Kapitel 5: Grammatische und semantische Struktur
5.1 Syntax und Semantik
Wie wir im Kapitel über Syntax gesehen haben, sind die Wörter (oder Morpheme) einer
Sprache Symbole für Begriffe, die für Objekte der externen Welt stehen. Die Wörter
einer Sprache sind Zeichen, die nach den Regeln der Syntax einer Sprache zu komplexeren
Zeichen, den Sätzen dieser Sprache, zusammengesetzt werden können. Diese komplexen
Zeichen tragen ebenfalls Bedeutung, die sich offenbar aus der Kombination der Wortbedeutungen
ergibt. Es gilt hier das Prinzip der Kompositionalität der Bedeutung komplexer Ausdrücke,
das besagt, daß die Bedeutung solcher Ausdrücke sich aus der Bedeutung der Elementarzeichen
in Abhängigkeit von der syntaktischen Struktur zusammensetzt. Jeder Satz ist eine
Assoziation eines komplexen Ausdrucks Ai und eines komplexen Inhalts
Ij, die in einer Symbolisierungsrelation stehen: sym(Ai,
Ij). Die Frage, die sich jetzt stellt, ist, wie nun genau die
Beziehung zwischen Ausdruck und Inhalt komplexer Zeichen beschaffen ist, wie sich
genau die Inhalte von Wörtern kombinieren lassen und welchen Beschränkungen diese
Kombinationen unterworfen sind.
Auf der Ebene der Syntax unterscheiden wir zwischen (a) grammatischen Kategorien
und (b) grammatischen Funktionen. Kategorien sind Klassen, d.h. Mengen von Elementen,
die bestimmte Eigenschaften gemeinsam haben. Dabei läßt sich jeweils klar entscheiden,
ob ein Objekt ein Element einer bestimmten Klasse ist, oder nicht. Grammatische
Kategorien fallen in zwei Unterklassen, (a) die lexikalischen Kategorien und (b)
die syntaktischen Kategorien. Lexikalische Kategorien sind Lexemklassen (Wortklassen)
wie Nomen, Verb, Adjektiv, Präposition, Determinator etc. Syntaktische Kategorien
sind Konstituentenklassen, wie Nominalphrase, Verbalphrase, Präpositionalphrase
etc., welche die Eigenschaft teilen, daß sie um eine lexikalische Kategorie, die
jeweils als Kopf fungiert und das grammatische Verhalten der Konstituente bestimmt,
aufgebaut sind. Eine Nominalphrase beispielsweise, hat ein Nomen als Kopf. Im Grenzfall
kann eine solche Nominalphrase auch aus dem Kopf allein bestehen, wie John
und sincerity in John admires sincerity. Nominalphrasen können durch
Determinatoren ([the]D boy), Adjektivphrasen ([quite nice]AP
pictures) oder rekursiven Kategorien, wie Präpositionalphrasen (questions [of
importance]PP) erweitert werden. Diese Erweiterungen können
auch alle gemeinsam auftreten: [the]D [old]AP [tree]N
(Kopf) [in the garden]PP.
Grammatische Funktionen sind grammatische Relationen, die zwischen grammatischen
Kategorien bestehen. So haben wir beispielsweise die grammatische Funktion Subjekt
definiert als die Funktion derjenigen Nominalphrase, die direkt von der Kategorie
S (= Satz) dominiert wird. Eine Teilkette eines Satzes fungiert als das Subjekt
dieses Satzes, falls sie unmittelbare Konstituente des Satzes ist und zur Kategorie
der Nominalphrasen (NP) gehört. Eine Nominalphrase, die unmittelbare Konstituente
einer Verbalphrase ist (d.h. eine NP, die unmittelbar von einer VP dominiert wird),
ist das Objekt dieser Verbalphrase:
5.2 Semantische Relationen
In den folgenden Abschnitten werden wir sehen, daß es strukturgleiche Sätze gibt,
die unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, die wir nicht allein durch die Unterscheidung
zwischen grammatischen Kategorien und grammatischen Funktionen erklären können.
Betrachten wir das folgende Satzpaar:
(5.1.)
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(a) The man cut the rope.
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(b) The knife cut the rope.
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Beide Sätze weisen hinsichtlich ihrer Konstituenz die gleiche syntaktische Struktur
auf:
Sowohl the man als auch the knife sind Nominalphrasen; beide fungieren
als Subjekte. Allerdings scheinen sie sich semantisch in ihrer Beziehung zum Verb
zu unterscheiden. Satz (5.1) (a) kann durch das Adverb carefully modifiziert
werden, Satz (5.1)(b) nicht:
(5.2.)
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(a) The man cut the rope carefully.
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(b)*The knife cut the rope carefully.
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Das Adverb carefully kann nur Verben modifizieren, die intentionale Handlungen
bezeichnen, die ihrerseits ein intentional handelndes Lebewesen voraussetzen.
Außerdem kann Satz (a) durch eine zusätzliche with-Phrase modifiziert werden,
was wiederum für Satz (b) nicht möglich ist:
(5.3.)
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(a) The man cut the rope with a screwdriver.
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(b)*The knife cut the rope with a screwdriver.
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Bei der Behandlung der Verfahren der Satzanalyse wurde ausgeführt, daß die Koordination
nur mit Konstituenten möglich ist, die zur gleichen Klasse gehören. Dies gilt auch
für die Ebene der semantischen Beziehungen.
(5.4.)(a) The man and the boy cut the rope (with a knife)
(b)*The man and the knife cut the rope.
Das unterschiedliche Verhalten von the man gegenüber the knife rührt
von der Tatsache her, daß ersteres den "Täter" der Handlung "schneiden"
bezeichnet, während letzteres lediglich das "Instrument" der Handlung
denotiert. Es handelt sich hier also nicht um ein Problem der Kombinierbarkeit grammatischer
Kategorien (beide sind Nominalphrasen) oder grammatischer Funktionen (beide haben
die Funktion des Subjekts), sondern um ein Problem der Kombinierbarkeit von semantischen
Relationen.
Bestimmte semantische Relationen, wie Agens (< lat. agere ‘handeln’)
zur Bezeichnung der handelnden Person, des Urhebers oder der Ausgangsgröße einer
Handlung oder Tätigkeit, oder das Patiens (< lat. patins ‘leidend’)
zur Bezeichnung einer von einem Vorgang betroffenen Größe, sind schon in der traditionellen
Grammatik behandelt worden. Eine systematische Behandlung fanden diese semantischen
Relationen in der von Charles Fillmore begründeten sog. Kasusgrammatik (Fillmore
1968). Die dort "Tiefenkasus" genannten Relationen benennen die semantischen
Rollen, die verschiedene "Mitspieler" (Aktanten) in der durch das Verb
bezeichneten Situation übernehmen. In unserem Beispiel bezeichnet the man
die handelnde Person (Agens, engl. agent), the rope ist das von dem
Vorgang des Schneidens unmittelbar betroffene (affizierte) Objekt (Patiens, engl.
patient); the knife ist das unbelebte Objekt mithilfe dessen die Handlung
vollzogen wird (Instrument). In der neueren Syntaxtheorie von Noam Chomsky spielen
sie als Thematische Relationen ebenfalls eine sehr wichtige Rolle.
In den folgenden Abschnitten werden wir versuchen, eine Menge von semantischen Relationen
dieser Art herauszuarbeiten. Wir werden weiterhin sehen, daß sich die Verben (und
Adjektive) in Abhängigkeit von den beteiligten semantischen Relationen in verschiedene
Typen klassifizieren lassen. Betrachten wir die folgende Liste von Sätzen:
(5.5.)
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(a) The wood is dry
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(b) The rope is tight
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(c) The dish is broken
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(d) The elephant is dead
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(5.6.)
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(a) The wood dried
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(b)The rope tightened
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(c) The dish broke
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(d) The elephant died
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(5.7.)
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(a) Michael ran
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(b) The men laughed
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(c) Harriet sang
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(d) The tiger jumped
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(5.8.)
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(a) Michael dried the wood
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(b) The men tightened the rope
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(c) Harriet broke the dish
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(d) The tiger killed the hermit
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Die Sätze in (5.5) sind Aussagen über Zustände, in welchen sich bestimmte Objekte
befinden. So befindet sich das durch das Syntagma the wood identifizierte
Objekt in (5.5)(a) im Zustand des "Trockenseins". The wood (oder
vielmehr das von the wood bezeichnete Objekt) ist das Patiens (ptnt von engl.
patient) des durch is dry ausgedrückten Zustandes. In abgekürzter
Redeweise sagen wir
(5.9.) the wood ist Patiens von is dry
Patiens (von) ist eine semantische Relation.
Informell werden wir vorläufig die semantische Relation einer Kategorie durch einen
geeigneten Index markieren:
(5.10.) [the wood]:ptnt is dry
Wenn wir die Kategorie Zustand durch St (< engl. state), bezeichnen,
kann die semantische Struktur der Sätze in (5.5) wie folgt symbolisiert werden:
(5.11.) NP:ptnt VP[V:St]
Zustände können von Nicht-Zuständen dadurch unterschieden werden, daß nur letztere
Antworten auf Fragen wie What happened? What's happening? sein können.
Ein Nicht-Zustand ist ein "Geschehen", ein Ereignis (engl. event).
Während die Sätze the wood dried, Michael ran, Michael dried the wood mögliche
Antworten auf die Frage What happened? sind, trifft dies für The wood is dry
nicht zu. Die Sätze in (5.6) sind Aussagen über Vorgänge. In den zur Diskussion
stehenden Beispielen sind die Vorgänge nichts anderes als Zustandsänderungen. Satz
(5.6)(a), z.B., kann paraphrasiert werden als
(5.12.) The wood became dry
Das von dem Syntagma the wood identifizierte Objekt ist von dem durch dried
ausgedrückten Vorgang unmittelbar betroffen (affiziert), es ist ein Vorgang, der
sich am Objekt vollzieht. Die semantische Rolle dieses Objekts wird ebenfalls als
Patiens aufgefaßt:
(5.13.) the wood ist Patiens (von) dried
(5.14.) the wood:ptnt dried
Der Unterschied zwischen (5.) und (5.14) liegt darin, daß dry einen Zustand
bezeichnet, dried hingegen einen Vorgang. Die allgemeine semantische Struktur
der Sätze in (5.6) kann wie folgt symbolisiert werden, wobei Pr (< engl.
process) einen Vorgang bezeichnet):
(5.15.) NP:ptnt VP[V:Pr]
Die Verben der Sätze in (5.7) bezeichnen weder einen Zustand noch eine Zustandsänderung
(Vorgang). Vielmehr drücken sie eine Tätigkeit oder Aktion (engl. action)
aus, etwas, das jemand tut. Eine Tätigkeit unterscheidet sich von einem Vorgang
darin, daß ein "Tätigkeits"-Satz eine mögliche Antwort auf die Frage What
did x do? ist. Während she sang eine mögliche Antwort auf die Frage
What did Harriet do? ist, trifft dies auf *She died nicht zu. Umgekehrt
ist es oft so, daß ein einfacher Vorgangssatz eine Anwort auf die Frage What happened
to x? ist, worauf ein einfacher Tätigkeitssatz keine angemessene Antwort
wäre:
What happened to Harriet?
She died.
aber nicht:
*She sang
Die Nominalphrasen in Tätigkeitsätzen wie jene in (5.7) identifizieren Objekte (typischerweise
Lebewesen), die "Täter" sind, d.h. welche die durch die Verben ausgedrückten
Tätigkeiten ausführen. Die entsprechende semantische Relation wird Agens genannt.
In (5.7)(c), z.B., ist Harriet das Agens der Tätigkeit sang:
(5.16.) Harriet ist Agens (von) sang.
(5.17.) Harriet:agnt sang
Allgemein gesprochen kann ein Tätigkeitssatz wie in (5..) gezeigt dargestellte werden,
wobei Ac (< engl. action) für Tätigkeit steht.
(5.18.) NP:agnt VP[V:Ac]
Zustände und Vorgänge werden also von einem Patiens begleitet, Tätigkeiten hingegen
von einem Agens.
Betrachten wir nun die Sätze in (5.8). Sie beantworten sowohl die Frage What happened
to x? (was typisch für Vorgangssätze ist) als auch die Frage What did x do?
(charakteristisch für Tätigkeitssätze). Zum Beispiel:
What happened to the wood?
Michael dried it.
What did Michael do?
He dried the wood.
Die Sätze in (5.8) sind also sowohl Tätigkeiten als auch Vorgänge. Sie werden sowohl
von einem Agens als auch von einem Patiens begleitet. Sie sind Vorgänge bezüglich
des Patiens und Tätigkeiten bezüglich des Agens. Diese Kombination von Vorgang und
Tätigkeit wollen wir Handlung nennen.
Nun stellt sich die Frage wie die semantische Struktur von Handlungssätzen aussieht.
Sehen wir uns Satz (5.8)(a) an. Er kann paraphrasiert werden als
(5.19.) Michael made the wood dry
wobei the wood in der Patiens-Relation zu dry steht, während Michael
in der Agens-Relation zu the wood dry steht. Das deutet darauf hin, das die
Konfiguration aus Verb und Patiens eine semantische Einheit bildet. Es gibt weitere
Indizien für diese Annahme.
(5.20.) Michael dried the wood. He did it carefully.
In (5.20.) steht it für dried the wood und carefully modifiziert
die Tätigkeit, nicht den Vorgang (*the wood dried carefully). Demnach muß
die semantische Struktur von (5.8)(a) etwa wie folgt aussehen:
(5.21.) NP:agnt VP[V:Ac/Pr NP:ptnt]
Dabei steht Ac/Pr (< engl. action/process) für Handlung.
Bis jetzt können wir zwei semantische Relationen und vier Typen von Prädikatoren
unterscheiden (wobei Prädikator ein Oberbegriff von Adjektiv und Verb ist).
