Systeme und Strukturen
      
      
         Es wurde gesagt, die Linguistik sei eine Systemwissenschaft und eine
         Strukturwissenschaft. Im alltäglichen Gebrauch werden die
         Begriffe System und Struktur häufig gebraucht. Sie haben jedoch in
         verschiedenen Zusammenhängen teilweise verschiedene Bedeutungen.
         Für die Wissenschaft müssen die Begriffe System und Struktur
         jedoch genau definiert sein.
      
      
         Im folgenden soll schrittweise auf die
         Definition von System und Struktur hingeführt werden.
      
      
         6.1. Geordnete Paare 
      
      
         Wir sehen die Welt nicht als eine chaotische und gestaltlose
         Ansammlung von Erscheinungen, vielmehr stellen wir eine gewisse Ordnung fest, wo jedes Objekt "seinen
         Platz" hat und von jedem anderen Objekt unterschieden ist.
         Objekte können nach verschiedenen Gesichtspunkten geordnet sein,
         und wir selbst können Objekte nach verschiedenen Gesichtspunkten
         ordnen. So ordnen wir die Buchstaben, mit denen die deutsche Sprache
         geschrieben wird, in alphabetischer Reihenfolge, wir ordnen die
         Wörter in einem Lexikon nach dem Prinzip des Alphabets usw.
      
      
         Ein Ordnungsprinzip ist also die Reihenfolge.
      
      
         Definition 6.1. Geordnetes
         Paar
      
      
         Wir nennen ein geordnetes Paar zwei Objekte
         x und y, für die eine Reihenfolge festgelegt ist,
         also entweder erst x und dann y oder erst y und
         dann x.
      
      
         Geordnete Paare werden durch Spitzklammern gekennzeichnet, z.B.:
      
      
         <x, y>oder  <y, x>
      
      
         Geordnete Paare sind durch folgende Eigenschaft charakterisiert:
      
      
         (6.1.)   <x, y> = < u,
         v> genau dann, wenn
         x = u ∧ y 
         = v
      
      
         Daraus folgt unmittelbar:
      
      
         (6.2.)   
x 
y [x
y
         ⇒ <x,y> 
 <y,x>]
      
      
         Nun wird man eine Reihenfolge für irgendwelche Objekte nur dann
         festlegen, wenn zwischen ihnen eine bestimmte Beziehung besteht. Das
         legt einen Zusammenhang zwischen geordneten Paaren und Relationen
         nahe. So bilden z.B. Kuno und Otto ein geordnetes Paar
         <Kuno, Otto> hinsichtlich der
         Körpergröße, wenn gilt: größer(Kuno,
         Otto).
      
      
         Genauso sinnvoll ist eine Festlegung der Reihenfolge von drei und mehr
         Objekten, z.B. wenn für sie drei- und mehrstellige Relationen
         gelten. Bei drei Elementen spricht man von einem geordneten Tripel, bei vier von einem geordneten Quadrupel und allgemein bei n von einem
         n-tupel:
      
      
         Tripel:          <
         x1,
         x2,x3>           
         x1 liegt zwischen x2 und
         x3
      
      
         Quadrupel:  < x1, x2,
         x3,
         x4>     
         x1 kauft x2 von
         x3 für x4
      
      
         n-tupel:        <
         x1, x2, …,
         xn>
      
      
         Wir werden es vor allem mit geordneten Paaren zu tun haben.
      
      
         6.2. Relationen und Mengen 
      
      
         Nun kann die Beziehung zwischen den Elementen eines geordneten Paares
         einfach darin bestehen, daß das erste zu einer Menge A
         und das zweite zu einer Menge B gehört. Nehmen wir an, die
         Menge A sei {Fritz, Hans, Kuno} und B {Maria,
         Luise}, dann ist z.B. < Fritz, Maria> ein
         mögliches geordnetes Paar.
      
      
         Man stelle sich vor, die Herren A und die Damen B seien
         auf einer Tanzveranstaltung. Man kann nun z.B. fragen, wieviele
         Tanzpaarungen zustande kommen, wenn nur die Herren die Damen zum Tanz
         auffordern. Es ist die Menge aller geordneten Paare < x,
         y>, wobei x ein Herr, also ein Element aus A,
         und y eine Dame, also ein Element aus B ist. Man nennt diese
         Menge cartesisches Produkt von A und
         B (oder Verbindungsmenge ) und
         schreibt dafür A
B (lies: A
         kreuz B).
      
