Thema: Unterrichtsentwürfe
Die
folgenden Passagen verfolgen zwei Ziele. · Zum Einen sollen Ihnen die Hinweise
helfen, Ihren konkreten, selbst gehaltenen Unterricht vorab in seiner
Komplexität zu bedenken und sich Handlungssicherheit durch Reflexion
verschiedener Aspekte, die Unterrichtsgeschehen und v.a. Ihr Handeln als
Unterrichtende maßgeblich bestimmen, zu verschaffen. · Zum Anderen dienen sie als
(hoffentlich) hilfreiche Richtlinie für während des Studiums zu erstellende
schriftliche Unterrichtsentwürfe („Hausarbeiten“). Generell
gilt: Unterrichtsplanung bedeutet, mit guten Gründen aus einer Vielzahl von
Möglichkeiten einen Weg zu beschreiten, den man mit dem schriftlichen
Unterrichtsentwurf vor sich selber und seinen LeserInnen insbesondere an den
(auch: potentiellen) Weggabelungen detailliert argumentativ begründet und mit
Wegmarken versieht. Inhalt
Hilfreiche Literatur zum/über
Unterrichtsentwürfe und Unterrichtsplanung Grobgliederung eines
Unterrichtsentwurfs Einordnung
der Stunde in die Unterrichtsreihe Phasenmodell
von Jürgen Kreft 1977 (nach Kämper van den Boogaart S. 283f.) Didaktisches
Phasenmodell literarischen Textverstehens nach Günter Waldmann 1998 Hilfreiche Literatur zum/über
Unterrichtsentwürfe
Neuere Literatur: von Brand, Tilmann (2020): Deutsch unterrichten.
Einführung in die Planung, Durchführung und Auswertung in den Sekundarstufen.
7. Aufl. Stuttgart u.a. Klett Kallmeyer von Brand, Tilmann (2019):
Stundenplanung Deutsch: Leitfaden für Praktikum, Referendariat und Lehrprobe.
2. Aufl. Stuttgart u.a. Klett-Kallmeyer Leubner, Martin;
Saupe, Anja
(2021): Deutschunterricht planen: Ein Leitfaden. Zur Planung von
Unterrichtseinheiten und Einzelstunden. Baltmannsweiler: Schneider Verlag
Hohengehren Schilcher, Anita
u.a.
(Hg.)(2018): Schritt für Schritt zum guten Deutschunterricht. Praxisbuch für
Studium und Referendariat: Strategien und Methoden für professionelle
Deutschlehrkräfte. Seelze: Klett Kallmeyer Ältere Literatur: Kämper van den
Boogaart, Michael
(2004): Deutschdidaktik. Ein Leitfaden für die Sekundarstufe I und II. 2.,
korr. und erw. Aufl. Berlin: Cornelsen Scriptor. [Kapitel „Unterricht
vorbereiten“: 274-287] Steinig, Wolfgang;
Huneke, Hans-Werner
(2002): Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung. Berlin: E. Schmidt. [Kapitel
„Deutschunterricht planen und vorbereiten“: 210-224] Abraham, Ulf;
Kepser, Matthis
(2005): Literaturdidaktik Deutsch. Eine Einführung. Berlin: Erich Schmidt
Verlag. [das differenzierte und umfangreiche Kapitel „Muster, Phasen und
Verfahren des Literaturunterrichts“: 176-228] Abraham, Ulf;
Beisbart, Ortwin; Koß, Gerhard; Marenbach, Dieter (1998): Praxis des
Deutschunterrichts. Arbeitsfelder – Tätigkeiten – Methoden. Donauwörth: Auer.
[ein beispielorientiertes Kapitel (zu „Krabat“): „Planung einer
Unterrichtseinheit“: 245-269] Schramke, Wolfgang (1995): Der
schriftliche Unterrichtsentwurf. Ein Leitfaden mit Lehrproben-Beispielen.
Deutsch. Hannover: Hahnsche Buchhandlung. [172 Seiten mit vielen Beispielen] Witzenbacher, Kurt (1994): Praxis der
Unterrichtsplanung. Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtsgestaltung.