Agens
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(agnt)
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Der (typischerweise) belebte Urheber einer Tätigkeit
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Patiens
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(ptnt)
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Das von einem Zustand oder Vorgang affizierte Objekt (einschl. Lebewesen)
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Zustand (state)
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(St)
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dry, tight, broken, dead
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Vorgang (process)
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(Pr)
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dry, tighten, break, die
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Tätigkeit (action)
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(Ac)
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run, laugh, sing, jump
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Handlung (action/process)
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(Ac/Pr)
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dry, tighten, break, kill
|
Zustände und Vorgänge werden von einem Patiens begleitet, einfache Tätigkeiten von
einem Agens und Handlungen (Tätigkeit+Vorgang) sowohl von einem Agens als auch von
einem Patiens.
Aufgabe: Identifizieren Sie die semantischen Relationen in den folgenden Sätzen
und klassifizieren sie die Prädikatoren
(5.22.)
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(a) John is bald
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(b) The ice melted
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(c) Mary is writing
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(d) Is John singing?
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(e) The house was painted by John
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(f) The house was destroyed
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Sehen wir uns nun die folgenden Beispiele an:
(5.23.)
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(a) Tom wanted a drink
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(b) Tom knew the answer
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(c) Tom liked the asparagus
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Obwohl es oberflächlich betrachtet so aussieht als sei Tom in jedem dieser
Sätze ein Agens (vgl. Tom cut the paper), gibt es dennoch gute Gründe für
die Annahme, daß dies nicht der Fall ist. Tom ist nicht der Urheber einer Handlung,
kein Täter. Er befindet sich vielmehr in einer bestimmten geistigen Verfassung,
macht eine bestimmte mentale Erfahrung (das "Wollen eines Drinks",
das "Kennen der Antwort", das "Mögen des Spargels"). Chafe (1970:145)
nennt die Prädikatoren in solchen Sätzen experiential (aus engl. experience
‘Erfahrung’). Der "Wahrnehmungsträger" (hier Tom) wird
experiencer genannt. Die in (5.23) illustrierten Wahrnehmungsverben scheinen
Zustände zu sein, eine Annahme, die dadurch gestützt wird, daß sie nicht angemessene
Antworten auf die Frage What happened? sind. Wie für Zustände üblich, wird
jedes Wahrnehmungsverb neben dem "Experiencer" Tom von einer Patiens-NP
begleitet. Wahrnehmungsverben können auch Vorgänge bezeichnen:
(5.24.)
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(a) Tom saw a snake
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(b) Tom heard an owl
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(c) Tom felt the needle
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(d) Tom remembered the answer
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Solche Sätze bezeichnen offensichtlich eher Ereignisse als Zustände. Sie scheinen
akzeptable Antworten auf die Frage What happened? zu sein. Sie scheinen in
der hier gemeinten Bedeutung jedoch auch keine Tätigkeiten oder Handlungen zu involvieren,
sie sagen nicht aus, daß Tom etwas tat. Sie können also als Vorgänge aufgefaßt werden.
Wiederum ist Tom der Wahrnehmungsträger, jemand, dessen Geisteshaltung oder
dessen mentale Prozesse betroffen sind. (Vgl. Chafe 1970:145). Die semantische Repräsentation
von (5.23)(a), z.B., sieht ungefähr folgendermaßen aus:
(5.25.) Tom:expr wanted a drink:ptnt
(5.26.) NP:expr VP[V:St/Ex NP:ptnt]
Die semantische Repräsentation von (5.)(a) ist (5..) bzw.(5..)
(5.27.) Tom:expr saw a snake:ptnt
(5.28.) NP:expr VP[V:Pr/Ex NP:ptnt]
Wahrnehmungsträger Experiencer
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expr
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Eine typischerweise belebte Entität, die eine Erfahrung macht oder die dem Effekt
einer Handlung unterliegt.
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Zustand state/experiential
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St/Ex
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want, know, like
|
Vorgang process/experiential
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Pr/Ex
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see, hear, remember
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Wie verhält es sich nun mit folgenden Beispielen:
(5.29.)
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(a) Mary cut the bread with a knife
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(b) She opened the door with this key
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(c) The rope cut with a knife
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(d) The knife cut the rope
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Die Verben in diesen Sätze bezeichnen entweder Handlungen (wie in (5.29)(a) und
(b)) oder einfache Vorgänge (wie in (5.29)(c) und (d)). Die kursiv gesetzten Syntagmen
identifizieren die Instrumente mit Hilfe derer die Vorgänge ausgeführt werden. In
(5.29)(d), zum Beispiel, the rope ist Patiens von cut, und the knife
Instrument (inst) von cut the rope:
(5.30.) the knife:inst cut the rope:ptnt
(5.31.) NP:inst VP[V:Pr NP:ptnt]
Die Sätze (5.)(a) und (5. )(b) unterscheiden sich von (c) durch die Anwesenheit
eines Agens:
(5.32.) Mary:agnt cut the bread:ptnt with a knife:inst
(5.33.) NP:agnt VP[V:Ac/Pr NP:ptnt (P) NP:inst]
Instrument
|
inst
|
Mittel oder unmittelbare physikalische Ursache eines Geschehens (Vorgang oder Handlung)
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AufgabeIdentifizieren Sie die die semantischen Relationen in den folgenden
Sätzen
(5.34.)
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(a) The door opened
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(b) The horse jumped
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(c) The students dislike grammar
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(d) The girl cried
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(e) Mary listened to the music
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(f) The wind opened the door
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(g) The gun frightened the boy
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(h) The man frightened the boy
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Betrachten wir noch die folgenden Sätze
(5.35.)
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(a) John has a house
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(b) John owns a house
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(c) The house belongs to John
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Die Verben in diesen Sätzen beantworten weder die Frage What's happening?
noch die Frage What did John do?. Sie drücken also Zustände aus. In welcher
semantischen Relation steht nun John zum Zustand "have a house"
oder "own a house" ? John ist hier kein Wahrnehmungsträger (experiencer)
(seine mentale Disposition ist nicht unmittelbar involviert). Die durch John
identifizierte Person ist vielmehr "Nutznießer" des durch das Verb ausgedrückten
Zustandes "have (own) a house". John ist der Benefaktiv (engl.
beneficiary) (benf) des Zustandes. Da have a house einen Zustand bezeichnet,
können wir annehmen, daß a house Patiens ist.
(5.36.) John:benf has a house:ptnt
Ein Benefaktiv profitiert nicht nur von einem Zustand, sondern auch von einem Vorgang
oder einer Tätigkeit:
(5.37.)
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(a) Tom found the tickets (he had lost)
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(b) Tom won a car
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(c) Tom gave Tim a book
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(5.38.)
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(a) Tom:benf found the tickets:ptnt
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(b) Tom:benf won a car:ptnt
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(c) Tom:agnt gave Tim:benf a book:ptnt
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Verben, die von einem Benefaktiv begleitet werden, können benefaktiv genannt
werden.
(5.39.)
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(a) NP:benf VP[V:St/Be NP:ptnt] (John owns a house)
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(b) NP:benf VP[V:Pr/Be NP:ptnt] (Tom found the tickets)
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(c) NP:agnt VP[V:Ac/Pr/Be NP:benf NP:ptnt] (Tom gave Tim a book)
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(5.40.)
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(a) The cat is on the roof
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(b) John lives in London
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(c) Mary remained in the house
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Die Verben in diesen Sätze bezeichnen Zustände. Die Subjekte the cat, John
und Mary sind das Patiens bezüglich dieser Zustände. London in (5.40)(b)
ist die Lokalisierung- engl. Location (loc) - von lives:
(5.41.) Rudi:ptnt lives in London:loc
Verben, die von lokalen Nomina begleitet werden, heißen lokative (Lc) Verben. Die
allgemeine semantische Struktur der Sätze in (5.41) kann daher wie folgt angegeben
werden:
(5.42.) NP:ptnt VP(V:St/Lc (P) NP:loc)
Die folgenden Sätze scheinen lokative Vorgänge auszudrücken:
(5.43.)(a) Tom fell from the chair
(b) The ship sank into the sea
Daß es hier um Vorgänge geht, ergibt sich aus der Tatsache, daß diese Sätze mögliche
Antworten auf die Fragen What happened to Tom? und What happened to the ship?
sind, wobei Tom und the ship die Patiens-Rolle haben:
(5.44.)
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(a) Tom:ptnt fell from the chair:loc
|
|
(b) The ship:ptnt sank into the sea:loc
|
(5.45.) NP:ptnt VP[V:Pr/Lc (P) NP:loc ]
Diese Kategorisierung ist jedoch nicht ganz befriedigend, weil nicht berücksichtigt
wird, daß wir es hier mit einer Ortsveränderung zu tun haben, wo im einen Fall der
Ausgangspunkt genannt wird (fell from the chair), im anderen der Endpunkt
(into the sea).
Dies wird noch deutlicher bei den folgenden lokativen Tätigkeiten, die nach dem
bisherigen Stand wie folgt beschrieben würden:
(5.46.)
|
(a) Tom sat in the chair
|
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(b) Tom crawled under the table
|
|
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(5.47.)
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(a) Tom:agnt sat in the chair:loc
|
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(b) Tom:agnt crawled under the table:loc
|
(5.48.) NP:agnt VP[V:Ac/Lc (P) NP:loc]
Dabei wird wiederum nicht berücksichtigt, daß bei John sat in the chair keine
Bewegung stattfindet, so daß die Kategorisierung als location gerechtfertigt ist,
wohl aber bei Tom crawled under the table. Im letzteren Fall liegt außerdem
eine Doppeldeutigkeit vor, denn es kann einmal bedeuten, daß Tom unter dem
Tisch hin- und herkroch, oder daß er von einer Position außerhalb des Tischbereiches
in eine Position unter dem Tisch gekrochen ist. Im Deutschen wird dieser Unterschied
durch den Kasus ausgedrückt:
(5.49.) Tom kroch unter {dem, den} Tisch
Es ist also sinnvoll eine Differenzierung vorzunehmen. Dazu führen wir zusätzlich
zu Location zwei weitere semantische Relationen ein, eine zur Bezeichnung des Ausgangspunktes
einer Bewegung, eine zur Bezeichnung des Endpunktes. Erstere wird im Englischen
source (wörtlich Quelle) genannt, abgekürzt srce, letztere destination (dest).
(5.50.)
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(a) Tom:agnt sat in the chair:loc
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(b) Tom:agnt crawled under the table:dest
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(5.51.)
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NP:agnt VP[V:Ac/Lc (P) NP:{loc, srce, dest}]
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Die folgenden Sätze scheinen lokative Handlungen zu enthalten:
(5.52.)
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(a) Tom put the book on the shelf
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(b) Tom threw the ball into the pond
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(5.53.)
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(a) Tom:agnt put the book:ptnt on the shelf:dest
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(b) Tom:agnt threw the ball:ptnt into the pond:dest
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(5. 54.)
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NP:agnt VP[V:Ac/Pr/Lc NP:ptnt(P) NP:{loc, srce, dest}]
|
Vergleichen Sie das folgende Satzpaar:
(5.55.)
|
(a) John painted a house (‘anstreichen’)
|
|
(b) John built a house
|
Die semantische Struktur von (5.55)(a) ist wie folgt:
(5.56.) John:agnt painted a house:ptnt
Auf den ersten Blick scheint auch (5.)(b) die gleiche semantische Struktur aufzuweisen.
Es gibt jedoch einen Unterschied. Während What John did to the house was paint it
möglich ist, trifft dies für '*What John did to the house was build it
nicht zu. Der Grund dafür ist, daß in (5.)(b) das durch a house identifizierte
Objekt durch die Handlung erst entsteht, es ist das Resultat dieser Handlung. Verben,
die diese Eigenschaft haben, können resultativ (Re) genannt werden:
(5.57.)
|
(a)Rudi:agnt baute ein Haus:rslt
|
|
(b)NP:agnt VP[V:Ac/Pr/Re NP:rslt]
|
Es werden wohl zusätzliche semantische Relationen postuliert werden müssen, und
für einige der bereits identifizierten werden weitere Differenzierungen erforderlich
sein.
Zusammenfassung:
A) Semantische Relationen
|
Agens
|
agnt
|
Der (typischerweise belebte) Urheber einer Tätigkeit oder Handlung
|
|
|
Mary:agnt paints her hair
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Patiens
|
ptnt
|
Die Entität (einschl. Lebewesen), die von einem Zustand, Vorgang, oder einer Handlung
affiziert wird
|
|
|
The wood:ptnt dried
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Wahrnehmungsträger (Experiencer)
|
expr
|
Jemand, dessen mentale Disposition oder mentalen Prozesse von einem Zustand oder
Vorgang affiziert sind
|
|
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Tom:expr saw a flying saucer
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Benefaktiv
|
benf
|
Jemand, der Nutznießer eines Zustands, Vorgangs oder einer Handlung ist
|
|
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Mary gave her friend:ben a yellow tie
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Instrument
|
inst
|
Die Entität, die ursächlich in einem Vorgang oder in einer Handlung involviert ist
|
|
|
the knife:inst cut the rope
|
Lokalisierung
|
|
|
(Location)
|
loc
|
Die räumliche Lokalisierung eines Zustandes, Vorganges, einer Tätigkeit oder Handlung
|
|
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Tom swam in the river:loc
|
Ausgangspunkt
(source)
|
srce
|
Der Ausgangspunkt eines Vorganges, einer Tätigkeit oder einer Handlung
|
|
|
Tom fell from the roof:srce
|
Endpunkt
(destination)
|
dest
|
Der Endpunkt eines Vorganges, einer Tätigkeit oder einer Handlung
|
|
|
Tom jumped into the river:dest
|
Resultat
|
rslt
|
Das Objekt, das das Resultat einer Tätigkeit oder Handlung ist
|
|
|
The phonograph:rslt was invented by Edison
|
B) Prädikatoren
Wir haben vier Typen von Prädikatoren unterschieden: Zustände, Vorgänge, Tätigkeiten,
und Handlungen. Diese müssen weiterhin als "experiential" (Ex), benefaktiv
(Be), lokativ (Lc), und resultativ (Re) subklassifiziert werden.
5.3 Konzeptgraphen
Wir haben im vorigen Abschnitt die semantische Struktur von Sätzen eher informell
dargestellt als Annotationen von ebenfalls informellen grammatischen Repräsentationen.
