Thema: Unterrichtsentwürfe

 

Die folgenden Passagen verfolgen zwei Ziele.

 

·        Zum Einen sollen Ihnen die Hinweise helfen, Ihren konkreten, selbst gehaltenen Unterricht vorab in seiner Komplexität zu bedenken und sich Handlungssicherheit durch Reflexion verschiedener Aspekte, die Unterrichtsgeschehen und v.a. Ihr Handeln als Unterrichtende maßgeblich bestimmen, zu verschaffen.

·        Zum Anderen dienen sie als (hoffentlich) hilfreiche Richtlinie für während des Studiums zu erstellende schriftliche Unterrichtsentwürfe („Hausarbeiten“).

 

Generell gilt: Unterrichtsplanung bedeutet, mit guten Gründen aus einer Vielzahl von Möglichkeiten einen Weg zu beschreiten, den man mit dem schriftlichen Unterrichtsentwurf vor sich selber und seinen LeserInnen insbesondere an den (auch: potentiellen) Weggabelungen detailliert argumentativ begründet und mit Wegmarken versieht.

 

Inhalt

 

Hilfreiche Literatur zum/über Unterrichtsentwürfe und Unterrichtsplanung

Grobgliederung eines Unterrichtsentwurfs

Im Einzelnen

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Bedingungsanalyse

Sachanalyse

Didaktische Analyse

Grundsätzliches

Lehrplanbezug

Lehr-/Lernziele

Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

Methodische Analyse

Verlaufsschema/-skizze

Reflexion

Literaturverzeichnis

Anhang

Phasierung des Unterrichts

Einfaches dreigliedriges Phasenmodell orientiert an lehrer- bzw. schülerzentrierten Phasen (vgl. Steinig/Huneke S. 222)

Phasenmodell von Jürgen Kreft 1977 (nach Kämper van den Boogaart S. 283f.)

Didaktisches Phasenmodell literarischen Textverstehens nach Günter Waldmann 1998

 

 

Hilfreiche Literatur zum/über Unterrichtsentwürfe und Unterrichtsplanung:

 

Neuere Literatur:

 

von Brand, Tilmann (2020): Deutsch unterrichten. Einführung in die Planung, Durchführung und Auswertung in den Sekundarstufen. 7. Aufl. Stuttgart u.a. Klett Kallmeyer

 

von Brand, Tilmann (2019): Stundenplanung Deutsch: Leitfaden für Praktikum, Referendariat und Lehrprobe. 2. Aufl. Stuttgart u.a. Klett-Kallmeyer

 

Leubner, Martin; Saupe, Anja (2021): Deutschunterricht planen: Ein Leitfaden. Zur Planung von Unterrichtseinheiten und Einzelstunden. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren

 

Schilcher, Anita u.a. (Hg.)(2018): Schritt für Schritt zum guten Deutschunterricht. Praxisbuch für Studium und Referendariat: Strategien und Methoden für professionelle Deutschlehrkräfte. Seelze: Klett Kallmeyer

 

Ältere Literatur:

 

Kämper van den Boogaart, Michael (2004): Deutschdidaktik. Ein Leitfaden für die Sekundarstufe I und II. 2., korr. und erw. Aufl. Berlin: Cornelsen Scriptor. [Kapitel „Unterricht vorbereiten“: 274-287]

 

Steinig, Wolfgang; Huneke, Hans-Werner (2002): Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung. Berlin: E. Schmidt. [Kapitel „Deutschunterricht planen und vorbereiten“: 210-224]

 

Abraham, Ulf; Kepser, Matthis (2005): Literaturdidaktik Deutsch. Eine Einführung. Berlin: Erich Schmidt Verlag. [das differenzierte und umfangreiche Kapitel „Muster, Phasen und Verfahren des Literaturunterrichts“: 176-228]

 

Abraham, Ulf; Beisbart, Ortwin; Koß, Gerhard; Marenbach, Dieter (1998): Praxis des Deutschunterrichts. Arbeitsfelder – Tätigkeiten – Methoden. Donauwörth: Auer. [ein beispielorientiertes Kapitel (zu „Krabat“): „Planung einer Unterrichtseinheit“: 245-269]

 

Schramke, Wolfgang (1995): Der schriftliche Unterrichtsentwurf. Ein Leitfaden mit Lehrproben-Beispielen. Deutsch. Hannover: Hahnsche Buchhandlung. [172 Seiten mit vielen Beispielen]

 

Witzenbacher, Kurt (1994): Praxis der Unterrichtsplanung. Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtsgestaltung. München: Oldenbourg. [interessant v.a. zu den Verlaufsschemata: 162-169]

 

 

Lehrpläne für viele Bundesländer findet man unter: www.bildungsserver.de

 

Für die Anlage von Unterrichtsentwürfen beachten Sie bitte auch unsere „Tipps für Seminararbeiten