      
         Definition 6.2. Cartesisches
         Produkt (Verbindungsmenge) 
      
      
         Seien A und B zwei (nichtleere) Mengen. Das cartesische
         Produkt A×B dieser Mengen ist die Menge der
         geordneten Paare < x, y> mit x aus A
         und y aus B:
          A
B := {<x,
         y> |
         x∈A ∧ y∈B}
      
      
         In unserem Beispiel ist
      
      
         A
B = {<Fritz, Maria>, <
         Fritz, Luise>, < Hans, Maria>, < Hans,
         Luise>, < Kuno, Maria>, < Kuno,
         Luise>}
      
      
         Natürlich läßt sich auch das cartesische Produkt aus
         mehr als zwei Mengen bilden. Sind A, B, C Mengen,
         dann ist A
B
C die Menge aller geordneten Tripel < x,
         y, z> mit x aus A, y aus
         B und z aus C. Es sei A = {der,
         dieser}, B = {Bursche} und C =
         {raucht, schläft}; dann ist A
B
C die Menge:
      
      
         {<der, Bursche, raucht>, < dieser, Bursche,
         raucht>,
           <der, Bursche, schläft>, < dieser,
         Bursche, schläft>}
      
      
         Ein Sonderfall liegt vor, wenn B = A. Das
         cartesische Produkt A
A einer Menge
         A mit sich selbst ist die Menge aller geordneten Paare, die
         sich aus den Elementen von A bilden lassen. Man nennt diese
         Menge auch Paarmenge von A:
      
      
         Definition 6.3. Paarmenge
      
      
         Die Paarmenge A
A einer Menge
         A ist die Menge aller geordneten Paare < x, y> mit
         x und y aus A: A×A
         :={<x, y> | x∈A ∧
         y∈A}
      
      
         Sei A={a,b}. Dann ist A
A={<a,a>,<a,b>,
         <b,a>,<b,b>}
      
      
         In gleicher Weise kann man von einer Tripel-Menge (A
A
A) und allgemein von einer
         n−tupel−Menge sprechen.
      
      
         Konstituentenstrukturgrammatiken können auch mengentheoretisch
         interpretiert werden. Eine Regel wie
      
      
         S → NP
VP
      
      
         wird dann aufgefaßt als
      
      
         S = NP
VP
      
      
         d.h., die Menge der Sätze ist das kartesische Produkt aus der
         Menge der Nominalphrasen und der Menge der Verbalphrasen.
         Nominalphrasen ihrerseits sind definiert als das kartesische Produkt
         aus der Menge der Determinatoren und der Menge der Nomina:
      
      
         NP → Det
N
      
      
         NP=Det
N
      
      
         Sei Det={the, a} und N={boy, dog}, dann
         ist NP=Det
N={<the,
         boy>,<the, dog>, < a,boy>, <a,
         dog>}
      
      
         Wir haben gesehen, daß ein Allgemeinbegriff wie Pferd auf
         zweierlei Weise interpretiert werden kann. Es ist einmal ein Eigenschaftsbegriff, d.h. es meint die Summe der
         (invarianten) Eigenschaften, die jedem Exemplar 'Pferd'
         zukommen. Das kommt zum Ausdruck, wenn wir einen Satz wie (6.4)(a) als
         (6.4)(b) umschreiben:
      
      
         (6.3.)   (a) Halla ist ein Pferd
          (b) Halla kommt die Eigenschaft 'Pferd' zu.
          (c) Pferd(Halla)
      
      
         Es ist andererseits ein Klassenbegriff, d.h. es meint die Menge aller
         Individuen, denen die Eigenschaft Pferd zukommt. Das kommt zum
         Ausdruck, wenn wir (6.4)(a) wie in (6.5)(a) umschreiben:
      
      
         (6.4.)   (a) Halla ist ein Exemplar aus der Menge der
         Pferde
          (b) Halla ∈ {x | Pferd(x)}
      
      
         Das gleiche gilt für alle Prädikate, auch für zwei- und
         mehrstellige, d.h. es gilt auch für Relationen. Die Relation größer (als)
         läßt sich einmal auffassen als eine Menge von
         Eigenschaften, die einem bestimmten Individuenpaar, z.B. Fritz
         und Kuno zukommt:
      
      
         (6.5.)   (a) Fritz ist größer als Kuno
          (b) Fritz, Kuno  kommt das Prädikat größer (als)
         zu
          (c) größer (Fritz, Kuno)
      
      
         Die Relation größer (als) läßt sich
         andererseits als Klassenbegriff auffassen,
         d.h. es bezeichnet die Menge aller Individuenpaare, denen das
         Prädikat größer (als) zukommt.
      