In der Darstellung des Satzes The man cut the rope with a knife als
(5.58.) The man:agnt cut:Ac/Pr the rope:ptnt with a knife:inst
kommt nicht zum Ausdruck, daß es sich eher um Beziehungen auf der begrifflichen
Ebene handelt, und daß dabei der durch das Verb bezeichnete Begriff eine zentrale
Rolle spielt.
Abb. 5.3.
Wenn wir über Regeln für die Kombinierbarkeit von Begriffen sprechen wollen, brauchen
wir eine Sprache, die uns erlaubt, die Objekte, mit denen wir umgehen, präzise zu
benennen, d.h. wir müssen Bedeutungen darstellen und diese Darstellungen manipulieren
können. Häufig wird die formale Logik als Beschreibungssprache für die Semantik
verwendet. Die Logiksprache ist jedoch sehr unanschaulich und daher für unsere Zwecke
weniger geeignet.
Alternativ soll hier ein Ansatz zur Repräsentation von Bedeutungen verwendet werden,
der es ermöglicht, Bedeutungen graphisch darzustellen. Es handelt sich dabei um
die von John F. Sowa (1984) entwickelte Theorie der Konzeptgraphen (conceptual graphs).
Abb. 5. zeigt die semantische Struktur des Satzes The man cut the rope with
a knife als Konzeptgraph im Sinne von Sowa.
Abb. 5.4. Konzeptgraph
Der Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, daß trotz der Anschaulichkeit der Anspruch
auf Präzision erhalten bleibt, da sich Konzeptgraphen direkt in Logiksprache übersetzen
lassen. Andererseits lassen sich Konzeptgraphen auch direkt in natürliche Sprache
übersetzen. Wie wir sehen werden, hilft uns diese Theorie, das oben angesprochene
Problem der Kombinierbarkeit von Bedeutungen zu formulieren und die getroffenen
Aussagen anhand dieser Theorie zu überprüfen. Um die Bedeutungen von Sätzen beschreiben
zu können, müssen Konzeptgraphen die folgenden Arten von Informationen darstellen
können:
- Sie müssen die Beziehungen, die zwischen Personen, Dingen, Attributen und Ereignissen
bestehen, darstellen können.
- Sie müssen ausdrücken können, ob etwas passiert ist, passieren könnte, passieren
wird oder passieren sollte (Zeit und Modalität).
- Sie müssen die Hintergrundinformationen darstellen können, von denen Sprecher und
Hörer stillschweigend ausgehen.
- Sie müssen aufzeigen können, was der Sprecher an Neuem auszusagen versucht.
- Sie müssen anzeigen können, welche Konzepte auf dieselben Objekte verweisen. Sie
müssen also anzeigen können, worauf sich beispielsweise ein Pronomen bezieht (Referenz).
Wie wir im folgenden feststellen werden, können wir diese Arten von Informationen
auf relativ elegante Weise mit Hilfe der Konzeptgraphen darstellen.
5.4 Die Notation von Konzeptgraphen
5.4.1 Konzepte
Um uns in der Terminologie nicht zu weit von John Sowas Konzeptgraphentheorie zu
entfernen, werden wir im folgenden statt wie bisher von Begriffen von Konzepten
sprechen. Wir werden weiter unten jedoch auch sehen, daß Konzepte bei Sowa eine
ganz spezifische Struktur aufweisen.
Menschen sind in der Lage, aufgrund ihrer Wahrnehmung ein inneres Modell der Außenwelt
aufzubauen und im Langzeitgedächtnis zu speichern und sich mithilfe dieses Modells
in der Welt zu orientieren. Konzepte sind die Grundbausteine dieses Wissens.
Es wird zwischen kategorialem und individuell-episodischem Wissen unterschieden
(vgl. Schwarz & Chur, 1993:24ff). Kategoriales Wissen ist verallgemeinertes
Wissen über die Welt, d.h. Wissen nicht über einzelne Objekte sondern von Klassen
von Objekten. Konzepte, die Informationen über ganze Klassen repräsentieren, sind
Kategorien. Wir verfügen beispielsweise über ein kategoriales Konzept PFERD, mit
dem u.a. das Wissen gespeichert ist, daß Pferde Tiere sind, daß sie eine Mähne und
einen Schweif haben, daß man damit reiten kann etc. Wir sind in der Lage, Objekte
als Pferde zu erkennen, weil wir ein kategoriales Konzept eines Pferdes im Langzeitgedächtnis
haben.
Ein wichtiger Hinweis zur Notation: Hier und im folgenden wird durch die Großschreibung
PFERD ausgedrückt, daß es sich nicht um das deutsche Wort Pferd handelt (geschrieben
oder gesprochen) und auch nicht um ein konkretes Tier, sondern um das mit dem Wort
Pferd assoziierte Konzept. Dies würde deutlicher werden, wenn man für die
Benennung von Konzepten eine andere Sprache verwenden würde, z.B. das Lateinische
(hier: EQUUS). Davon wird jedoch aus naheliegenden Gründen Abstand genommen.
Individuell-episodisches Wissen ist an raum-zeitliche Erfahrungen gebunden und von
den subjektiven Erlebnissen (Episoden) des Wissensträgers abhängig.
In welchem Verhältnis stehen nun Konzepte und sprachliche Bedeutungen zueinander?
In der linguistischen Semantikforschung besteht derzeit keine Einigkeit darüber,
ob und inwieweit konzeptuelles und semantisches Wissen identisch sind:
In der sogenannten Ein-Stufen-Semantik werden konzeptuelle und semantische Einheiten
gleichgesetzt [Vertreter: Jackendoff (1983); KHW]. Die Zwei-Stufen-Semantik dagegen
postuliert eine Unterscheidung zwischen Konzepten, die dem allgemeinen Weltwissen
zugeordnet werden, und Bedeutungen, die dem sprachlichen Wissen angehören [Vertreter:
Bierwisch (1983)]. Schließlich versucht die Drei-Stufen-Semantik, die abstrakten
… Konzepte, die sprachspezifischen lexikalischen Bedeutungen und die kontextdeterminierten
aktuellen Bedeutungen aufeinander zu beziehen [Vertreterin: Schwarz (1992)]. (Schwarz
& Chur, 1993:26)
Wir wollen im folgenden vereinfachend davon ausgehen, daß Konzepte Wortbedeutungen
entsprechen, aber nicht notwendigerweise mit ihnen identisch sind. Die Existenz
von Konzepten ist nicht unbedingt an die Existenz von Wörtern gekoppelt. Wir verfügen
auch über Konzepte, die nicht an einen sprachlichen Ausdruck geknüpft sind. So läßt
sich beispielsweise die Proportion hungrig : satt :: durstig : x auf der
konzeptuellen Ebene auflösen als etwa NICHT-MEHR-DURSTIG-SEIN, nicht jedoch auf
der Ausdrucksebene. Beim Spracherwerb von Kindern läßt sich feststellen, daß das
konzeptuelle Wissen früher ausgebaut ist als das grammatisch-lexikalische Wissen,
d.h. daß sie bereits über Konzepte verfügen können, während ihnen die entsprechenden
Ausdrücke dazu noch fehlen.
Definition 5.1. Konzept
Ein Konzept ist eine mentale Repräsentation eines Objektes, einer Handlung, einer
Eigenschaft, eines Ereignisses oder allgemein eines Sachverhaltes. In der Sprache
werden elementare Konzepte durch Wörter ausgedrückt.
5.4.2 Konzeptgraphen
Man muß deutlich unterscheiden zwischen dem abstrakten, mathematischen Begriff eines
Konzeptgraphen und seiner Darstellung. In Abb. 5.4. ist ein Konzeptgraph
anschaulich dargestellt. Wir werden sehen, daß es auch andere Formen der Darstellung
gibt.
Ein Konzeptgraph ist eine abstrakte Struktur, der aus einer Menge von Knoten besteht,
die durch eine Menge von Kanten verbunden sind. Die Kanten stellen dabei Relationen
dar, die zwischen den Knoten bestehen. In Konzeptgraphen unterscheiden wir dabei
zwei Arten von Knoten: Konzeptknoten und Relationsknoten. Im Grenzfall kann ein
Konzeptgraph aus einem einzigen Konzeptknoten bestehen. Ein Relationsknoten kann
jedoch nicht alleine stehen, da er eine Beziehung zwischen Konzepten ausdrückt.
Wie wir später sehen werden, gibt es jedoch auch einstellige Relationen, die mit
genau einer Kante an einen Konzeptknoten gebunden sind.
Abb. 5.5. Die Elemente von Konzeptgraphen
Konzeptgraphen können als Diagramme dargestellt werden, wobei die Konzeptknoten
durch Kästchen und die Relationsknoten durch Kreise dargestellt werden. Die Kanten
der Konzeptgraphen werden durch Pfeile dargestellt, haben also eine Richtung. Wir
sprechen deshalb auch von einem gerichteten Graphen.
Konzepte und Relationen basieren auf übereinzelsprachlichen semantischen Prinzipien,
d.h sie lassen sich ebenso für das Englische, wie auch für das Deutsche oder das
Japanische verwenden.
Neben der anschaulichen Notation mit Kästchen und Kreisen (wie in Abb. 5..
verwendet), deren Vorteil in der Visualisierung der Bedeutungen liegt, gibt es noch
eine lineare Notation, die beispielsweise auch von einem Computer gelesen werden
kann. In der linearen Notationsweise werden Konzepte in eckigen und Relationen in
runden Klammern dargestellt. Ein Konzeptgraph in der linearen Notation wird durch
einen Punkt abgeschlossen. Wenn von einem Konzept mehr als zwei Kanten ausgehen,
wie bei dem Konzept cut in Abb. 5.., dann schreiben wir dieses Konzept als
Kopf, gefolgt von einem Bindestrich, separat in eine Zeile, und die dazugehörigen
Relationen, leicht eingerückt, in die Zeilen darunter. Die lineare Notation für
den Konzeptgraphen aus Abb. 5.. hat also folgende Gestalt:
(5.59.)
|
[cut] —
|
|
(agnt) → [man: #]
|
|
(ptnt) → [rope: #]
|
|
(inst) → [knife].
|
5.4.3 Konzeptknoten
Im Kapitel über Semiotik haben wir den Zeichenprozeß als dreistellige Zeichenrelation
zwischen Zeichen, Bezeichnetem und Gegenstand kennengelernt. Die Begriffe der Konzeptgraphentheorie
stellen die Ebene des Bezeichneten dar. Wie wir gesehen haben, sind in der Geschichte
der Linguistik eine Vielzahl von Namen für die Elemente der Zeichenrelation vergeben
worden. Im Rahmen der Konzeptgraphentheorie verwendet Sowa die Namen Konzept (concept)
für Bezeichnetes und Referent (Referent) für Gegenstand.
Das semiotische Dreieck aus dem Semiotikkapitel verdeutlicht, daß die Beziehung
zwischen den sprachlichen Zeichen und den Objekten der realen Welt keine direkte
Beziehung ist, sondern über Begriffe (Konzepte) vermittelt wird. Konzepte haben
Entsprechungen in der realen Welt, die wir als Referenten bezeichnen. Betrachten
wir den folgenden Satz:
(5.60.) John is going to Boston by bus
In einer konkreten Verwendung dieses Satzes wird durch das Wort John zweierlei
ausgedrückt: Es wird erstens auf ein bestimmtes, bereits identifiziertes Individuum
namens 'John' referiert und zweitens die Zugehörigkeit dieses Individuums
zu einer begrifflichen Kategorie (MENSCH oder PERSON) angedeutet. Im Kontext der
Konzeptgraphentheorie werden diese Kategorien Typen genannt. Um nun den Typ (die
Kategorie) eines Referenten von dem Individuum selbst unterscheiden zu können, ist
ein Konzeptknoten in zwei Felder unterteilt, die durch einen Doppelpunkt getrennt
werden: ein Typfeld und ein Referenzfeld. Im Typfeld steht ein Ausdruck, der den
Typ bezeichnet, dem das Konzept angehört (Typbezeichner), im Referenzfeld ein Ausdruck,
der die Referenz des Konzepts klärt, d.h. seinen Bezug zu Objekten, Eigenschaften,
Ereignissen, Handlungen etc. in der Welt (Referenzausdruck). Die allgemeine Form
eines Konzeptknotens ist also wie folgt:
Typbezeichner : Referenzausdruck
Abb. 5.6.
In der linearisierten Form schreiben wir dafür [Typbezeichner : Referenzausdruck].
Typbezeichner werden durch Zeichenketten aus Großbuchstaben dargestellt. Bei den
Referenzausdrücken müssen eine Reihe von Fällen unterschieden werden (s.u.). Im
vorliegenden Falle ist der Referenzausdruck ein Eigenname.
Der Referenzausdruck im Referenzfeld schränkt dabei die Menge der bezeichneten Elemente
ein, darf aber nicht mit den Referenten selbst verwechselt werden, die ja Bestandteil
der externen Welt sind. Das Konzept [person: John] z.B., ist das Konzept eines Induviduums
vom Typ person mit dem Referenten John.
Definition 5.2. Referent
Der Referent eines Konzepts ist ein Objekt, eine Handlung, eine Eigenschaft oder
ein Ereignis in der realen, einer hypothetischen oder sonst vorstellbarenWelt, worauf
sich das Konzept bezieht.
Definition 5.3. Individualkonzept
Ein Individualkonzept weist auf ein einzelnes Individuum hin. Es wird dargestellt
durch einen Typbezeichner, dem Doppelpunkt und einem Referenzausdruck (z.B. einem
Namen), der ein einzelnes Exemplar des Typs identifiziert.
Analog wäre das dem Wort Boston zugeordnete Konzept durch [CITY : Boston]
bzw. das entsprechende Diagramm wiederzugeben.
