Semantisches Netzwerk

semantisches Netzwerk [semantic network]. Semantisch-kognitive Organisationsstruktur oder Beziehungsgefüge zwischen konzeptuellen, referentiellen und propositionalen Einheiten als Modellierung und Repräsentation des semantischen (Langzeit)Gedächtnisses. Aktive s. N. erfüllen die Funktionen eines sprachverstehenden Systems, das auch die Voraussetzungen (Präsuppositionen) und die Implikationen/Inferenzen sprachlicher Äußerungen berücksichtigt.

Ein s. N. repräsentiert eine Theorie des sprachlichen Wissens und eine Theorie der kognitiven Prozesse bei der Sprachverwendung im interdisziplinären Bereich von kognitiver Psychologie, Logik und Linguistik (vgl. ->künstliche Intelligenz). Sprache erscheint dabei als ein Aspekt der kognitiven Fähigkeiten. Neben dem sprachlichen Wissen, das sich auf Wortschatz, Grammatik, Dialog- und Textkonstitution bezieht, ist das Sach- und Weltwissen ausreichend zu berücksichtigen, denn dieses legt fest, worüber in einem System sinnvollgesprochen werden kann. Eine Trennung von semantischem und sachlichem Wissen erweist sich als schwierig; es scheint, daß sprachliches Wissen sich vor dem Hintergrund des allgemeinen Wissens konstituiert. Netzwerkmodelle des semantischen Gedächtnisses stellen als beschriftete Graphen, in denen primäre und sekundäre Knoten durch Relationen miteinander verbunden sind, gegenüber Merkmalsmodellen die bevorzugtere Auffassung dar. Sie speichern Daten und führen informationsverarbeitende Prozesse aus.

Vgl. ->semantisches Gedächtnis, künstliche Intelligenz, Textverarbeitung .

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