      
         (6.6.)   (a) < Fritz, Kuno> ist ein Exemplar
         aus der Menge der Paare, zwischen denen die Beziehung
         größer (als) besteht.
          (b) < Fritz, Kuno>∈{<x, y> |
         größer(x, y)}
      
      
         Der Begriff Relation läßt sich wie folgt als Menge
         definieren:
      
      
         Definition 6.4. Relation
      
      
         R := {<x,y> |
         R(x,y)}
      
      
         In diesem Sinne ist auch die Paarmenge einer Menge M eine
         Relation. Man nennt sie die Allrelation von
         M.
      
      
         Definition 6.5. Allrelation
      
      
         Die Allrelation einer Menge M ist gleich der Paarmenge von
         M.
      
      
         Definition 6.6. Relation in
         einer Menge M
      
      
         Eine Relation R ist eine Relation in einer Menge
         M, wenn sie in der Allrelation von M enthalten ist, d.h.
         wenn gilt:        
          
x
         [x∈R ⇒ x 
         ∈ M
M]
      
      
         Man wird z.B. oft die Frage stellen, zwischen welchen Elementen einer
         gegebenen Menge M eine bestimmte Beziehung besteht. Ein Lehrer
         möchte z.B. etwas über die sozialen Beziehungen zwischen den
         Schülern einer Klasse A wissen. Er kann z.B. fragen,
         welche Schüler welche anderen Schüler mögen. Gesucht
         ist also die Menge
      
      
         {<x,y> |
         x∈A ∧ y∈A ∧ mag(
         x,y)}
      
      
         Statt dessen kann man auch formulieren
      
      
         (6.7.)   {<x, y> | < x,
         y>∈ A
A ∧ mag(x, y)}
      
      
         Diese Relation ist in A
A enthalten, d.h. sie
         ist im definierten Sinne eine Relation in A.
      
      
         6.3. Relationseigenschaften 
      
      
         Relationen können nach bestimmten Eigenschaften unterschieden
         werden.
      
      
         Man wird z.B. sagen, daß wenn (6.10) (a) wahr ist, auch (6.10)
         (b) wahr sein muß, und umgekehrt:
      
      
         (6.8.)   (a) Hans gleicht Peter
          (b) Peter gleicht Hans
      
      
         Eine Relation, die diese Eigenschaft hat, wird symmetrisch genannt.
      
      
         Definition 6.7. Symmetrische
         Relation
      
      
         Eine Relation ist symmetrisch, wenn gilt: 
x
y  [R(x,y) ⇒ R(y,
         x)]
      
      
         Weitere symmetrische Relationen sind: parallel (zu), gleichwertig
         (mit), gleichgestaltig (mit), verwandt (mit).
      
      
         Ist eine Relation nicht symmetrisch, so sind zwei Fälle zu
         unterscheiden
      
      
         - 
            die Relation ist nicht in allen Fällen umkehrbar, z.B.
            Bruder: ist a Bruder von b, dann ist b
            Bruder von a nur dann, wenn b männlichen
            Geschlechts ist;
         
 
         - 
            die Relation ist in keinem Fall umkehrbar, z.B.
            größer: ist a größer
            b wahr, dann ist b größer a
            falsch; eine solche Relation heißt asymmetrisch.
         
 
      
      
         Definition 6.8. Asymmetrische
         Relation
      
      
         Eine Relation ist asymmetrisch, wenn gilt: 
x
y [R(x,
         y) ⇒ ¬R(y,x)]
      
      
         Wenn a größer als b ist und b
         größer als c, dann ist sicher auch a
         größer als c. Eine Relation, die diese Eigenschaft
         hat, wird transitiv genannt.
      