Daß jedes Konzept aus einem Typfeld und einem Referenzfeld besteht, bedeutet nicht,
daß auch jedes Konzept auf etwas referieren muß. Die Wörter bus und (is) going
sind hinsichtlich ihrer Referenz nicht näher spezifiziert. Es handelt sich um generische
Konzepte, die nur den Typ spezifizieren, nicht jedoch einen Referenten. In der Notation
kommt dies dadurch zum Ausdruck, daß das Referenzfeld leer bleiben kann (der Doppelpunkt
entfällt dann ebenfalls): [BUS] bzw. [GO]. In der vollen Form wird jedoch die nicht-spezifische
Referenz durch das Symbol '*' im Referenzfeld ausgedrückt: [BUS: *].
Abb. 5.7.
In der Basisnotation für Konzeptgraphen sind eigentlich nur drei Arten von Referenten
zugelassen:
- Existentielle Referenz, dargestellt durch das Symbol '*': Damit wird
ausgedrückt, daß (wenigestens) ein Individum des entsprechenden Typs existiert.
- Individuelle Kennzeichnung, dargestellt durch das Symbol # gefolgt von einer
positiven Ganzzahl, z.B. #32415 (Identifikationsnummer): Damit wird in einem gegebenen
Kontext ein einzelnes Individuum eindeutig identifiziert. Beispiele aus dem praktischen
Leben sind die Matrikelnummern von Studierenden ([STUDENT: #32145] = ‘der
Student mit der Matrikelnummer 32145’), die Fahrgestellnummern von Autos,
die Rahmennummern von Fahrrädern, die Seriennummern von Geräten etc.
- Literale: Ein Literal identifiziert ein Individuum anhand seiner Form. Beispiel:
in "John" is a four-letter word steht die Zeichenkette "John"
das Wort John, was dem Konzept [word: "John"] entspricht. In ähnlicher
Weise stehen Ziffernfolgen für sich selbst, z.B. 3.14159 in The number 3.14159
is called Pi: [number: 3.14159].
In der linguistischen Praxis kommt es bei der Individuellen Kennzeichnung weniger
auf die genaue Kenntnis der Identifikationsnummer an als vielmehr darauf, ausdrücken
zu können, daß ein Individualkonzept vorliegt und gegebenfalls ob zwei Instanzen
von Konzepten identisch oder verschieden sind. Im ersten Fall kann im allgemeinen
die Identifikationsnummer entfallen, d.h. statt [student: #32145] schreiben wir
[student: #]. Die Identität oder Verschiedenheit von Referenten kann durch Variable
gekennzeichnet werden. In dem Satz
(5.61.) The boy believes that he has smashed the vase
ist die Referenz von he nicht eindeutig: Es kann sich einmal auf the boy
beziehen — genauer sollte man sagen, daß es die gleiche Referenz hat wie the
boy. Es kann sich jedoch auch auf eine andere Person beziehen. In jedem
Falle handelt es sich um eine spezifische Referenz. Die Gleichheit im ersten Falle
kann durch die Verwendung der gleichen Variablen im Referenzfeld ausgedrückt werden:
[boy :#x] und [male :#x], im zweiten entsprechend durch verschiedene Variablen:
[boy : #x] und [male : #y].
In der Alltagssprache gibt es jedoch eine ganze Reihe von Ausdrücksmöglichkeiten,
welche die Referenz von Konzepten näher spezifizieren, die mit diesem Grundinventar
nicht unmittelbar wiedergegeben werden können: John, The Queen (Namen), some
cat, , , all cats, several cats, every cat, no cat(s) (Quantoren), cats, the
cats, some cats (Mengen), five cats (Zahlwörter), which cat(s)
(Fragen), etc.
Referenzart
|
Beispiel
|
Englischer Beleg
|
Existentiell
|
[CAT] or [CAT: *]
|
a cat oder some cat
|
Individuelle Kennzeichnung
|
[CAT: #10872]
|
the cat #10872
|
Definite Referenz
|
[CAT: #]
|
the cat
|
Namentlich benanntes Individuum
|
[CAT: Muffy]
|
Muffy oder the cat Muffy
|
Spezifische Menge
|
[CAT:{Muffy,Yojo}]
|
Muffy and Yojo
|
Generische Menge
|
[CAT: {*}]
|
cats oder some cats
|
Abgezählte generische Menge
|
[CAT: {*} @5]
|
five cats
|
Definite Mengenreferenz
|
[CAT: {*}#]
|
the cats
|
Allquantor
|
[CAT: " ]
|
every cat
|
Universelle Negation
|
[CAT: ~]
|
no cat
|
Allquantor plural
|
[CAT: {*}" ]
|
all cats
|
Universelle Negation Plural
|
[CAT: {*}~]
|
no cats
|
unscharfer Quantor
|
[CAT: {*}@many]
|
many cats
|
Frage
|
[CAT: ?]
|
which cat?
|
Frage Plural
|
[CAT: {*} ?]
|
which cats?
|
Abb. 5.8. Referenzausdrücke
Es müssen im Formalismus daher Erweiterungsmöglichkeiten vorgesehen werden, die
es erlauben, auch diese sprachlichen Ausdrücke in Konzeptgraphen zu repräsentieren.
Der einfachste Fall einer solchen Erweiterung ist ein Name wie John. Ein
Name ist ein Wort, d.h. ein Zeichenliteral vom Typ WORT, das einem Individualkonzept
per Konvention über eine Namensrelation zugeordnet ist:
(5.62.) [person: #4711] → (name)
® [word: "John"].
Dieser Ausdruck kann gelesen werden als "Die Person mit der Identifikationsnummer
#4711 namens John." Er kann zum Konzeptausdruck [PERSON: John] zusammengezogen
werden. Diesen Vorgang nennt man Namenskontraktion. Falls in einem spezifischen
Kontext mehrere verschiedene Personen namens John vorkommen sollten, kann im Zweifelsfall
die Identifikationsnummer an den Namen angehängt werden: [PERSON: John#4711].
Die wichtigsten Referenzausdrücke sind in der Tabelle in Abb. 5.8. zusammengefaßt.
Beispiel:
(5.63.) [cat: #25] ← (agnt)
¬ [chase] → (ptnt) →
[mouse: #3].
für The cat chased the mouse.
Der bestimmte Artikel weist auf ganz bestimmte Individuen hin. In The elephant destroyed
the field handelt es sich um einen ganz bestimmten Elefanten aus
der Menge aller möglichen (lebenden, toten oder denkbaren) Elefanten. Der bestimmte
Artikel rechtfertigt sich dadurch, daß der Sprecher annimmt, daß dem Hörer das entsprechende
Individuum bereits bekannt ist, z.B. weil es im Gesprächszusammenhang bereits aufgetaucht
ist.
Außer definiten Nominalphrasen (Nominalphrasen mit bestimmtem Artikel) müssen wir
in der Lage sein, den unbestimmten Artikel a, Quantoren wie every,
den Plural oder Mengen darzustellen.
In einem Satz wie Several cats chased the mouse haben wir es mit einer unbestimmten
Menge von Individuen des Typs CAT zu tun. Mengen stellen wir in geschweiften Klammern
dar; die Tatsache, daß es sich um eine Menge handelt, deren Individuen wir nicht
kennen, stellen wir durch den Stern * dar.
(5.64.) [cat :{*}] ← (agnt)
¬ [chase] → (ptnt) →
[mouse: #3].
Aufzählungen wie in (Die Elephanten) Jumbo and Tia destroyed the field werden
als Mengen dargestellt, deren Elemente einzeln aufgezählt werden:
(5.65.) [elephant: {Jumbo, Tia}] ← (agnt) ¬ [destroy] → (ptnt)
→ [field: #5].
Das nächste Beispiel beschreibt eine teilbestimmte Menge, wie in: Tia, Jumbo and
some other elephants destroyed the field:
(5.66.) [elephant: {Tia, Jumbo,*}] ← (agnt)
← [destroy] → (ptnt)
→ [field: #5].
In einem Satz wie Susan fed the cats haben wir es mit einer Menge von Katzen
zu tun, die jedoch als bekannt betrachtet wird, was durch den bestimmten (definiten)
Artikel ausgedrückt wird. Wir haben es also mit einem Fall von definiter Referenz
zu tun:
(5.67.) [person: Susan] ← (agnt)
¬ [feed] → (ptnt) →
[cat: {*}#]
In (The dog) Pluto is eating four bones schließlich haben wir eine abgezählte
Menge vorliegen. In diesem Fall wird der Mengenausdruck um eine Quantitäsangabe
ergänzt:
(5.68.) [dog: Pluto] ← (agnt)
¬ [eat] → (ptnt) →
[bone: {*}@4]
5.4.4 Relationen
Wie wir in der Einleitung zu diesem Kapitel gesehen haben, gibt es Unterschiede
zwischen syntaktisch strukturgleichen Sätzen, die nicht auf syntaktische Kategorien
oder Relationen, sondern vielmehr auf semantische Relationen zurückzuführen sind.
In den folgenden Abschnitten sollen die wichtigsten dieser Relationen vorgestellt
werden.
Definition 5.4. Relation
Eine Relation zwischen zwei Konzepten zeigt eine bestimmte Beziehung zwischen den
Referenten der Konzepte an.
Der folgende Konzeptgraph stellt die Bedeutung des Ausdrucks a monkey eating a walnut
with a spoon made out of the walnut's shell dar:
Abb. 5.9.
Die Relationen im Konzeptgraph in Abb. 5.9. sind allesamt zweiwertig, d.h.
an jedem Relationsknoten "hängen" zwei Konzeptknoten. Dabei ist es jeweils
so, daß ein Pfeil auf den Relationsknoten zeigt und ein Pfeil von ihm ausgeht. Als
eine erste Regel zur Umsetzung von Konzeptgraphen, deren Relationen Nomina oder
Abkürzungen von Nomina sind, in natürliche Sprache, kann wie folgt angegeben werden:
- Wenn ein Graph in Pfeilrichtung gelesen wird, wird die Kante die auf eine Relation
zeigt als hat als gelesen:
(5.69.) [go] → (agnt) →
[person: John].
wird gelesen als [go] hat als (agnt) [person:John].
- Wenn ein Graph entgegen der Pfeilrichtung gelesen werden soll, wird die Kante, die
von der Relation wegzeigt als ist und die Kante, die auf die Relation zeigt,
als von gelesen.
(5.70.) [go] → (agnt) →
[person: John].
wird gelesen als [person: John] ist (agnt) von [go]
Bei Relationen, die von Präpositionen abgeleitet sind, zeigen die Pfeile in die
Richtung der normalen englischen Wortstellung:
(5.71.) [cat] → (on) →
[mat].
kann gelesen werden als A cat is on a mat.
Die hier angegebenen Regeln sind lediglich erste Annäherungen an eine Übersetzung
von Konzeptgraphen in Sprache.
Kasusrelationen oder thematische Relationen
Kasusrelationen oder thematische Relationen zeigen wie Zustände,
Tätigkeiten oder Handlungen, die durch Verben ausgedrückt werden, mit anderen Vorgangsbeteiligten
(Aktanten), die durch Subjekt, Objekt oder Komplemente ausgedrückt werden, verbunden
sind. Typische Beispiele für solche thematischen Rollen sind Agens (agnt), Patiens
(engl. patient ptnt), Erfahrender (engl. experiencer expr), Empfänger
(engl. recipient rcpt), Instrument (inst), Bestimmungsort (engl. destination
dest) und Resultat (rslt).
Agens, Patiens und Instrument sind uns bereits bekannt. Im folgenden Beispiel einer
"Geben-Handlung" ist Peter das Agens, a doll der Gegenstand,
der den Besitzer wechselt (Patiens) und (to) Mary der Empfänger (engl. recipient):
(5.72.)
|
Peter gives a doll to Mary.
|
|
[give] —
|
|
(agnt) → [person: Peter]
|
|
(ptnt) → [doll: *]
|
|
(rcpt) → [person: Mary].
|
Der experiencer (expr) ist eine Entität, die eine Erfahrung macht oder die
dem Effekt einer Handlung unterliegt. Im folgenden Beispiel tut Peter etwas,
was bei Mary eine negative Empfindung hervorruft:
(5.73.)
|
Peter annoys Mary.
|
|
[annoy] —
|
|
(agnt) → [person: Peter]
|
|
(expr) → [person: Mary].
|
|
|
(5.74.)
|
The man opened the door with a key.
|
|
[open] —
|
|
(agnt) → [man: #]
|
|
(ptnt) → [door: #]
|
|
(inst) → [key: *].
|
Der Ausdruck to Boston im folgenden Satz bezeichnet den Bestimmungsort (engl.
destination dest) der Handlung:
(5.75.)
|
John is going to Boston by bus.
|
|
[go] —
|
|
(agnt) → [person: John]
|
|
(dest) → [city: Boston]
|
|
(inst) → [bus].
|
Räumliche Relationen
Räumliche Relationen zeigen die räumliche Beziehung an, die zwischen
zwei oder mehr Objekten besteht. Zu diesen Relationen gehören Ort (loc) und speziellere
Relationen, die den räumlichen Präpositionen entsprechen, wie in, on und abov:
(5.76.)
|
A man is at the door.
|
|
[man] → (loc) → [door: #].
|
Attributive Relationen
Attributive Relationen zeigen an, daß ein Objekt eine bestimmte Eigenschaft besitzt.
Dazu gehören sowohl das allgemeine attr (für Attribut), als auch speziellere Relationen
wie Teil-von (part) oder Charakteristik (chrc), wobei chrc auf wesentliche Eigenschaften
von Entitäten hinweist, wie z.B. Alter, Größe, Farbe etc., im Gegensatz zu temporären
Eigenschaften wie Trunkenheit:
(5.77.)
|
The elephant is gray.
|
|
[elephant: #] → (chrc) → [color: gray].
|
Andere Relationen drücken Beziehungen zwischen Sätzen aus und sind damit vergleichbar
mit Konjunktionen, wie weil, nachdem oder bevor oder logischen
Operatoren wie und und oder. Diese Relationen haben einen oder mehrere
Konzeptgraphen als Referenten (näheres dazu weiter unten)
Einige Relationen sind dreiwertig. Die Relation (betw) (für between, zwischen)
drückt eine Beziehung zwischen drei Elementen aus: zwei einschließenden und einem
eingeschlossenen Element. Bei solchen Relationen müssen die Kanten numeriert weden,
um sie unterscheiden zu könen:
A person between a door and a big table...
