Abstracts

Lea Grimm (PH Ludwigsburg)

Jugendliteratur „aus“ Asien im Deutschunterricht: vertraut, fremd und doppelt fremd

Anhand zweier Jugendromane aus Asien zum Thema „Leistung und Leistungsgesellschaft“ werden Kategorien wie Perspektivenwahrnehmung, Perspektivenübernahme, Perspektivenvernetzung und Perspektivenkoordination illustriert und für den interkulturellen Literaturunterricht genutzt: Seidenraupen für Jin Ling von Beijia Huang und Minas Lied von An Na. Der Beitrag wird nach einer knappen literarischen Analyse ein literaturdidaktisches Modell für die Sekundarstufe vorstellen, das in einem induktiven Verfahren romanimmanente, -vergleichende und -externe Dimensionen der Multiperspektivität entfaltet und einen mehrfachen Perspektivenwechsel provoziert. Dieser ist nicht nur figurbezogen, sondern berücksichtigt auch die zeitlich-historische Dimension (der 1960er Jahre, Zeitpunkt der Auswanderung der Elterngeneration). Die offensichtliche Lesart (Kritik am Bildungssystem, Mutterfigur als Negativfigur) wird überwunden. Das Modell integriert folgende Spannungsfelder: Generationenunterschied bei den Autorinnen mit Folgen für die Erzählperspektive (Täter-Opfer-Sicht), unterschiedliche Originalsprachen mit Folgen für das Übersetzungsergebnis (Vertrautheitseffekt-Fremdheitseffekt), konträre Figurenkonzeptionen (Monokulturalität versus Hybridität, Einfachheit im kindlichen Freiheitsstreben versus Komplexität in der Identitäts- und Adoleszenzkrise).

Literatur:

Bredella, Lothar / Christ, Herbert (Hrsg.) (2007): Fremdverstehen und interkulturelle Kompetenz. Tübingen: Narr.

Rösch, Heidi (2006): Was ist interkulturell wertvolle Kinder- und Jugendliteratur? In: Beiträge Jugendliteratur und Medien 2/2006. S. 94–103.

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