Abstracts

Kathrin Würth (PH Zentralschweiz)

Welches phonologische Wissen brauchen Lehrpersonen und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die LehrerInnenbildung?

Schreibweisen wie Fahrratdieb, pfeiffen, kchochen sind in Schweizer Schülertexten häufig anzutreffen und zeugen von dem feinen phonologischen und phonetischen Gespür, mit dem SchreibanfängerInnen Lautliches in Schrift umsetzen. Dieses Gespür scheint mit wachsender orthografischer Sicherheit wieder abzunehmen, wenn ein Studierender in der Primarlehrerausbildung Fahrratdieb kommentiert: „Der Schüler hört nicht, dass man Fahrratdieb mit d schreibt.“

Aus phonologischer Sicht sind alle genannten Schreibungen leicht erklärbar, es stellt sich deshalb die Frage, ob ein vertieftes phonologisches Wissen für Lehrpersonen sinnvoll ist und welches Wissen das konkret sein soll. Anhand von Daten von SchülerInnen aus der Schweiz werde ich systematisch darlegen, welche phonologischen Phänomene für die Orthografie überhaupt relevant sind. Davon ableitend soll ermittelt werden, über welches phonologische (Mindest-)Wissen Lehrpersonen verfügen müssen. Es wird sich dabei herausstellen, dass phonologisch bedingte Schreibfehler abhängig sind vom sprechsprachlichen Hintergrund der Schreibenden. Eine Typologie der für den Rechtschreibunterricht relevanten Phänomene darf diesen Hintergrund deshalb nicht ignorieren. Lindauer (2002) hat in Bezug auf die Doppelkonsonantenschreibung für einen varietätenabhängigen Rechtschreibunterricht plädiert. Meine Daten werden zeigen, dass sich dieser Weg auch in Bezug auf weitere Phänomene lohnt und dass die Frage nach dem phonologischen Wissen einer Lehrperson immer auch diesen Aspekt im Blick haben muss.

Literatur:

Lindauer, Thomas (2002). How Syllable Structure affects Spelling – a Case Study in Swiss German Syllabification. In Neef, Martin; Neijt, Anneke & Sproat, Richard (Hrsg.), The Relation of Writing to Spoken Language. Tübingen: Niemeyer, S. 193–208.

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