(5.78.)
|
[person] ← (betw) –
|
|
1. [door]
|
|
2. [table] → (attr) → [big].
|
Einen Sonderfall stellen Relationen dar, die keine Beziehung zwischen Referenten
ausdrücken, sondern Aussagen über Tempus (past, future ) machen, oder einen Sachverhalt
negieren (neg). Hierbei handelt sich es sich um einstellige Relationen
5.5 Faustregeln zur Übersetzung von Sätzen in Konzeptstrukturen
5.5.1 Grundprinzip
- Inhaltswörter werden zu Konzeptknoten
- Funktionswörter wie Präpositionen und Konjunktionen werden zu Relationsknoten
Es folgen einige detailliertere Hinweise:
5.5.2 Konzepte – Typfeld:
- Gewöhnliche Substantive (Nomina), Verben, Adjektive und Adverbien werden zu Typbezeichnern
in einem Konzeptknoten:
(a) lady ⇒ [lady], dance ⇒ [dance], happy ⇒ [happy],
quickly ⇒ [quick]
- Eigennamen werden zum Referenzausdruck eines Konzept mit einem passenden Typbezeichner:
Kurt ⇒ [person: Kurt], wenn Kurt
ein Mensch ist, [cat: Kurt], wenn Kurt eine Katze ist;
White House ⇒ [building: White House],
Bremen [city: Bremen],
Moppel ⇒ [car: Moppel], wenn Moppel
ein Auto ist.
5.5.3 Konzepte – Referenzfeld:
- Das Symbol # (mit optionalen Ergänzungen, z.B. ein Zahlenindex: #234) wird im Referenzfeld
eines Konzepts verwendet, wenn der Bezug aus dem Kontext zu ermitteln ist:
the cat ⇒ [cat:#], this ⇒ [universal: #this], bzw. [T: #this].
- Die Referenz von Pronomina wie he, she, it muß ebenfalls aus dem Kontext
erschlossen werden, nur daß gewisse Beschränkungen hinsichtlich des Typs gelten:
he ⇒ [male: #], she ⇒ [female:#], it ⇒ [universal:
#] bzw. [T: #].
I ⇒ [person: #I], you ⇒ [person: #you], they ⇒
[T: #they] etc.
- Nomina im Plural werden durch den Pluralreferenten {*} dargestellt, gegebenenfalls
mit Zahlenangabe.
nine ladies ⇒ [lady: {*} @ 9].
the boys ⇒ [boy: {*} #] bei definiter Referenz
- Konzeptstrukturen sind selbst Referenten, und zwar für die Konzepttypen [proposition]
und [situation]. Eine proposition ist das, was durch einen Aussagesatz ausgedrückt
wird, und ist entweder wahr oder falsch.
Ein Verb wie think hat eine Proposition als Objekt: John thinks that linguistics
is easy
⇒ [PERSON: John] ←
(EXPR) ← [THINK] –
(PTNT) → [PROPOSITION: [LINGUISTICS] → (ATTR) → [EASY]].
Ein Verb wie want hat eine Situation als Objekt: John wants to drive the car.
⇒ [PERSON: John *x] ←
(EXPR) ← [WANT] –
(PTNT) → [SITUATION: [*x] ←
(AGNT) ← [DRIVE] →
(PTNT) → [CAR:#]].
5.5.4 Relationen:
- Modale Hilfsverben wie can oder must werden zu Relationen wie psbl
(possibility) oder oblg (obligation), die eine proposition modifizieren.
Tom can go ⇒ (psbl) →
[proposition: [person: Tom] ← (agnt) ← [go]].
Tom must leave ⇒ (oblg) → [proposition: [person: Tom] ← (agnt)
← [leave]].
- Die Tempus- und Aspektformen der Verben werden auf Relationen wie past (Vergangenheit)
oder prog (progressive) abgebildet, welche die Konzeptstruktur von Sätzen modifizieren:
Tom went ⇒ (past) →
[situation: [person: Tom] ← (agnt) ← [go]].
Für [proposition: Referent] oder [situation: Referent] kann verkürzend [Referent]
geschrieben werden, z.B:
Mary broke the vase ⇒ (past) → [[person: Mary] ← (agnt) ← [break] →
(ptnt) → [vase:#]].
- Das Verb be wird als Hilfsverb zur Bildung der Verlaufsform oder des Passivs
verwendet. Wenn es als Vollverb verwendet wird, drückt es verschiedene Relationen
aus, wie z.B.
Identität: Mary is the teacher ⇒ [person:
Mary] → (idnt) → [teacher:#].
Attribut: Mary is a fool, Mary is foolish ⇒
[person: Mary] → (attr) → [fool].
- Das Verb have ist einerseits Hilfsverb zur Bildung zusammengesetzter Zeiten
(John has left). Wenn es als Vollverb verwendet wird, drückt es verschiedene
Relationen aus, wie z.B. part ("hat als Bestandteil") oder poss (engl.
"possession", Besitz).
The car has an engine ⇒ [car:#] → (part) → [engine]
John has a car ⇒ [person: John] → (poss) → [car]
- Possessivausdrücke (Possessivpronomina: my, your, his, her ,its, their, Possessivphrasen:
John's, the man's) drücken Relationen aus, deren Bedeutung vom weiteren
Kontext abhängt.
my house ist das Haus, das mir gehört ⇒
[person: #I] → (poss) → [house].
my father ⇒ [person: #I] ← (chld) ← [father:#].
John's invention ist "das Ding, das John erfunden hat"
⇒ [person: John] ← (agnt) ← [invent] →
(rslt) → [entity:#]
- Kasusendungen in flektierten Sprachen, Präpositionen oder die Wortstellung in anderen
Sprachen werden auf Kasusrollen, d.h. semantische oder thematische
Rollen wie agnt (agent), ptnt (patient), inst (instrument), rcpt (recipient),
rslt (result) etc. abgebildet.
I sent a book to Fred by mail ⇒
[SEND] -
(AGNT) → [PERSON: #I]
(PTNT) → [BOOK]
(RCPT) → [PERSON: Fred]
(INST) → [MAIL].
5.5.5 Typische Präpositionen:
by:
agent: ⇒ [act] → (agnt) → [animate]
The vase was broken by the boy
⇒ [boy:#] ←
(agnt) ← [break] →
(ptnt) → [vase:#]
instrument: ⇒ [act] →
(inst) → [entity]
The vase was broken by a stone
⇒ [stone] ← (inst)
← [break] → (ptnt)
→ [vase:#]
for:
recipient: ⇒ [act] →
(rcpt) → [animate]
John bought a book for Bill
⇒ [PERSON: John] ←
(AGNT) ← [BUY] —
(PTNT) → [BOOK]
(RCPT) → [PERSON: Bill].
from:
source: ⇒ [act] →
(srce) → [entity]
The letter was sent from Paris
⇒ [LETTER:#] ← (PTNT) ← [SEND] →
(SRCE) → </ > [CITY: Paris].P >at, in, on,
under etc. sind Spezialisierungen von (LOC).
The box is in the attic
⇒ [BOX: #] →
(LOC) → [ATTIC:#]. oder
⇒ [BOX: #] → (IN)
→ [ATTIC:#].
to:
destination:⇒ [act] →
(dest) → [entity]
John walked to Hamburg
⇒ [PERSON: John] ←
(AGNT) ← [WALK] →
(DEST) → [CITY: Hamburg].
RECIPIENT: ⇒ [ACT] →
(RCPT) → [ANIMATE]
John gave the book to Bill
⇒ [PERSON: John] ←
(AGNT) ← [GIVE] —
(PTNT) → [BOOK:#]
(RCPT) → [PERSON: Bill]
with:
instrument: ⇒ [act] →
(inst) → [entity]
John mended the picture with glue
[PERSON: John] ← (AGNT) ←
[MEND]—
→ (PTNT) → [PICTURE:#]
→ (INST) → [GLUE].
accompaniment: ⇒ [entity] →
(accm) → [entity]
Mary left the room with John
[LEAVE] —
(AGNT) → [PERSON: Mary] →
(ACCM) → [PERSON: John]
(SRCE) → [ROOM:#].
possession: ⇒ [animate] →
(poss) → [entity]
Mary met a man with red hair in the park.
[PERSON:Mary] ← (AGNT) ←
[MEET] —
(PTNT) → [MAN] →
(POSS) → [HAIR] →
(COLR) → [RED]
(LOC) → [PARK:#].
Stellen Sie die Konzeptstruktur der folgenden Sätze vollständig dar:
- The tall girl walked from Bremen to Hamburg.
- The clever student invented a new machine.
- Three old ladies talked to the man in the garden about gardening.
- John may have written the letter to the dean.
- The boy told his teacher that he was a fool.
5.6 Typhierarchie
Die Konzepte, mit denen wir umgehen, sind in einer Typhierarchie geordnet. Dieses
hat wichtige Konsequenzen, sowohl für den Aufbau von komplexen Bedeutungen, als
auch für die Ableitung neuer Konzepte und für die Argumentation im allgemeinen.
Konzepte sind nach ihrer Abstraktheitsebene geordnet: fahrzeug ist allgemeiner als
motorrad oder lkw, auto allgemeiner als cabrio oder kombi. Die Hierarchie aller
Ober- und Unterbegriffe mitsamt ihren Definitionen nennen wir Taxonomie.
Definition 5.5. Taxonomie
Eine Taxonomie ist die Hierarchie aller Ober- und Unterbegriffe mitsamt ihren Definitionen.
Die Hierarchisierung der Konzepte geht zurück auf die Unterscheidung von Aristoteles
zwischen genus proximum und differentia specifica. Das Genus
eines Begriffes ist der Typ des Oberbegriffs, dem er angehört, und die Differentia
ist das, was den Begriff von anderen Begriffen desselben Typs unterscheidet. Der
Begriff mensch beispielsweise ist ein Unterbegriff von animal (genus proximum)
und unterscheidet sich von anderen Begriffen dieses Genus durch die Differentia
rational.
Dabei geht Aristoteles von einigen Grundkategorien aus, mithilfe derer komplexere
Kategorien definiert. werden. Grundkategorien bei Aristoteles sind beispielsweise
Substanz, Quantität, Zeit, Zustand, Handlung etc. Auf diese grundlegenden Begriffe
sollen sich alle anderen zurückführen lassen.
Allerdings konnte Wittgenstein zeigen, daß nicht alle Begriffe auf diese Art definierbar
sind. Ein Begriff wie [game] beispielsweise läßt sich nicht in den aristotelischen
Kategorien fassen. Für Ballspiele ist das Merkmal "Wettkampf" charakterisierend,
in Kinderspielen ist dieses oft nicht der Fall. Organisierte Sportarten folgen strengen
Regeln, nicht so spontanes Spielen. Aus diesem Grunde postuliert Wittgenstein, daß
die meisten Wörter durch Familienähnlichkeiten definiert sind. Die Bedeutung eines
Wortes ergibt sich aus der Art und Weise, wie es in der Sprache benutzt wird.
Der hier präsentierte Ansatz läßt beide Vorgehensweisen zu: es sind sowohl aristotelische
Definitionen nach Genus und Differentia möglich, als auch Schemata und Prototypen
im Wittgensteinschen Sinne (Schemata und Prototypen, siehe weiter unten).
Die Subtypen von entity fallen in zwei Gruppen: einmal natürliche Typen und
zum anderen Rollentypen.
Definition 5.6. Natürliche Typen
Ein Individuum ist eine Instanz eines natürlichen Typs, wenn es allein durch seine
Attribute und Charakteristiken als zu diesem Typ gehörig erkannt werden kann.
Eine Katze kann man als solche schon an ihrem Aussehen erkennen, ebenso einen Hund
oder Menschen.
Definition 5.7. Rollentypen
Die Zugehörigkeit eines Individuums zu einem Rollentyp kann nur durch seine Beziehung
mit äußeren Entitäten bestimmt werden
Abb. 5.10. Typhierarchie
So ist beispielsweise ein Lehrer von seinen inhärenten Eigenschaften als Person
her nicht unbedingt als Lehrer erkennbar. Die Tatsache, daß ein Lehrer eine Person
ist hingegen, kann schon am äußeren Erscheinungsbild festgemacht werden. In den
meisten Fällen gilt außerdem, daß es ausreichend ist, natürliche Typen durch ein
einziges Konzept zu repräsentieren (Beispiel: PERSON), während Rollentypen oft durch
einen komplexen Kasusrahmen dargestellt werden müssen (Beispiel: Lehrer, eine PERSON,
die Agens einer Tätigkeit TEACH ist).
(5.79.)
|
teacher < person
|
|
[teacher] —
|
|
(agnt) ← [teach] —
|
|
(rcpt) → [animate]
(ptnt) → [subject-matter].
|
Die Unterscheidung zwischen natürlichen Typen und Rollentypen gilt jedoch nicht
nur für Lebewesen. Auch abstrakte Dinge, wie eine Proposition (Behauptung eines
Sachverhalts), können, je nach Kontext, verschiedene Rollen einnehmen. Eine hypothese,
beispielsweise, ist eine proposition, die als Basis für einen Beweis dient. Ein
und derselbe Gegenstand kann oft in verschiedenen Situationen sehr unterschiedliche
Funktionen haben. Ein hammer beispielsweise ist ein werkzeug, kann jedoch auch als
Waffe benutzt werden. Selbst wenn ein Hammer als Waffe benutzt wird, bleibt sein
natürlicher Typus hammer, er wird lediglich in der Rolle waffe verwendet.
Die Typhierarchie in Abb. 5.10. ist wiederum graphisch dargestellt. In linearer
Notationsweise können die angegebenen Beziehungen folgendermaßen dargestellt werden:
state < universal
entity < universal
person < animal
teacher < person
child < person etc.
Im Zusammenhang mit einigen Operationen, die wir an Konzeptgraphen vornehmen können,
sind einige Beziehungen zu benennen, die in einer Typhierarchie gelten:
- Echter Subtyp: child < person heißt, daß das Konzept child spezieller
ist, als das Konzept person. Ein Kind ist notwendig auch eine Person, aber eine
Person ist nicht notwendigerweise ein Kind.