 

 

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Grobgliederung eines Unterrichtsentwurfs

 

o       Inhaltsverzeichnis

o       Einleitung

o       Bedingungsanalyse

o       Sachanalyse

o       Didaktische Überlegungen

Lehrplanbezug

Lehr-Lernziel

o       Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

o       Methodische Überlegungen

o       Verlaufsplan

o       Literaturverzeichnis

o       Anhang

 

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Im Einzelnen

 

Inhaltsverzeichnis

·        Hier können weitere, neben den hier angeführten Hauptgliederungspunkte sinnvoll erscheinende Unterpunkte aufgemacht werden

 

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Einleitung

·        Hier orientieren Sie Ihre Leser über das, was folgt. Denken Sie daran: ein Leser/eine Leserin hat alles, was Sie getippt haben, vor Augen, andererseits aber auch nur das: er/sie kann nicht in Ihren Kopf hineinkriechen!

 

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Bedingungsanalyse

·        Bezug auf die konkret gegebene oder vorgestellte Schule

·        Eingliederung der Stunde in den groben Unterrichtsrahmen

·        Gruppenbeschreibung: Zusammensetzung nach Geschlecht und Alter

·        Entwicklungsstand, soziales Miteinander, Beziehungskonstellationen, Sprachschwierigkeiten, Unterrichtskommunikation, Motivation etc.

·        Differenziertes Leistungsvermögen der Gruppe, Fähigkeiten der SchülerInnen im mündlichen wie schriftlichen Sprachgebrauch, Kenntnisse, Fertigkeiten, Methodenkenntnisse, Lernschwierigkeiten

·        Sonstige bemerkenswerte Auffälligkeiten, insofern sie in Beziehung zu dem geplanten Unterricht stehen (könnten)

·        Bei einer imaginierten Unterrichtssituation sollten hier in angemessener Kürze die Lernvoraussetzungen geklärt werden, die für Ihr Vorhaben wichtig sind (Klassenstufe, Schulart, geschlechtsabhängige Motivation, nötiges Vorwissen o.ä./u.v.a.)

 

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Sachanalyse

·        Theoriegeleitete, methodisch bewusste Auseinandersetzung um die Sache, auch über den konkreten Einzelgegenstand der Stunde hinaus, diesen aber besonders berücksichtigend

·        Einbezug aktueller fachwissenschaftlicher Beiträge

·        Aufarbeitung des Diskussionsstandes

·        Diese Aufarbeitung geschieht im Blick auf Sachkenntnis des Lehrenden mit Konzentration auf das „Was“ des Unterrichts

 

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Didaktische Analyse

   Grundsätzliches

·        Zielperspektive: begründete Strukturierung einer Unterrichtseinheit

·        Unterscheidung von Unterrichtsgegenstand und Thema

·        Begründung des Themas

·        Exemplarische Bedeutung des Themas: welcher größere Zusammenhang wird erschlossen?

·        Gegenwärtige und zukünftige Bedeutung des Themas für die SchülerInnen

·        Einbezug einschlägiger und aktueller fachdidaktischer Sekundärliteratur

·        Diese Aufarbeitung beantwortet tendenziell die Frage nach dem „Warum“ des Unterrichts

 

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   Lehrplanbezug

·        Nicht bloßes formal legitimierendes Zitat, sondern kritische Auseinandersetzung mit den Lehrplanvorgaben eines beliebigen Bundeslandes

 

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   Lehr-/Lernziele

·        Gliederung nach der zeitlichen Abfolge im Stundenverlauf, oder

·        Gliederung nach Komplexitätsgrad: grobe Ziele, feine Ziele, oder

·        Gliederung nach den Dimensionen: 

o       kognitive Ziele (erkenntnisorientierte)

o       affektive Ziele (emotionale, gefühlsbetonte)

o       psychomotorische Ziele (pragmatische, handlungsorientierte)

o       soziale Ziele

·        Hilfreich: knappe, aber präzise Formulierung der Ziele. Das erleichtert die methodische Planung in der Ausrichtung an den Einzelzielen und macht - bei tatsächlich gehaltenem Unterricht - den Lernerfolg leichter überprüfbar

 

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Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

·        Diese Überlegungen können auch an anderer Stelle des Unterrichtsentwurfs aufgenommen werden, z.B. nach der Bedingungsanalyse

·        Eine Einzelstunde fällt nie von Himmel herab, sondern hat vorausgehende und nachfolgende Stunden. Eventuell ist am Ende einer Unterrichtseinheit eine Lernerfolgsprüfung vorgesehen

·        Hier zeigt sich der Stellenwert der Stunde als Einführungs- oder Abschlussstunde oder als Stunde ‚mittendrin’. Je nachdem beziehen sich dann die didaktischen und methodischen Überlegungen auch mehr auf die Einzelstunde (bei exponierter Stellung) oder die gesamte Unterrichtsreihe (bei eingegliederter Stellung)

