Abstracts

Knut Stirnemann (Universität Zürich)

Knoblauch, Ei und Auge – Modell eines sprachübergreifenden Rechtschreibeunterrichts in der Sekundarstufe I

Im Fach Linguistisches Portal, das auf der Sekundarstufe I im Teamteaching unterrichtet wird, entdecken die Schülerinnen und Schüler spielerisch und forschend das regelhafte Funktionieren von Sprache und reflektieren kontrastiv Erfahrungen mit verschiedenen Sprachen.

So wird im Modul zur Graphem-Phonem-Korrelation nicht nur die Beziehung von Laut und Buchstabe in einer Sprache beleuchtet, sondern es werden die unterrichteten Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch (und auch andere) miteinander verglichen. Dadurch erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass die Zuordnung von Lauten und Buchstaben auf sprachspezifischen Konventionen beruht. Gleiche Laute werden oft mit unterschiedlichen Buchstaben wiedergegeben (z.B. dt. Schiff – engl. ship), aber es werden auch gleiche Buchstaben in verschiedenen Sprachen zum Teil unterschiedlich ausgesprochen (z.B. dt. pur – fr. pur). Ausserdem wird den Lernenden dabei bewusst, dass auch innerhalb einer Sprache die Zuordnung von Lauten und Buchstaben häufig nicht eindeutig ist (z.B. Gemüse – Physiker bzw. Garage).

Solche Phänomene erkennen die Schülerinnen und Schüler in kleinen Forschungsprojekten. Sie entdecken und erkunden selbständig orthografische Konventionen verschiedener Sprachen. In ihren Untersuchungen relativieren sie die einseitige Perspektive auf die Orthografie des Deutschen, indem sie zum Beispiel experimentell einen Reiseführer für Englischsprechende verfassen, der die deutschen Laute mit englischer Rechtschreibung wiedergibt, oder sogar einen Reiseführer für Engländer in Frankreich („seel voo plei“). Auf diese Weise reflektieren die Lernenden die unterschiedlichen Konventionen der Orthografie.

Das neue Fach Linguistisches Portal, das an der Kantonsschule Zug eingeführt ist, fördert die wissenschaftliche Neugier gegenüber sprachlichen Phänomenen mit Hilfe von offenen, problem- und prozessorientierten Lernformen und macht mit Methoden und Fragestellungen wie Forschen und Dokumentieren bekannt, ist also wissenschaftspropädeutisch angelegt.

Zurück