- Subtyp: konzept1
konzept2 heißt, daß konzept1 entweder ein echter Subtyp von
konzept2 ist, oder aber daß konzept1 = konzept2.
Beispiel: child
person und child
child.
- Echter Supertyp: person > child bedeutet child < person.
- Supertyp: person
child bedeutet, child
person.
An der Spitze der Taxonomie steht der universelle Konzepttyp universal, auch durch
das Symbol T (< Top) ausgedrückt. Jeder Konzepttyp in der Hierarchie ist
ein Untertyp dieses universellen Typs. Die Typhierarchie in Abb. 5.10. hat
also nicht die Form eines Baumdiagrammes, wie wir sie im Syntaxkapitel kennengelernt
haben. Vielmehr haben einige Konzepte wie pet-dog und pet-beagle mehrere Supertypen,
d.h. die Kanten im Diagramm verzweigen von unten nach oben, was in einem Baumdiagramm
nicht zulässig ist. Dies entspricht den Verhältnissen, wie wir sie in der Sprache
vorfinden: der Rollentyp pet-dog (Schoßhund) ist ebenso Untertyp von dog wie auch
beagle Untertyp von dog ist. Da es aber auch einen Beagle geben kann, der die Rolle
eines Schoßhundes ausfüllt, müssen wir ein neues Konzept pet-beagle einführen. Es
handelt sich hierbei um eine Kreuzklassifikation, bei der einzelne Elemente gleichzeitig
mehreren verschiedenen Klassen angehören können.
5.7 Kanon
Wie wir gesehen haben ist ein Konzeptgraph eine Kombination von Konzeptknoten und
Relationsknoten, wobei jede Kante eines Relationsknotens mit einem Konzeptknoten
verbunden ist. Nun sind aber nicht alle möglichen Kombinationen auch sinnvoll:
(5.80.) [sleep] → (agnt) →
[idea: *] → (colr) → [green].
Dieser Graph könnte z.B. einen Teil der Repräsentation der Bedeutung des Satzes
Colorless green ideas sleep furiously darstellen. Um die "sinnvollen"
Graphen, die wirkliche oder mögliche Situationen der externen Welt darstellen, von
solchen "sinnlosen" Graphen unterscheiden zu können, werden bestimmte
Graphen als kanonische Graphen eingeführt:
Definition 5.8. Kanonischer Graph
Ein Graph ist kanonisch, wenn er die Repräsentation einer beobachteten Situation
ist. Ein Graph ist ebenfalls kanonisch, wenn er die Repräsentation einer möglichen,
aus beobachteten Situationen ableitbaren Situation oder einer durch Einsicht oder
Kreativität gewonnen Situationsbeschreibung darstellt.
Definition 5.9. Kanon
Der Kanon ist die Menge aller kanonischen Graphen, die als Grundinventar zur Beschreibung
der externen oder einer möglichen Welt benutzt werden können.
Der Kanon besteht also aus der Menge derjenigen Konzeptgraphen, die für die Beschreibung
der Welt als "gültig" angenommen werden. Alle neuen Erkenntnisse oder
Vermutungen müssen mit den bestehenden abgeglichen werden. Außerdem läßt sich aus
dem Grundinventar neues Wissen ableiten.
Für Beipiel (5.80.) bedeutet dieses, daß sich die Bedeutung des Satzes nicht mit
den Bedeutungen von Konzepten wie sleep oder idea in Einklang bringen läßt und daher
nicht in den Kanon aufgenommen werden kann. Der kanonische Graph sleep beispielsweise
sieht vor, daß es einen belebten (animate) Erfahrenden (expr) gibt. Das Konzept
idea ist aber, wie wir aus der Begriffshierarchie entnehmen können, kein Unterbegriff
von animate. Daher gelingt die "Fusion" der Konzepte nicht, und wir könne
keine Bedeutungsstruktur zuordnen. Anders verhält es sich bei den folgenden Beispielen:
(5.81.) A girl is eating fast.
(5.82.) Sue ist eating pie.
Wenn sich diese beiden Sätze auf dieselbe Person, das Mädchen Sue, und auf dieselbe
Situation, d.h. dieselbe Instanz der Handlung EAT beziehen, läßt sich daraus der
folgende Schluß ziehen:
(5.83.) (The girl) Sue is eating pie fast
Die folgenden Konzeptgraphen verdeutlichen diesen Zusammenhang:
(5.84.)
|
(a)[girl] ← (agnt) ←
[eat] → (manr) →
[fast]
|
|
(b)[person: Sue] ← (agnt) ←
[eat] → (ptnt) →
[pie]
|
|
(c)[eat] —
|
|
(agnt) → [girl: Sue]
(manr) → [fast]
(ptnt) → [pie].
|
Im Rahmen der Theorie der Konzeptgraphen läßt sich dieser Zusammenhang auf die Eigenschaften
der Typhierarchie und auf einige zusätzliche Regeln, den kanonischen Formationsregeln
für Konzeptgraphen, zurückführen:
Die kanonischen Formationsregeln stellen eine Art generativer Grammatik für Konzeptgraphen
dar, so wie die Produktionsregeln, die wir im Kapitel über die Syntax kennengelernt
haben, eine generative Grammatik für syntaktische Strukturen darstellen. Die kanonischen
Formationsregeln dienen dazu, Bedeutungen von Strukturen miteinander zu kombinieren.
Sie helfen uns dabei, Bedeutungen von Sätzen aus den Bedeutungen ihrer Teilstrukturen
aufzubauen, aber auch dabei, Informationen, die nur implizit vorhanden sind, "sichtbar"
zu machen.
Nur vier Regeln reichen aus, um Konzeptgraphen miteinander zu kombinieren:
1.Kopie:
Der Graph G1 ist eine genaue Kopie des Graphen G2
2.Restriktion:
a)Der Typ jedes Konzepts in einem Graph G kann durch einen Subtyp ersetzt werden.
b)Der Referent eines Allgemeinbegriffs kann durch ein Individuum ersetzt werden.
Im Konzept [go:*] kann der Typ go durch den Subtyp walk ersetzt werden: [walk:*].
3.Vereinigung
Wenn ein Konzept K1 in einem Graphen G1 identisch mit einem
Konzept K2 in einem Graphen G2 ist, dann erhält man die Vereinigung
G = G1 È G2, indem man
K2 tilgt und alle damit verbundenen Relationen an K1 knüpft.
4.Vereinfachung
Dubletten von Relationen zwischen denselben Knoten werden getilgt
Nun können wir den Sachverhalt, den wir in Beispiel (5.84.) intuitiv dargelegt haben,
anhand der kanonischen Formationsregeln formell nachvollziehen:
Als Ausgangsgraphen liegen uns die beiden kanonischen Graphen G1 und
G2 vor:
Abb. 5.11. Kanonische Graphen G1 und G2
In linearisierter Form:
(5.85.)
|
(a)[girl:*] ← (agnt) ←
[eat] → (manr) →
[fast]
(b)[person: Sue] ← (agnt) ←
[eat] → (ptnt) →
[pie]
|
Durch unsere Typhierarchie wissen wir, daß GIRL < PERSON, d.h. das Konzept GIRL
ist ein echter Unterbegriff des Konzepts PERSON. Laut Formationsregel 2a) (Restriktion)
kann der Typ jedes Konzeptes in einem Graphen G durch einen Subtyp ersetzt werden.
Somit kann Graph G2 folgendermaßen restringiert werden:
Abb. 5.12. Restriktion von G2: girl < person
(5.86.) [girl: Sue] &larr>; (agnt) ← [eat] → (ptnt) → [pie].
Nun kann, in einem zweiten Schritt, der Graph G1 ebenfalls restringiert
werden, denn laut Formationsregel 2b) kann der Referent eines Allgemeinbegriffs
durch ein Individuum ersetzt werden. Für unseren konkreten Fall heißt das, daß [GIRL:*]
zu [GIRL:Sue] restringiert werden darf. Wir erhalten den folgenden, restringierten
Graphen G1:
Abb. 5.13. Restriktion von G1: [girl] → [girl:Sue]
(5.87.) [girl: Sue] ← (agnt) ← [eat] → (manr) → [fast].
Jetzt können wir laut Formationregel 3 (Vereinigung) die beiden modifizierten Graphen
G1 und G2 vereinigen, denn die Konzepte [girl:Sue] und [eat]
in den Graphen G1 und G2 sind identisch. Wir erhalten den
neuen Graphen G3, indem wir alle Vorkommen von [girl: Sue] und [eat]
in Graph G2 tilgen, und die verbleibenden Relationsknoten mit den daran
hängenden Konzepten an die Konzeptknoten [girl:Sue] und [eat] in Graph G1
verbinden. Der neue Graph G3 hat nun folgende Form:
Abb. 5.14. Vereinigung von G1 und G2
(5.88.)
|
[eat] —
|
|
(agnt) → [girl: Sue]
(agnt) → [girl: Sue]
(manr) → [fast]
(ptnt) → [pie].
|
Nun bleibt lediglich, den neuen Graphen G3 nach Formationsregel 4 (Vereinfachung)
zu vereinfachen. Danach können wir die Relation (agnt) →
[girl: Sue], die ja doppelt vorhanden ist, tilgen. Das Ergebnis dieser Tilgung ist:
Abb. 5.15. Vereinfachung
(5.89.)
|
[eat] —
|
|
(agnt) → [girl: Sue]
(manr) → [fast]
(ptnt) → [pie].
|
Dieser neue Graph G3 repräsentiert die Bedeutung des Satzes (The girl)
Sue is eating pie fast.
5.9 Der Aufbau von Satzbedeutungen
Nachdem wir nun die einzelnen Konstrukte der Konzeptgraphentheorie, Konzepte und
Relationen, die Typhierarchie, den Kanon und die kanonischen Formationsregeln kennengelernt
haben, können wir uns der Frage zuwenden, wie wir mit Hilfe der Konzeptgraphen von
der syntaktischen zur semantischen Struktur eines Satzes gelangen können. Betrachten
wir dazu noch einmal den Beispielssatz
(5.90.) The man cut the rope.
Die Interpretation von Sätzen mit kanonischen Graphen ist "syntaxgesteuert",
d.h. die syntaktische Struktur eines Satzes steuert den Aufbau der Bedeutung des
Satzes. Gehen wir daher zunächst von einer einfachen Phrasenstrukturgrammatik aus,
die dem Beispielsatz aus (5.90.) seine syntaktische Struktur zuweist. Wir erweitern
die Phrasenstrukturregeln jedoch, indem wir jeder Kategorie eine Konzeptstruktur
zuordnen:
(5.91.) S:I0 → NP:I1 VP:I2, I0 = I1∪I2, wobei
∪ die Vereinigung von Konzeptgraphen nach den kanonischen Regeln bedeutet.
NP:I0 → D:I1 N:I2, I0 = I1 ∪ I2
VP:I0 → V:I1 NP:I2, I0 = I1 ∪ I2
Bei der Regelanwendung müssen die Indizes der "Inhaltsvariablen" neu durchnumeriert
werden. Unser Beispielsatz aus erhält damit den folgenden Strukturbaum zugewiesen:
Abb. 5.16.
Daraus erhalten wir für die Inhaltstrukturen folgendes "Gleichungssystem":
(5.92.)
Wortbedeutungen werden durch Konzeptknoten dargestellt, d.h. daß es ein Lexikon
geben muß, das den Wörtern diese Konzepte zuordnet. Gehen wir von einem einfachen
Lexikon aus, das jeder Wortform aus unserem Beispielssatz die entsprechende syntaktische
Kategorie und den entsprechenden Konzepttyp zuordnet:
Wortform
|
syntaktische Kategorie
|
Konzepttyp
|
the
|
D
|
UNIVERSAL:#
|
man
|
N
|
MAN
|
rope
|
N
|
ROPE
|
cut
|
V
|
CUT
|
Jedem dieser Konzepttypen ist ein kanonischer Graph im Kanon zugeordnet. Für die
natürlichen Typen man und rope besteht dieser Graph nur aus dem jeweiligen Konzept
selbst. Der kanonische Graph, der die Bedeutung des Verbs cut beschreibt,
hat jedoch eine komplexere Struktur: cut hat ein Agens, das vom Typ person sein
muß, ein gegenständliches Patiens, sowie ein Instrument [inst], von dem wir hier
zunächst nur annehmen wollen, daß es ebenfalls gegenständlich ist und das Attribut
sharp besitzt:
Abb. 5.18. Kanonischer Graph von [CUT]
Im Prinzip können wir an einer beliebigen Stelle beginnen. Fangen wir mit der Gleichung
an. I7 =[universal: #].und I8 = [rope:*]. Die Vereinigung
setzt die Restriktion von [universal:#] zu [rope: #] voraus, was unproblematisch
ist, weil jeder Typ ein Subtyp von universal ist. Analog muß das generische Konzept
[rope: *] zum Individualkonzept [rope:#] restringiert werden. Damit sind beide identisch
und wir erhalten I6 = [rope:#] (entsprechend the rope).
Analog führt die Vereinigung von [universal:#] È
[man:*] für I1 zu [man: #].
Um die Bedeutungsstruktur der Verbalphrase zu erhalten, muß der kanonische Graph
von cut mit I6 vereinigt werden. Als Verbindungsstelle kommt hier nur
das Patiens in Frage. Das Agens ist ausgeschlossen, weil es den Typ person voraussetzt,
das Instrument ist ausgeschlossen, weil es das Attribut sharp verlangt, was für
rope nicht zutrifft (das müßte sich aus der Typzugehörigkeit von rope ergeben).
Da gilt rope < physobj, ist die Vereinigung unproblematisch: [physobj:*] ∪ [rope:#] = [rope: #]. Als Konzeptstruktur für
die Verbalphrase (I2) erhalten wir somit:
Abb. 5.19.
Zur Vereinigung der Sujekts-NP mit der Verbalphrase müssen wir nur [person:*] zu
[man:#] restringieren, d.h. [person:*] ∪ [man:#]
= [man:#], da man ein Subtyp von person ist. Als Endergebnis erhalten wir somit:
Abb. 5.20.