      
         Definition 6.9. Transitive
         Relation
      
      
         Eine Relation ist transitiv, wenn gilt: 
x
y
z [R(x,y) ∧ R(
         y, z) ⇒ R(x, z)]
      
      
         Eine transitive Relation ist auch die Teilmengenbeziehung. Sind,
         x, y, z beliebige Mengen, so gilt:
      
      
         (6.9.) 
x
y
x 
         [(x ⊆ y) ∧ (y ⊆ z) ⇒ (
         x  ⊆ z)]
      
      
         Wenn die Aussage Peter gleicht sich auch komisch klingen mag,
         so ist sie doch wahr. Die Aussage ist sogar für jedes beliebige
         konkrete Objekt wahr. Peter gleicht sich ist das gleiche wie
         Peteri gleicht Peteri. und das ist
         eine Aussage der Form R(x, x). Wenn für
         jedes Individuum x aus einem bestimmten Individuenbereich stets
         gilt: R(x, x), dann wird R reflexiv genannt.
      
      
         Definition 6.10. Reflexive
         Relation
      
      
         Eine Relation ist reflexiv, wenn gilt: 
x R(x, x)
      
      
         Die Relation Teilmenge ist ein weiteres
         Beispiel für eine reflexive Relation. Eine Menge A ist
         Teilmenge einer Menge B genau dann, wenn jedes Element aus
         A auch Element aus B ist:
      
      
         (6.10.) A ⊆ B genau dann, wenn 
x
         (x∈A ⇒ x∈B)
      
      
         Nun gilt trivialerweise, 
x(x∈A ⇔ x∈
         A) und zwar für beliebige Mengen. Folglich gilt auch: 
A (A⊆A).
      
      
         Neben den genannten Relationseigenschaften gibt es noch eine Reihe
         weiterer, die hier nicht im einzelnen
         ausgeführt werden sollen. So gilt z.B. für die Relation
         Teilmenge: wenn A Teilmenge von B ist und B
         Teilmenge von A, dann ist A = B.
      
      
         Für die Relation (leiblicher) Vater gilt: wenn a
         Vater von c ist und b Vater von c, dann ist
         a = b.
      
      
         Wie die Beispiele gezeigt haben, können Relationen mehrere
         Eigenschaften gleichzeitig haben. So ist z.B. die Relation Teilmenge u.a. reflexiv
         und transitiv.
      
      
         Von besonderer Wichtigkeit sind Relationen, die reflexiv, symmetrisch und transitiv sind. Sie werden Äquivalenzrelationen genannt.
      
      
         Definition 6.11.
         Äquivalenzrelation
      
      
         Eine Relation ist eine Äquivalenzrelation, wenn sie reflexiv,
         symmetrisch und transitiv ist.
      
      
         Eine Äquivalenzrelation ist z.B. gleichgestaltig (G). Es ist leicht einzusehen, daß
      
      
         - 
            
x G(x,
            x)     (Reflexivität)
          
         - 
            
x
y [G(x,
            y)⇒ G(y, x)   
            (Symmetrie)
          
         - 
            
x
y
z [G(x,
            y) ∧ G(y,
            z) ⇒ G(x,
            z)]     (Transitivität)
          
      
      
         6.4. Abbildungen 
      
      
         Sei R die Relation Ehemann in einem bestimmten
         Personenbereich P. Z.B.:
      
      
         P = {Peter, Fritz, Maria, Luise, Kuno, Ina, Theodor}
      
      
         R = {<Peter, Ina>, <Fritz, Luise>,
         < Kuno, Maria>}
      
      
         Man kann nun einerseits die Menge der Elemente betrachten, die als
         erstes Element der geordneten Paare aus R vorkommen, also die
         Menge V = Peter, Fritz, Kuno. Man nennt diese Menge den Vorbereich von R. Entsprechend nennt man die
         Menge der Elemente, die jeweils als zweites Element der Paare aus
         R vorkommen, den Nachbereich von
         R.
      
      
         Definition 6.12. Vorbereich
      
      
         Der Vorbereich V einer Relation R ist die Menge der
         Elemente x, für die es ein Element y gibt, so
         daß < x, y> ein Element aus R
         ist:          
          V(R) := {x | 
y < x, y>∈R}
      
      
         Definition 6.13. Nachbereich
      
      
         Der Nachbereich N einer Relation R ist die Menge der
         Elemente y, für die es ein x gibt, so daß
         < x, y> ein Element aus R
         ist:          
          N(R) := {y | 
x < x, y>∈ R}
      
      
         Eine Relation ist nacheindeutig, wenn jedem Element des Vorbereichs
         ein und nur ein Element des Nachbereichs zugesandte wird. Die Relation
         der Konfessionszugehörigkeit ist z.B. nacheindeutig, weil die
         Zugehörigkeit zu mehreren Konfessionen nicht zugelassen ist.
      
