Das Bild von Afrika –
Von kolonialer Einbildung zu
transkultureller Verständigung

Nach wie vor erscheint Afrika als ein marginaler und dunkler Kontinent, der für eine sich globalisierende Welt von randständiger Bedeutung sei. Nachrichten über Afrika haben meistens Kriege, Epidemien und Katastrophen zum Gegenstand. Afrika ein Kontinent der Hilfsbedürftigkeit? Bestenfalls gelangen die Leistungen von Sportlern, Musikern und vereinzelt Schriftstellern für seltene Momente ins öffentliche Bewusstsein.

Das vorherrschende Afrikabild ist nicht geeignet, bestehende Vorurteile, Klischees und rassistische Typologisierungen abzubauen. Das Symposion wird jedoch nicht dem Afrikabild in den Medien, sondern der Frage auf den Grund gehen: Welches Menschen-, Geschichts- und Gesellschaftsbild von Afrika transportieren die Wissenschaften?

Das von namhaften deutschen Afrikawissenschaftlern verfasste „Memorandum zur Neubegründung der deutschen Afrikapolitik“ formulierte in Hinblick auf Entwicklungsperspektiven Afrikas die These: „Für eine wachsende Zahl von Staaten wird `Entwicklung´ im Sinne von nachhaltiger Entwicklung und von Armutsminderung über einen sehr langen Zeitraum unmöglich bleiben.“[1] Im vorangegangenen Jahrhundert hatte der „Kulturgeograph“ Friedrich Ratzel diese Haltung bereits vorweggenommen: „Ein Fortschritt in Afrika und die Erreichung einer höheren Kulturstufe haben einige aus dem Programm der Geschichte dieses Kontinents gestrichen.“

Welche Verantwortung tragen also die Wissenschaften für Fortdauer rassistischer Vorurteile in Schul- und Geschichtsbuch, in Roman, Film und Alltagskultur? Was tun die Wissenschaften, um Stereotypen und andere Voreingenommenheiten, die nach wie vor das Afrikabild prägen, zu überwinden?

Das Symposion setzt sich das Ziel über die Dekonstruktion des Zerrbildes von Afrika seine wissenschafts- und kulturgeschichtliche Wiederentdeckung einzuleiten: Was trägt Afrika in Geschichte und Gegenwart zu Fortkommen und Blüte in Wissenschaften, Kultur und Kunst bei?

Hat sich also das Bild von Afrika seit dem Kolonialismus gewandelt? Lebt die koloniale Fiktionalisierung fort oder erfährt gar eine Renaissance? Wo bestehen Kontinuitäten, wo Neuerungen und Umwälzungen? Können wir an der Schwelle zum dritten Jahrtausend von einem postkolonialen Afrikabild sprechen?

Vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen ist ein möglichst multi- und interdisziplinärer Diskussionsansatz angestrebt, wobei vor allem in Deutschland lehrende afrikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Wort kommen werden. Einhundertundzwanzig Jahre nach der für Afrika verhängnisvollen sog. „Berliner Kongo Konferenz“ (1884/5) wird Kontinuität und Wandel des Afrikabildes in Feldern der Geschichts-, Literatur-, Kultur-, Politik- und Wirtschaftswissenschaften reflektiert. Die Tagung wendet sich an ein über die Wissenschaftsdebatte hinaus interessiertes breiteres Publikum.

Das Symposion wird sich über zwei aufeinanderfolgende Tage erstrecken und am 23./ 24. April 2005 in Bremen im Teerhof. Den Referentinnen werden 45 Minuten Vortragszeit eingeräumt. Diskussion wird nach Themenblöcken strukturiert stattfinden. Eine öffentliche Podiumsdiskussion schließt die Tagung ab.

Das Symposion wird von INPUTS (Universität Bremen) in Kooperation mit den Afrikafreundinnen e.V. durchgeführt werden. Eine Kooperation mit weiteren Institutionen und Vereinigungen ist angestrebt.

Dr. Aïssatou Bouba, Dr. Detlev Quintern



[1] Memorandum zur Neubegründung der deutschen Afrikapolitik, Berlin 2000: www.epo.de/specials/afrikamemo.html