München: Oldenbourg. [interessant v.a. zu den Verlaufsschemata: 162-169] Lehrpläne für viele
Bundesländer findet man unter: www.bildungsserver.de Für die Anlage von
Unterrichtsentwürfen beachten Sie bitte auch unsere „Tipps für
Seminararbeiten“
-->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Grobgliederung eines
Unterrichtsentwurfs
o
Inhaltsverzeichnis o
Einleitung o
Bedingungsanalyse o
Sachanalyse o
Didaktische
Überlegungen Lehrplanbezug Lehr-Lernziel o
Einordnung
der Stunde in die Unterrichtsreihe o
Methodische
Überlegungen o
Verlaufsplan o
Literaturverzeichnis o
Anhang -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Im Einzelnen
Inhaltsverzeichnis
· Hier können weitere, neben den hier
angeführten Hauptgliederungspunkte sinnvoll erscheinende Unterpunkte
aufgemacht werden -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Einleitung
· Hier orientieren Sie Ihre Leser über
das, was folgt. Denken Sie daran: ein Leser/eine Leserin hat alles, was Sie
getippt haben, vor Augen, andererseits aber auch nur das: er/sie kann nicht
in Ihren Kopf hineinkriechen! -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Bedingungsanalyse
· Bezug auf die konkret gegebene oder
vorgestellte Schule · Eingliederung der Stunde in den
groben Unterrichtsrahmen · Gruppenbeschreibung: Zusammensetzung
nach Geschlecht und Alter · Entwicklungsstand, soziales
Miteinander, Beziehungskonstellationen, Sprachschwierigkeiten,
Unterrichtskommunikation, Motivation etc. · Differenziertes Leistungsvermögen
der Gruppe, Fähigkeiten der SchülerInnen im mündlichen wie schriftlichen
Sprachgebrauch, Kenntnisse, Fertigkeiten, Methodenkenntnisse,
Lernschwierigkeiten · Sonstige bemerkenswerte Auffälligkeiten,
insofern sie in Beziehung zu dem geplanten Unterricht stehen (könnten) · Bei einer imaginierten
Unterrichtssituation sollten hier in angemessener Kürze die Lernvoraussetzungen
geklärt werden, die für Ihr Vorhaben wichtig sind (Klassenstufe, Schulart,
geschlechtsabhängige Motivation, nötiges Vorwissen o.ä./u.v.a.) -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Sachanalyse
· Theoriegeleitete, methodisch
bewusste Auseinandersetzung um die Sache, auch über den konkreten
Einzelgegenstand der Stunde hinaus, diesen aber besonders berücksichtigend · Einbezug aktueller
fachwissenschaftlicher Beiträge · Aufarbeitung des Diskussionsstandes · Diese Aufarbeitung geschieht im
Blick auf Sachkenntnis des Lehrenden mit Konzentration auf das „Was“ des
Unterrichts -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Didaktische Analyse
Grundsätzliches
· Zielperspektive: begründete
Strukturierung einer Unterrichtseinheit · Unterscheidung von
Unterrichtsgegenstand und Thema · Begründung des Themas · Exemplarische Bedeutung des Themas:
welcher größere Zusammenhang wird erschlossen? · Gegenwärtige und zukünftige
Bedeutung des Themas für die SchülerInnen · Einbezug einschlägiger und aktueller
fachdidaktischer Sekundärliteratur · Diese Aufarbeitung beantwortet
tendenziell die Frage nach dem „Warum“ des Unterrichts -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Lehrplanbezug
· Nicht bloßes formal legitimierendes
Zitat, sondern kritische Auseinandersetzung mit den Lehrplanvorgaben eines
beliebigen Bundeslandes -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Lehr-/Lernziele
· Gliederung nach der zeitlichen
Abfolge im Stundenverlauf, oder · Gliederung nach Komplexitätsgrad: grobe
Ziele, feine Ziele, oder · Gliederung nach den
Dimensionen: o
kognitive
Ziele (erkenntnisorientierte) o
affektive
Ziele (emotionale, gefühlsbetonte) o
psychomotorische
Ziele (pragmatische, handlungsorientierte) o
soziale
Ziele · Hilfreich: knappe, aber präzise
Formulierung der Ziele. Das erleichtert die methodische Planung in der
Ausrichtung an den Einzelzielen und macht - bei tatsächlich gehaltenem
Unterricht - den Lernerfolg leichter überprüfbar -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Einordnung der Stunde in die
Unterrichtsreihe
· Diese Überlegungen können auch an
anderer Stelle des Unterrichtsentwurfs aufgenommen werden, z.B. nach der
