werden die gewonnenen Daten durch eine qualitative Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring ausgewertet (Mayring 2010). Für die Darstellung der ausgewerteten Daten sind zur Veranschaulichung unter anderem eine Übersichtstabelle der jeweiligen Konzepte und die für die Schulen relevanten Hintergründe (äußere Einflüsse etc.) vorgesehen. Abschließend werden die Gründe der einzelnen Schulen, vom Grundmodell der Fachleistungsdifferenzierung abzuweichen, oder das Grundmodell beizubehalten, gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung soll die jeweiligen Beweggründe und die didaktischen Intentionen der Einzelschulen in ihren jeweiligen Kontexten hervorheben.

Quellen

Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.). 2015: Verordnung über die Sekundarstufe I der Oberschule vom 20. Juni 2013, Lesefassung zum Schuljahr 2015/16. Bremen.

Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.). 2013: Informationsschreiben 159/2013. Bremen.

Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.). 2011: Bremer Schulentwicklungsplan. Ergebnisse der Arbeit des Fachausschusses „Schulentwicklung“ der Deputation für Bildung. 2. Auflage. Bremen.

Literatur

Bohl, Thorsten; Budde, Jürgen und Rieger-Ladich, Markus (Hrsg.). 2017: Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht. Grundlagentheoretische Beiträge, empirische Befunde und didaktische Reflexionen. Bad Heilbronn.

Bönsch, Manfred. 2014: Heterogenität und Differenzierung. Gemeinsames und differenziertes Lernen in heterogenen Lerngruppen. Grundlagen der Schulpädagogik, Band 67, 3. Auflage. Baltmannsweiler.

Caspari, Daniela; Klippel, Frederike; Legutke, Michael K. und Schramm, Karen (Hrsg.). 2016: Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik: Ein Handbuch. Tübingen.

Doff, Sabine (Hrsg.). 2016: Heterogenität im Fremdsprachenunterricht: Impulse-Rahmenbedingungen-Kernfragen-Perspektiven. Tübingen.

Helsper, Werner. 2009: Die Bedeutung der Einzelschule. In: Blöhmke, Sigrid; Bohl, Thorsten; Haag, Ludwig; u. a. (Hrsg.): Handbuch Schule. Theorie - Organisation - Entwicklung. Bad Heilbrunn.

Klafki, Wolfgang.1996: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. 5. Auflage. Weinheim und Basel.

Kruse, Jan. 2015: Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. 2. Auflage. Weinheim.

Mayring, Phillipp. 2016: Einführung in die qualitative Sozialforschung: Eine Anleitung zu qualitativem Denken. 6. Auflage. Weinheim und Basel.

Strohn, Meike. 2015: Binnendifferenzierung im Englischunterricht. Die Lehrerperspektive. Bochum und Freiburg.

Trautmann, Matthias. 2016 : Ability Grouping in (Language) Education- Wie soll Schule mit unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen und -fähigkeiten umgehen? In: Doff, Sabine (Hrsg.): Heterogenität im Fremdsprachenunterricht: Impulse-Rahmenbedingungen-Kernfragen-Perspektiven. Tübingen.

Promotionsprojekt von Kristian Wickboldt