Grenzsituationen.
Wahrnehmung, Bedeutung und Gestaltung in der neueren Literatur.
Hg. v. Dorothea Lauterbach, Uwe Spörl, Uli Wunderlich.
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2002 (336 S.).
ISBN 3-525-20821-9.
Der Waschzettel des Verlages:

In Grenzsituationen – und durch Grenzerfahrungen – wird sich der Mensch seiner eigenen Grenzen bewusst. Hier, wo die üblichen Strategien alltäglicher Lebensbewältigung versagen, erlebt er seine eigene Bedingtheit und Endlichkeit – als Leib, Person, Subjekt, Ich, Kultur- oder Gemeinschaftswesen.
Die Beiträge dieses Bandes, die in der Mehrzahl auf ein Symposium in Hagen zurückgehen, setzen sich mit dem Thema der Grenzsituation aus literaturwissenschaftlicher Perspektive auseinander. Sie untersuchen Theorie, Ästhetik und ‘Topographie’ von Grenzsituationen und erproben den heuristischen Wert des Begriffs in seiner Anwendung auf literarische Texte. Dabei interessiert nicht nur, welche Grenzsituationen thematisiert werden und wie sich die literarisch vermittelten Individuen in ihnen verhalten; ebenso wichtig ist der poetische Diskurs selbst, der Wechselbezug zwischen den Erlebnis-, Erfahrungs- oder Implikationsgehalten spezifischer Grenzsituationen und ihrer literarischen Gestaltung.
Behandelt werden Texte von D'Annunzio, Benn, Butor, Camus, Celan, Dostojewskij, H. Fichte, Fühmann, Goethe, Goll, Herder, Household, Kafka, Kleist, Littner, Th. Mann, Musil, Nietzsche, Nossack, Nooteboom, Rilke, Saint-Exupéry, Schnabel, Trakl, Wilde u.a.

Das Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

I. An den Grenzen des Subjekts: Zu Theorie und Ästhetik von Grenzsituationen

Bettina Gruber (Bochum):
Vom Umbau des Subjekts. Variationen des klassischen Subjektkonzeptes in der Literatur der Moderne

Alexander Aichele (Halle/S.):
Erlebnis ohne Erfahrung. Nietzsches Bestimmung der Grenze aller Kunst

Silke Jakobs (Bielefeld):
Ästhetische Erfahrung in den Naturwissenschaften. Grenzphänomen zwischen den ›Zwei Kulturen‹?

Lothar van Laak (Bielefeld):
Die Allegorie als hermeneutische Grenzsituation bei Johann Gottfried Herder

Holger Helbig (Erlangen):
Herr von Kleist und Frau Vogel beschließen ihren Tod und verwirren die Wissenschaft. Der Briefwechsel zwischen Heinrich von Kleist und Henriette Vogel als philologische Grenzsituation

Bernd Auerochs (Jena):
Innehalten vor der Schwelle. Kafkas Vor dem Gesetz im Kontext der traditionellen Parabel

Peter Stocker (Bern):
Orpheus-Krisen. Zum Verhältnis von poetologischer Grenzsituation und Orpheus-Bild in der Literatur der Moderne

Dorothea Lauterbach (Hagen):
Vom Glück des Scheiterns. Zur Bedeutung von Grenzsituationen bei Rilke, Camus und Saint-Exupéry

II. Von den Grenzen des Subjekts: Topographie von Grenzsituationen und Grenzerfahrungen

Uli Wunderlich (Hagen):
Auf der Schwelle von Leben und Tod. Nahtod-Erlebnisse im Roman des 18. Jahrhunderts

Uwe Spörl (Hagen):
Literatur aus dem Kellerloch. Selbstvergewisserung in höchster Not bei Dostojevskij, Household und Littner

Sabine Kleine-Roßbach (Pisa):
Todes-Lieben bei Gabriele D’Annunzio, Oscar Wilde und Thomas Mann

Jutta Heinz (Jena):
Grenzüberschreitung im Gleichnis. Liebe, Wahnsinn und ›andere Zustände‹ in Robert Musils Mann ohne Eigenschaften

Beate Tröger (Frankfurt a.M.):
»Weißt du, der Raum ist unendlich.« Über Paul Celans Das Wort vom Zur-Tiefe-Gehn

Heike Schmidt (Saarbrücken):
Topographien des Scheiterns. Die Stadt als Raum der Grenzerfahrung bei Yvan Goll, Michel Butor und Cees Nooteboom

Diethard Heinze (Erfurt):
Vom Ethos der Grenzsuche. Grenzsituationen in Texten Franz Fühmanns

Claudio Kasperl (Erlangen, Fribourg):
»Nun ist alles anders.« Zur narrativen Gestaltung einer Grenzsituation in Hubert Fichtes Roman Detlevs Imitationen ›Grünspan‹

Auswahlbibliographie