Bedingungsanalyse · Eine Einzelstunde fällt nie von
Himmel herab, sondern hat vorausgehende und nachfolgende Stunden. Eventuell
ist am Ende einer Unterrichtseinheit eine Lernerfolgsprüfung vorgesehen · Hier zeigt sich der Stellenwert der
Stunde als Einführungs- oder Abschlussstunde oder als Stunde ‚mittendrin’. Je
nachdem beziehen sich dann die didaktischen und methodischen Überlegungen
auch mehr auf die Einzelstunde (bei exponierter Stellung) oder die gesamte
Unterrichtsreihe (bei eingegliederter Stellung) -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Methodische Analyse
· Methodischer Durchgang durch den
geplanten Unterricht · Methodenwechsel ist sinnvoll, durch Abwechslung
bleibt Konzentration erhalten · Auswahl der Methoden, die der
Inszenierung von Gegenstand und Unterricht dienen · Begründete Methodenwahl nach dem
Kriterium Angemessenheit der Methoden im Blick auf Lerngruppe und Gegenstand · Angebot von methodischen
Hilfestellungen anlässlich diagnostizierter Probleme · Aufzeigen alternativer Vorgehensweisen
an Entscheidungsstellen, ggf. begründeter Ausschluss auch denkbarer
alternativer Vorgehensweisen, · Begründung einer Medienwahl · Diese Aufarbeitung beantwortet die
Fragen nach dem „Wie“ des Unterrichts -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Verlaufsschema/-skizze
· Übersichtliche Planungsskizze · Hilfreich als Memo für tatsächlich
Unterrichtenden wie Leser des Entwurfs · Hierzu gehören z.B. nach einem
gängigen, aber nicht verbindlichen Schema fünf Spalten (hier nach
Steinig/Huneke): o
Zeitleiste o
Phasen
mit ihren Funktionen („Einstieg, Erarbeitung, Vertiefung, Reflexion, Analyse,
Zusammenfassung, Ergebnissicherung o.ä.“) o
Unterrichtsschritte,
ggf. mit didaktischem Kommentar oder vorformulierten Fragestellungen und
Impulsen o
Unterrichtsform o
Medien · Weitere gängige und auch sinnvolle
Schemata finden Sie übersichtlich dargeboten bei Witzenbacher! -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Reflexion
· fakultativ: Auswertung des Entwurfs
im Verhältnis zum tatsächlichen Unterrichtsverlauf -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
· gemäß üblichen Konventionen -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Anhang
· Arbeitsblätter · Arbeitsmaterialien · Tafelbilder · entstandene Schülerarbeiten · ... -->zurück zum Inhaltsverzeichnis Phasierung des Unterrichts
Mehr als
bedenkenswert erscheint es, klare Verhältnisse bezüglich einer Phasierung des
eigenen Unterrichts zu schaffen. Sowohl Sie selbst als Lehrende als auch Ihre
SchülerInnen sollten Unterrichsphasen zur Strukturgebung einer
Unterrichtsstunde, ggf. auch einer ganzen Unterrichtseinheit unterscheiden
können. Hier einige Angebote zur Phasierung des DU: Einfaches dreigliedriges
Phasenmodell orientiert an lehrer- bzw. schülerzentrierten Phasen (vgl.
Steinig/Huneke S. 222)
· Einstiegsphase unter
Lehrerleitung · Schülerorientierte Phase(n), in der „die
Schüler möglichst aktiv und selbbstgesteuert Lernerfahrungen machen können.“ · Lehrerzentierte Phase zum Abschluss, „in der die
Ergebnisse der Stunde zusammengefasst, gesichert, problematisiert und auf
andere Bereiche übertragen sowie Hausaufgaben gestellt werden können.“ -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Phasenmodell
von Jürgen Kreft 1977 (nach Kämper van den Boogaart S. 283f.)
Hauptphasen: · Phase der bornierten Subjektivität · Phase der ‚Objektivierung’ · Phase der Aneignung · Phase der Applikation [„Anwendung“] -->zurück zum Inhaltsverzeichnis
Didaktisches Phasenmodell
literarischen Textverstehens nach Günter Waldmann 1998
Vorphase: spielhafte Einstimmung in
literarische Texte 1. Phase: Lesen und Aufnehmen literarischer
Texte 2. Phase: Konkretisierende subjektive
Aneignung literarischer Texte 3. Phase: Textuelles Erarbeiten literarischer
Texte 4. Phase: Textüberschreitende
Auseinandersetzung mit literarischen Texten Waldmann,
Günther
(1999): Produktiver Umgang mit Literatur im Unterricht. Grundriss einer
produktiven Hermeneutik. Theorie - Didaktik - Verfahren - Modelle. 2., korr.
Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. |