5.10 Die semantische Struktur komplexer Sätze
Hier könnte jetzt noch ein Vergleich mit the knife cut the rope eingefügt werden.
Eingebettete Konzeptgraphen: komplexe Sätze mit Haupt- Nebensatz-Konstruktionen.
PAST-Relation etc.
Dieser Teil ist in Arbeit.
Schemata und Prototypen
Dieser Teil ist in Arbeit
Wie bereits angedeutet, werden kanonische Graphen auch benutzt, um Bedeutung, die
lediglich implizit vorhanden ist, "sichtbar" zu machen. Wenn wir über
eine Situation wie z.B. in ein Restaurant gehen, eine Fahrkarte kaufen oder
ein Buch ausleihen sprechen, brauchen wir lediglich einen Teil dieser Situation
zu versprachlichen. Einige Bedeutungsaspekte werden sozusagen stillschweigend als
gegeben mitverstanden. Betrachten wir die Situation, die sich im folgenden Satz
ausdrückt:
(5.93.) Joe bought a necktie from Hal for $10
Ohne daß dies erwähnt werden müßte, wissen wir, daß Joe Hal Geld für den Schlips
gegeben hat, daß der Schlips zuvor im Besitz von Hal, nun aber im Besitz von Joe
ist, daß Joe in dieser Situation die Rolle des Käufers und Hal die des Verkäufers
innehatte etc. So können wir erklären, warum es keine Probleme bereitet in diesem
Zusammenhang den folgenden Satz zu verstehen:
(5.94.) Hal took the money and gave it to Mary.
Der bestimmte Artikel the in the money ist nur deshalb gerechtfertigt,
weil das Konzept MONEY bereits implizit durch den vorhergehenden Satz eingeführt
worden ist. Das Wissen über typische Situationen und die Abfolge von Ereignissen
in solchen Situationen nennen wir Schemata.
Definition 5.10. Schema
Generalisiertes Wissen über die Struktur von Situationen und über Abfolgen von Ereignissen
in bestimmten Kontexten nennen wir Schemata. Solches strukturiertes Alltagswissen
ist eine wesentliche Grundlage von menschlichem Sprachverstehen, da es die Interpretation
von unvollständiger oder mehrdeutiger Information erleichtert.
(5.95.)
type BUY(x) is
Als Beispiel betrachten wir nun die Definition des Konzepts BUY. Es handelt sich
dabei um eine Typdefinition, die von einem in der Typhierarchie bereits vorhandenen
Konzept Transaction ausgeht, und das Konzept BUY als neuen Subtyp dieses Konzepts
einführt. Das Format für solche Typdefinitionen ist
type Typbezeichner(Parameter) is Definitionskörper.
Das so definierte neue Konzept ist ebenfalls Teil des Kanons. Die Variable *x zeigt
den formalen Parameter an. [Erläutern]
Nun können wir den Konzeptgraphen zu Beispiel (5..) mit dem Schema für BUY Verbinden,
indem wir zunächst wiederum die entprechenden Konzepte darin restringieren. [Evtl.
noch weiter ausführen.]
Ein weiterer wichtiger Begriff, der eine Rolle bei der Interpretation unvollständiger
Information spielt, ist der Begriff des Prototyps:
Definition 5.11. Prototyp
Prototyp ist die Bezeichnung für die Gesamtheit der jeweils fest mit einem Wort
verbundenen Bedeutungsassoziationen, bzw. für Glaubensinhalte über Eigenschaften
von typischen Vertretern natürlicher Klassen (z.B. Katze, Rose, Wasser) in "normalen"
Situationen.
(5.96.)
|
Elephants live in Asia and Africa.
|
|
They are hunted because of ivory.
|
|
|
(5.97.)
|
prototype for Elephant(x) is
|
|
[elephant: *x] -
|
|
(chrc) → [height: @ 3.3m]
(chrc) → [weight: @ 5400 kg]
(colr) → [dark-grey]
|
|
(part) → [nose] —
|
|
(attr) → [prehensile]
(idnt) → [trunk],
|
|
(part) → [ear: {*}] -
|
|
(attr) → [floppy]
(qty) → [number: 2],
|
|
(part) → [tusk: {*}] -
|
|
(qty) → [number: 2]
(matr) → [ivory],
(part) → [leg: {*}] →
(qty) → [number: 4],
|
|
(stat) → [live] —
|
|
(loc) → [continent: {Africa|Asia}]
(dur) → [time: @ 50 years].
|
Hier muß noch einiges erklärt werden: DUR, @ und *x.
Unser Wissen über die Gestalt eines "normalen" Elefanten erlaubt es uns,
sofort den Zusammenhang zwischen den beiden Sätzen herzustellen. Elefanten haben
Stoßzähne, Stoßzähne bestehen aus Elfenbein, Elfenbein ist wertvoll, um das Elfenbein
zu bekommen muß man Elefanten jagen etc. Wissen dieser Art ist ebenfalls im Kanon,
in Form von kanonischen Graphen enthalten. Ein kanonischer Graph, der den prototypischen
Elefanten beschreibt, könnte etwa die Form (5.97.) haben.
5.12 Konzeptkatalog
5.12.1 Das Lexikon
Ein Lexikon oder Wörterbuch setzt die Wörter einer Sprache mit ihren
grammatischen Kategorien und ihren zugrunde liegenden Konzepten in Beziehung. Im
vorliegenden Lexikon hat jeder Eintrag das folgende Format:
WORT "." {KATEGORIE ";" {TYP | "no concept"} "."}
. . .
Das WORT ist die Zitierform (in Fettschrift), KATEGORIE gibt die grammatische Kategorie
des Wortes an, und TYP bezeichnet die Tybezeichnung des zugeordenten Konzeptes.
Einige Wörter, wie z.B. Präpositionen und Konjunktionen, entsprechen eher semantischen
Relationen als Konzepten. Andere, wie z.B. Eigennamen, verweisen auf spezifische
Referenten statt auf einen Typ. Die meisten Pronomina sind Referenzausdrücke (indexical
terms), die auf andere Konzepte im gegebenen Kontext verweisen. Sie "erben"
die Typbezeichnungen von diesen anderen Konzepten. Das Pronomen she, z.B.,
verweist auf ein FEMALE, sagt aber nichts über die Gattung aus; wenn she
sich auf eine Entität vom Typ HORSE beziehen würde, wäre das entsprechende Konzept
sowohl Subtyp von FEMALE als auch von HORSE, also vom Typ FEMALE
Ç HORSE oder MARE.
a. indefinite article; no concept.
are. 3rd person plural of be; no concept.
book. count noun; BOOK.
by. preposition; no concept.
cake. count noun; CAKE. mass noun; CAKE-STUFF.
cat. count noun; CAT.
Dick. proper name; [PERSON:Dick].
difficult. adjective; DIFFICULT.
Friday. count noun; FRIDAY.
from. preposition; no concept.
give. transitive verb with indirect object; GIVE.
hardware. mass noun; HARDWARE.
he. pronoun, nominative case, indexical term; MALE.
her. pronoun, objective case, indexical term;FEMALE. pronoun, possessive
case, indexical term: FEMALE
homework. mass noun; HOMEWORK.
I. pronoun, nominative case, indexical term; PERSON.
in. preposition; no concept.
is. verb, present tense, 3rd person singular of be; no concept.
jack. count noun; JACK.
Jack. proper name; [PERSON:Jack] .
kitchen. count noun; KITCHEN.
money. mass noun; MONEY.
number. count noun; NUMBER. transitive verb; COUNT.
occupy. transitive verb; OCCUPY, OCCUPY-ACT, OCCUPY-ATTN.
on. preposition; no concept.
order. count noun; ORDER. transitive verb; ORDER.
perform. transitive verb; PERFORM.
philosophy. mass noun; PHILOSOPHY.
receive. transitive verb; RECEIVE.
reservation. count noun; RESERVATION.
she. pronoun, nominative case, indexical term; FEMALE.
ship. count noun; SHIP. transitive verb; SHIPMENT.
shipment. count noun; SHIPMENT.
sit. intransitive verb; SIT.
stuff. mass noun; STUFF.
teacher. count noun; TEACHER.
telephone. count noun; TELEPHONE. transitive verb; PHONE.
temperature. abstract noun; TEMPERATURE.
that. indexical pronoun; ENTITY. indexical adjective; no concept. subordinate
conjunction; no concept.
the. definite article; no concept.
think. transitive verb; THINK.
to. preposition; no concept.
via. preposition; no concept.
warm. adjective; WARM. wear. transitive verb: WEAR. WEAR-OUT.
5.12.2 Konzepte
In den folgenden Abschnitten werden einige exemplarische Typbezeichnungen aufgelistet.
Jedem Typ sind ein oder mehrere Supertypen zugeordnet. Viele Konzepttypen, insbesondere
solche, die Handlungen, Eigenschaften und Rollen repräsentieren, sind stets mit
bestimmten Relationstypen verbunden. Für diese Typen wird ein kanonischer Graph
angegeben, der den erwarteten Kontext anzeigt. Die kanonischen Graphen definieren
die Selektionsbeschränkungen, die bei der Verwendung in Konzeptgraphen beachtet
werden müssen.
Diese Graphen stellen keine Definitionen dar, sondern eine kanonische Basis für
die Ableitung anderer kanonischer Graphen mit kanonischen Formationsregeln. Für
die meisten Konzepte ist eine explizite Definition nicht möglich. Vielmehr werden
alle Konzept- und Relationstypen implizit durch das gesamte semantische Netz definiert.
Die Sätze, die hinter jedem Typ stehen, sind eine informelle Erläuterung.
ACT < EVENT.
An act is an event with an animate agent.
[ACT] → (AGNT) → [ANIMATE].
AGE < CHARACTERISTIC. Age is characteristic of an entity at a point in time.
[AGE]–
(CHRC) → [ENTITY]
(PTIM) → [TIME].
ANGEL < ANIMATE,
MOBILE-ENTITY, ¬ PHYSOBJ.
An angel is an animate being, but not an animal. (¬
ist das logische Symbol für die Negation).
ANIMAL < ANIMATE,
MOBILE-ENTITY, PHYSOBJ, ¬ MACHINE. Animals are
physical objects, unlike angels; and they are not machines, unlike robots.
ANIMATE < ENTITY. Animate beings are the agents of actions; they include nonanimals,
such as angels and robots.
ARRIVE < ACT. A mobile entity arrives at a place.
[ARRIVE]—
(AGNT) → [MOBILE-ENTITY]
(LOC) → [PLACE].
ATTRIBUTE < T.
An attribute is a quality of an entity.
[ATTRIBUTE] ← (ATTR) ←
[ENTITY].
BELIEVE < STATE. To believe is to experience a particular state with regard to
a proposition.
[BELIEVE]—
(EXPR) → [ANIMATE]
(PTNT) → [PROPOSITION].
BIG < MAGNITUDE.
Comparatives like BIG require a standard, which may be different for each type that
is being compared.
[BIG]—
(SIZE) ← [PHYSOBJ]
(COMP) → [PHYSOBJ].
CAKE < FOOD, PHYSOBJ.
As a count noun, cake refers to a cake.
CAKE-STUFF < FOOD, STUFF. As a mass noun, cake refers to the stuff of
which a cake is made.
[CAKE-STUFF] ← (MATR) ← [CAKE].
CAT < ANIMAL. A cat is an animal; as a natural type, it has no necessary canonical
graph.
CHARACTERISTIC < ATTRIBUTE.
A characteristic is an essential attribute, such as age, as opposed to an accidental
attribute, such as fuzzy.
CHILD < PERSON. A child is a person that is linked to some other person by the
relation (CHLD).
[CHILD] ← (CHLD) ← [PERSON].
CITY < PLACE, SOCIETY.
A city may be viewed as either a place or a society.
COMMAND < MESSAGE. A command is a message given to a person who is being ordered
to do something.
[COMMAND] ← (PTNT) ← [ORDER] → (RCPT) → [PERSON].
COLOR < ATTRIBUTE.
A color is an attribute of a physical object.
[COLOR] ← (ATTR) ← [PHYSOBJ].
COMMUNICATE < GIVE.
To communicate is to give information; the instrument is a means of communication,
such as mail, telephone, speech, or gesture.
[COMMUNICATE]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(RCPT) → [ANIMATE]
(INST) → [ENTITY]
(PTNT) → [INFORMATION].
CONTAIN < STATE. An entity x contains an entity y if y is located in the interior
z of x.
[CONTAIN]—
(LOC) → [ENTITY:*x] →
(PART) → [INTERIOR:*z]
(PTNT)+[ENTITY:*y]+(LOC)+[INTERIOR:*z].
CUT < ACT. An animate being cuts a physical object with another physical object
that has attribute sharp.
[CUT] —
(AGNT) → [ANIMATE]
(INST) → [PHYSOBJ] →
(ATTR) → [SHARP]
(PTNT) → [PHYSOBJ].
DIFFICULT < MANNER.
An act has manner difficult only for an animate being that can experience the difficulty.
[DIFFICULT]—
(EXPR) → [ANIMATE]
(MANR) ← [ACT].
ENTITY < T. Entities include physical objects as well as abstractions.
EVENT < T. Events include acts by animate agents as well as happenings like explosions,
where an agent may not be present.
GIVE < ACT. An act of giving presupposes a giver, a recipient, and a gift.
[GIVE]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(RCPT) → [ANIMATE]
(PTNT) → [ENTITY].
HARDWARE < STUFF. Hardware is stuff, as opposed to nails and screws, which are
counted as separate entities.
HOMEWORK < WORK.
Homework is a kind of work.
INFORMATION < T. Information includes anything that can be communicated.
INTERIOR < ENTITY. An interior is a role played by part of a physical object.
[INTERIOR] ← (PART) ← [ENTITY].
JACK < TOOL. A jack is a type of tool, as opposed to a person named Jack.
KITCHEN < ROOM. A kitchen is a type of room.
KNOW < STATE. To know is to experience a particular state with regard to a proposition.
[KNOW]—
(EXPR) → [ANIMATE]
(STAT) → [PROPOSITION].
LAY < ACT. An animate agent lays a physical object in a place; the object is
then in a state of lying.