      
         Definition 6.14.
         Nacheindeutig
      
      
         Eine Relation ist nacheindeutig, wenn sie jedem Element des
         Vorbereichs genau ein Element des Nachbereichs zuordnet, d.h. wenn
         gilt: 
          
x
y
z  [R(x,
         y) ∧ R(x,
         z) ⇒ y=z]
      
      
         Definition 6.15.
         Voreindeutig
      
      
         Eine Relation ist voreindeutig, wenn sie jedem Element des
         Nachbereichs genau ein Element des Vorbereichs zuordnet, d.h. wenn
         gilt: 
          
x  
y  
z [R(x,
         z) ∧ R(y,
         z) ∧ x = y]
      
      
         Die Relation Vater ist voreindeutig, weil jeder Mensch nur
         einen (leiblichen) Vater hat.
      
      
         Definition 6.16.
         Eineindeutig
      
      
         Eine Relation ist eineindeutig, wenn sie sowohl voreindeutig als auch
         nacheindeutig ist.
      
      
         Die Relation Ehegatte ist in einer monogamen Gesellschaft
         eineindeutig.
      
      
         Eine Relation heißt Abbildung oder
         Funktion,  wenn sie nacheindeutig oder
         kurz: eindeutig ist. Die Relation der Konfessionszugehörigkeit
         ist eine Abbildung.
      
      
         Definition 6.17. Abbildung,
         Funktion 
      
      
         Eine Relation ist eine Abbildung oder Funktion f, wenn sie (nach-)
         eindeutig ist, d.h. wenn gilt:  
          
x 
y 
z [R(x,y) ∧ R(x,
         z) ⇒ y = z]
      
      
         Ist eine Relation R in der Verbindungsmenge A
B enthalten, dann nennt man R eine Relation
         zwischen den Mengen A und B.
      
      
         Beispiel: Sei A die Menge der Schüler einer bestimmten
         Schule und B die Menge der Lehrer dieser Schule. Dann ist die
         Relation R = Schüler (von) eine Relation zwischen
         A und B.
      
      
         Definition 6.18. Abbildung aus
         einer Menge in eine Menge
      
      
         Eine Relation R zwischen zwei Mengen A und B ist eine
         Abbildung aus A in B, wenn R eine Funktion ist.
      
      
         
      
      
         Abb. 6.6. Abbildung aus A in B
      
      
         Die diesem Beispiel zugrunde liegende Funktion ist
      
      
         f={<a, 1>, <c,1>,<d,4>}
      
      
         Nehmen wir als weiteren Fall unser Schüler-Lehrer Beispiel. Dabei
         ist die Relation x hat y als Klassenlehrer eine Funktion, denn
         jeder Schüler hat nur einen Klassenlehrer. Diese Relation ist
         also eine Abbildung aus der Menge der Schüler in die Menge der
         Lehrer. Es liegt hier aber ein besonderer. Fall vor, denn es gibt
         keinen Schüler, der keinen Klassenlehrer hat. Das heißt,
         daß der Vorbereich der Funktion mit der Menge der Schüler
         identisch ist. In diesem Fall spricht man von einer Abbildung von
         einer Menge A in eine Menge B:
      
      
         Definition 6.19. Abbildung von
         einer Menge in eine Menge 
      
      
         Eine Relation R zwischen zwei Mengen A und B ist
         eine Abbildung von A in B, wenn R eine Funktion f ist und wenn
         gilt:
          V(f) = A
         ∧N(f) ⊂ B
      
      
         Beispiel:
      
      
         
      
      
         Abb. 6.7. Abbildung von A in B
      
      
         Für "f ist eine Abbildung von A in
         B" schreibt man: f: A
B.
      
      
         Definition 6.20. Abbildung von
         einer Menge auf eine Menge
      
      
         Eine Relation R zwischen zwei Mengen A und B ist
         eine Abbildung von A auf B, wenn R eine Funktion ist und wenn
         gilt:
          V(f) = A ∧ N(f) = B
      
      
         Beispiel:
      
      
         
      
      
         Abb. 6.8. Abbildung von A auf B
      
      
         Ein Sonderfall liegt vor, wenn R eine eineindeutige Funtkion ist. Dann
         ist die Abbildung von A auf B selbst eindeutig.
      
      
         Ist ein Paar, <x, y> ein Element einer Abbildung, so
         nennt man y das Bild von x und
         x das Urbild von y. Man
         schreibt
      
      
         f(x) = y
      
      
         für "das Bild von x ist y". Dabei ist
         f(x) = y nur eine andere Schreibweise für
         f(x, y) . Man schreibt
      
      
         f–1(y) = x
      
      
         für "x ist das Urbild von y".
      