 

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Methodische Analyse

·        Methodischer Durchgang durch den geplanten Unterricht

·        Methodenwechsel ist sinnvoll, durch Abwechslung bleibt Konzentration erhalten

·        Auswahl der Methoden, die der Inszenierung von Gegenstand und Unterricht dienen

·        Begründete Methodenwahl nach dem Kriterium Angemessenheit der Methoden im Blick auf Lerngruppe und Gegenstand

·        Angebot von methodischen Hilfestellungen anlässlich diagnostizierter Probleme

·        Aufzeigen alternativer Vorgehensweisen an Entscheidungsstellen, ggf. begründeter Ausschluss auch denkbarer alternativer Vorgehensweisen,

·        Begründung einer Medienwahl

·        Diese Aufarbeitung beantwortet die Fragen nach dem „Wie“ des Unterrichts

 

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Verlaufsschema/-skizze

 

·        Übersichtliche Planungsskizze

·        Hilfreich als Memo für tatsächlich Unterrichtenden wie Leser des Entwurfs

·        Hierzu gehören z.B. nach einem gängigen, aber nicht verbindlichen  Schema fünf Spalten (hier nach Steinig/Huneke):

o       Zeitleiste

o       Phasen mit ihren Funktionen („Einstieg, Erarbeitung, Vertiefung, Reflexion, Analyse, Zusammenfassung, Ergebnissicherung o.ä.“)

o       Unterrichtsschritte, ggf. mit didaktischem Kommentar oder vorformulierten Fragestellungen und Impulsen

o       Unterrichtsform

o       Medien

·        Weitere gängige und auch sinnvolle Schemata finden Sie übersichtlich dargeboten bei Witzenbacher!

 

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Reflexion

·        fakultativ: Auswertung des Entwurfs im Verhältnis zum tatsächlichen Unterrichtsverlauf

 

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Literaturverzeichnis

·        gemäß üblichen Konventionen

 

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Anhang

·        Arbeitsblätter

·        Arbeitsmaterialien

·        Tafelbilder

·        entstandene Schülerarbeiten

·        ...

 

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Phasierung des Unterrichts

Mehr als bedenkenswert erscheint es, klare Verhältnisse bezüglich einer Phasierung des eigenen Unterrichts zu schaffen. Sowohl Sie selbst als Lehrende als auch Ihre SchülerInnen sollten Unterrichsphasen zur Strukturgebung einer Unterrichtsstunde, ggf. auch einer ganzen Unterrichtseinheit unterscheiden können. Hier einige Angebote zur Phasierung des DU:

 

Einfaches dreigliedriges Phasenmodell orientiert an lehrer- bzw. schülerzentrierten Phasen (vgl. Steinig/Huneke S. 222)

 

·        Einstiegsphase unter Lehrerleitung

 

·        Schülerorientierte Phase(n), in der „die Schüler möglichst aktiv und selbbstgesteuert Lernerfahrungen machen können.“

 

·        Lehrerzentierte Phase zum Abschluss, „in der die Ergebnisse der Stunde zusammengefasst, gesichert, problematisiert und auf andere Bereiche übertragen sowie Hausaufgaben gestellt werden können.“

 

 

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Phasenmodell von Jürgen Kreft 1977 (nach Kämper van den Boogaart S. 283f.)

 

Hauptphasen:

·        Phase der bornierten Subjektivität
(Sch. verlieren sich zunächst an den Text und gelangen zu ihren eigenen Fragen)

 

·        Phase der ‚Objektivierung’
(„Widerstreitende Wahrnehmungen bestimmen das Guppengespräch und motivieren zur Überprüfung der eigenen Beobachtungen und zu ihrer Korrektur“)

 

·        Phase der Aneignung
(Sch. lassen die Erfahrungen durch den Text auf sich und ihr Weltkonzept wirken bzw. werden sich dieser Wirkungen bewusst)

 

·        Phase der Applikation [„Anwendung“]
(Abschluss, z.B. durch Theaterinszenierung; Blick auf historische Horizonte des Textes)

 

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Didaktisches Phasenmodell literarischen Textverstehens nach Günter Waldmann 1998

 

Vorphase: spielhafte Einstimmung in literarische Texte

 

1. Phase: Lesen und Aufnehmen literarischer Texte

 

2. Phase: Konkretisierende subjektive Aneignung literarischer Texte

 

3. Phase: Textuelles Erarbeiten literarischer Texte

 

4. Phase: Textüberschreitende Auseinandersetzung mit literarischen Texten

 

 

Waldmann, Günther (1999): Produktiver Umgang mit Literatur im Unterricht. Grundriss einer produktiven Hermeneutik. Theorie - Didaktik - Verfahren - Modelle. 2., korr. Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

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