[LAY]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(STAT) → [PHYSOBJ]
(LOC) → [PLACE].
LOVE < STATE. Love is a state experienced by an animate being towards some entity.
[LOVE]—
(EXPR) → [ANIMATE]
(PTNT) → [ENTITY].
MAKE < ACT.
To make is to use some material to achieve a result.
[MAKE]—
(AGNT)→ [ANIMATE]
(MATR)→ [SUBSTANCE].
(RSLT)→ [PHYSOBJ].
MEASURE < T.
Measure has no supertypes other than T.
MESSAGE < INFORMATION. A message is information in the role of being communicated.
[MESSAGE] ← (PTNT)←
[COMMUNICATE].
MOBILE-ENTITY < ENTITY.
Mobile entities are entities that can move around.
ORDER < COMMUNICATE. An order is a kind of communication; see the entry for COMMAND.
PARENT < PERSON. A parent is linked to another person by the relation (CHLD),
but in the opposite direction from the type CHILD.
[PARENT] → (CHLD) → [PERSON].
PERSON < ANIMAL. A person is a kind of animal.
PET < ANIMAL.
A pet is an animal that plays the role of pet.
[PET] ← (POSS) ← [PERSON].
PHYSOBJ < ENTITY.
A physical object is a type of entity.
PLACE < STATIONARY-ENTITY.
A place is role played by a stationary entity.
[PLACE] ← (LOC) ←
[T].
PROPOSITION < INFORMATION.
A proposition is a type of symbolic information, as opposed to images.
RECEIVE < ACT.
For the verb receive, the subject is the recipient.
[RECEIVE]—
(RCPT) → [ANIMATE]
(INST) → [ENTITY]
(PTNT) → [ENTITY]
(SRCE) → [PLACE].
ROBOT < ANIMATE, MACHINE, MOBILE-ENTITY.
A robot is an animate machine that can move around.
SHIP < MOBILE-ENTITY. A ship sails the seas.
SHIPMENT < TRANSPORT.
A shipment is an act of shipping.
[SHIPMENT]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(INST) → [CONVEYANCE]
(SRCE) → [PLACE]
(DEST) → [PLACE]
(PATH) → [PLACE: {*}]
(PTNT) → [PHYSOBJ].
SET < ACT. An animate agent sets an entity, which is then in a state of sitting.
[SET]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(STAT) → [PHYSOBJ]
(LOC) → [PLACE].
STATE < T. States have duration, as opposed to events, which are in flux.
[STATE]—
(DUR) → [TIME-PERIOD]
(LOC) → [PLACE].
TEACH < ACT. An animate being teaches some subject matter to another animate
being.
[TEACH]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(RCPT) → [ANIMATE]
(PTNT) → [SUBJECT-MATTER].
TEACHER < PERSON.
A teacher is a person in the role of teaching.
[TEACHER]—
(AGNT) ← [TEACH]-
(RCPT) → [ANIMATE]
(PTNT) → [SUBJECT-MATTER].
TELEPHONE < PHYSOBJ.
A telephone is a means of communication.
[TELEPHONE] ← (INST) ←
[COMMUNICATE].
THINK < ACT. Thinking is an act that animate beings perform on propositions.
[THINK]—
(AGNT) → [ANIMATE]
(PTNT) → [PROPOSITION].
THOUGHT < PROPOSITION.
A thought is the object of thinking.
[THOUGHT] ← (PTNT) ← [THINK].
TOOL < ENTITY. A tool is an entity that plays the role of instrument for some
act.
[TOOL] ← (INST) ← [ACT].
UNICORN < MAMMAL, MYTHICAL-CREATURE. A unicorn is a mythical creature that would
be a mammal if it existed.
USE < ACT. The object of the verb use is the instrument of some unspecified
act.
[USE] —
(AGNT) → [ANIMATE]
(INST) → [ENTITY].
WARM < STATE. Warmth is a state experienced by some animate being by means of
some warm, inanimate instrument.
[WARM]—
(EXPR) → [ANIMAL]
(INST) → [-ANIMATE].
WORK < ACT. Work is a kind of act.
WEAR < ACT. People wear clothes.
[HUMAN] ← (AGNT) ← [WEAR] → (PTNT)+[CLOTHING].
WEAR-OUT < PROCESS. Something wears out a physical object.
[TOOL] ← (INST) ← [WEAR-OUT] → (PTNT) → [PHYSOBJ].
⊤ > all other types.
⊥ < all other types.
4.12.3 Semantische Relationen
Es folgen die wichtigsten semantischen Relationen. Dabei handelt es sich wiederum
nicht um Definitionen, sondern um Selektionsbeschränkungen für ihre Verwendung in
Konzeptgraphen. Das Schlüsselwort eines jeden Eintrags ist der (englische) Name
der Relation, z.B. agent. Nach dem Namen steht eine Typbezeichnung
aus vier oder weniger Buchstaben, z.B. (AGNT). Danach folgen die allgemeinsten
Konzepttypen, die mit jeder Kante der Relation verknüpft sein können, z.B. "links
[ACT] to [ANIMATE]." Darauf folgt eine informelle Beschreibung der Verwendung
der Relation, z.B. "the animate concept represents the actor of the action."
Ein Beispiel zeigt jeweils, wie die Relation verwendet werden kann.
accompaniment. (ACCM) links [ENTITY:*x] to [ENTITY:*y], where *y is accompanying
*x. Example: Ronnie left with Nancy.
[LEAVE] → (AGNT) →
[PERSON:Ronnie] → (ACCM) →
[PERSON:Nancy] .
agent. (AGNT) links [ACT] to [ANIMATE], where the ANIMATE concept represents
the actor of the action. Example: Eve bit an apple.
[PERSON:Eve] ← (AGNT) ←
[BITE] → (PTNT) →
[APPLE] .
attribute. (ATTR) links [ENTITY:*x] to [ENTITY:*y] where *x has an attribute
*y. Example: The rose is red.
[ROSE: #] → (ATTR) →
[RED].
cause. (CAUS) links [STATE:*x] to [STATE:*y], where*x has a cause *y. Example:
If you are wet, it is raining.
[STATE: [PERSON:You] ← (EXPR) ←
[WET]] → (CAUS) →
[STATE: [RAIN]].
characteristic. (CHRC) links [ENTITY:*x] to [ENTITY:*y] where *x has a characteristic
*y. Example: Eubie was 100 years old.
(PAST) → [PROPOSITION: [PERSON:Eubie] →
(CHRC) → [AGE:@100yrs]].
child. (CHLD) links a [PERSON] to another [PERSON], who is a child of the
former. Example: Lillian is Katie's mother.
[MOTHER: Lillian] → (CHLD) →
[PERSON: Katie].
content. (CONT) links [ENTITY:*x] to [ENTITY:*y], where *x has content *y.
It may be defined in terms of the relations LOC and PART. Example: A baby is
in a pen.
[PLAYPEN] → (CONT) → [BABY]
destination. (DEST) links an [ACT] to an [ENTITY], towards which the action
is directed. Example: Bob went to Danbury.
[PERSON: Bob] ← (AGNT) ←
[GO] → (DEST) → [CITY:Danbury].
duration. (DUR) links a [STATE] to a [TIME-PERIOD], during which the state
persists. Example: The truck was serviced for 5 hours.
[TRUCK: # ] ← (PTNT) ←
[SERVICE ] → (DUR) →
[TIME-PERIOD: @5hrs]
experiencer. (EXPR) links a [STATE] to an [ANIMATE], who is experiencing
that state. Example: Clara is cold.
[PERSON: Clara] ← (EXPR) ←
[COLD].
frequency. (FREQ) links an [EVENT] to a set of [TIME], at which it occurs.
Example: Packages are sent on Mondays.
[PACKAGE: {*}] ← (PTNT) ←
[SEND] → (FREQ) → [MONDAY: {*}].
initiator. (INIT) links an [ACT] to an [ANIMATE] who is responsible for initiating
it, but who does not perform it directly. Example: Tony boiled the potatoes.
[PERSON: Tony] ← (INIT) ←
[BOIL] → (PTNT) →
[POTATO: {*}].
instrument. (INST) links an [ENTITY] to an [ACT] in which the entity is causally
involved. Example: The key opened the door.
[KEY: #] ← (INST) ←
[OPEN] → (PTNT) →
[DOOR:#]
link. (LINK) links [T] to [T].
It is used primarily as a primitive in terms of which all other relations can be
defined. The relation type AGNT may be defined in terms of a concept type AGENT:
relation AGNT(x,y) is
[ACT:*x] → (LINK) →
[AGENT] → (LINK) →
[ANIMATE:*y].
location. (LOC) links a [T] to a [PLACE]. Example: Vehicles arrive at a station.
[VEHICLE: {*}]* ← (AGNT) ←
[ARRIVE] → (LOC) → [STATION].
manner. (MANR) links an [ACT] to an [ATTRIBUTE]. Example: The ambulance arrived
quickly.
[AMBULANCE: # ] ← (AGNT) ←
[ARRIVE ] → (MANR) →
[QUICK]
material. (MATR) links an [ACT] to a [SUBSTANCE] used in the process. Example:
The gun was carved out of soap.
[GUN] ← (RSLT) ← [CARVE] → (MATR) → [SOAP]
measure. (MEAS) links a [DIMENSION] to a [MEASURE] of that dimension. Example:
The ski is 167cm long.
[SKI] → (CHRC ) →
[LENGTH ] → (MEAS) →
[MEASURE: 167cm]
By measure contraction, the MEAS relation can be contracted to form the concept
[LENGTH:@167cm].
method. (METH) links an [ACT:*x] to a [SITUATION:*y] that shows how the act
*x is accomplished. Example: Larry caught the crook with a mighty leap.
[ACT: [PERSON: Larry=*x] ← (AGNT) ←
[CATCH] → (PTNT) →
[CROOK]]—
(METH) ← [ACT: [PERSON: *x] ←
(AGNT) ← [LEAP] →
(MANR) → [MIGHTY]].
name. (NAME) links an [ENTITY] to a [WORD], which is a name of the entity.
Example: Cicero is named Tully.
[PERSON: Cicero] → (NAME) →
["Tully"].
necessary. (NECS) is a monadic relation that links to a [PROPOSITION], which
is necessarily true. Example: It is necessarily true that a woman is female.
(NECS) → [PROPOSITION: [WOMAN] →
(ATTR) → [FEMALE]].
negation. (NEG) is a monadic relation that links to a [PROPOSITION], which
is asserted to be false. Example: Kirby did not eat an apple.
(NEG) → [PROPOSITION: [PERSON: Kirby] ← (AGNT) ← [EAT] →
(PTNT) → [APPLE]
part. (PART) links an [ENTITY:*x] to an [ENTITY:*y] where *y is part of *x.
Example: A finger is a part of a hand.
[HAND] → (PART) →
[FINGER] .
past. (PAST) is a monadic relation that links to a [PROPOSITION], that was
true at some time preceding the present. Example: Judy left.
(PAST) → [PROPOSITION: [PERSON:Judy] ←
(AGNT) ← [LEAVE]].
path. (PATH) links an [ACT] to a set of [PLACE]'s along which the action
occurs. Example: The pizza was shipped via Albany and Buffalo.
[PIZZA: # ] ← (PTNT) ←
[SHIPMENT ] → (PATH) →
[CITY: {Albany, Buffa1o}]
patient. (PTNT) links an [ACT] to an [ENTITY], which is acted upon. Example:
The cat swallowed the canary.
[CAT: #] ← (AGNT) ←
[SWALLOW] → (PTNT) →
[CANARY: #].
point-in-time. (PTIM) links [T] to a [TIME]
at which it occurs. Example: At 5.25 PM, Erin left.
[TIME: 5:25pm] ← (PTIM) ←
[PROPOSITION: [PERSON:Erin] ← (AGNT) ←
[LEAVE]]
possession. (POSS) links an [ANIMATE] to an [ENTITY], which is possessed
by the animate being. Example: Niurka's watch stopped.
[PERSON: Niurka] ← (POSS) ←
[ WRISTWATCH ] ← (PTNT) ←
[STOP]
possible. (PSBL) is a monadic relation that links to a [PROPOSITION], which
is possibly true. Example: The baby can talk.
(PSBL) → [PROPOSITION: [BABY: #] ←
(AGNT) ← [TALK]].
quantity. (QTY) links a set of [ENTITY: {*}] to a [NUMBER] that indicates
the number of entities in that set. Example: There are 50 passengers on the bus.
[BUS: #] ← (LOC) ←
[PASSENGER: {*I} → (QTY) →
[NUMBER: 50].
recipient. (RCPT) links an [ACT] to an [ANIMATE], which receives the object
or result of the action. Example: Diamonds were given to Ruby.
[DIAMOND: {*} ← (PTNT) ←
[GIVE] → (RCPT) →
[PERSON: Ruby].
result. (RSLT) links an [ACT] to an [ENTITY] that is generated by the act.
Example: Erich built a house.
[PERSON: Erich] ← (AGNT) ←
[BUILD] → (RSLT) →
[HOUSE].
source. (SRCE) links an [ACT] to an [ENTITY] from which it originates. Example:
The pail was carried from the shed.
[PAIL. #] ← (PTNT) ←
[CARRY] → (SRCE) →
[SHED].
support. (SUPP) links an [ENTITY:*x] to another [ENTITY:*y] where *x has
support *y. Example: The frost is on the pumpkin.
[FROST] → (SUPP) →
[PUMPKIN] .
successor. (SUCC) links a [T] to another [T] which follows the first one.
Example: After Billy ate the pretzel, he drank some beer.
[EVENT:
[PERSON: Billy=*x] ← (AGNT) ←
[EAT] → (PTNT) →
[PRETZEL#]] –
(SUCC) → [EVENT:
[PERSON: *x] ← (AGNT) ←
[DRINK] → (PTNT) →
[BEER]]
until. (UNTL) links a STATE to a TIME at which the state ceases to exist.
Example: The ticket is valid until 1 AM.
[STATE: [TICKET] → (ATTR) →
[VALID]] → (UNTL) →
[TIME: 1 AM]