      
         Eine eineindeutige Abbildung liegt dann vor, wenn jedes Urbild genau
         ein Bild und jedes Bild genau ein Urbild hat.
      
      
         Ist A die Menge der Seiten in einem Buch und B die Menge
         der Seitenzahlen, dann ist R = x
      
      
         hat die Seitenzahl y eine eineindeutige Abbildung von A
         auf B.
      
      
         6.5. System und Struktur 
      
      
         Es ist sinnvoll, die Begriffe System und Struktur zusammen zu
         behandeln, weil sie sich gegenseitig bedingen. Systeme sind
         strukturierte Gegenstände, Strukturen sind eine Eigenschaft von
         Systemen, sie existieren nicht unabhängig von Systemen. Ein
         System ist eine "nach Ordnungsprinzipien gegliederte
         Mannigfaltigkeit von materiellen Dingen, Prozessen usw. (materielles System) oder von Begriffen, Aussagen usw.
         (ideelles System)" (Klaus/Buhr, s.v. System). In dieser Definition
         sind zwei zentrale mathematische Begriffe enthalten, die die Grundlage
         für eine allgemeine Definition des Systembegriffs bilden,
         nämlich die Begriffe Relation
         (Ordnungsprinzipien) und Menge
         (Mannigfaltigkeit von Dingen, Prozessen, Begriffen, Aussagen etc.). Im
         allgemeinsten Sinn ist ein System eine Menge von Elementen und eine
         Menge von Relationen zwischen den Elementen dieser Menge.
      
      
         Definition 6.21. System
      
      
         Ein System ist ein geordnetes Paar Σ=<M, 
>, wobei M eine Menge von Elementen ist und 
eine Menge von Relationen R1,
         R2, …, Rn in M.
      
      
         Ein System in diesem Sinne ist z.B. das System der natürlichen
         Zahlen mit M = 
 = {1, 2, 3,
         …} und einer Vielzahl von Relationen wie z.B.
      
      
         R1 = {<1,2>,<2,3>,<3,4>,…}
      
      
         (x ist um 1 kleiner als y, f(x) =
         x+1)
      
      
         R2 =
         {<1,1>,<2,4>,<3,9>,<4,16>, …}
      
      
         (f(x)=x2)
      
      
         R3={<1,1,2>,<1,2,3>,<1,3,4>, …}
      
      
         (f(x,y) = x +
         y)
      
      
         Um ein einfacheres Beispiel zu nehmen: Sei M = {Fritz, Ina,
         Egon, Martha, Mark} R1= {Egon, Martha}
         (Ehemann)
      
      
         R2= {<Egon, Fritz>,<Egon,
         Ina>, < Egon, Marl>} (Vater)
      
      
         R3 = {<Martha, Fritz>, < Martha,
         Ina>, < Martha, Mark>}  (Mutter)
      
      
         R4 = {<Fritz, Ina>, < Fritz,
         Mark>, < Mark, Fritz>} (Bruder)
      
      
         R5 = {<Ina, Fritz>, < Ina,
         Mark>} (Schwester)
      
      
         Dann ist Σ = <M, {R1,
         R2, R3, R4,
         R5}> das Verwandtschaftssystem einer
         fünfköpfigen Familie.
      
      
         Interessant an diesem Beispiel ist, daß nicht alle
         Verwandtschaftsbeziehungen explizit genannt werden müssen, weil
         sie aus anderen ableitbar sind. Zum Beispiel ist die Beziehung
         Sohn (S) aus der Beziehung Vater(V) und
         der Beziehung Bruder(B) ableitbar:
      
      
         V(x,y) ∧ B(y,z) ⇒ 
         S(y,x)
      
      
         Aufgrund dieser allgemeinen Beziehung kann man aus
         R2 und R4 ableiten, daß
         Fritz und Mark Söhne von Egon sind.
      
      
         Das ist wichtig für die Beschreibung von Systemen, denn man wird
         im allgemeinen nur die Relationen explizit
         nennen, die nicht aufgrund allgemeiner Gesetzmäßigkeiten
         von anderen Relationen ableitbar sind.
      
      
         Das ist außerdem für den Strukturbegriff von Bedeutung,
         wenn man unter der Struktur eines Systems die Menge der Relationen in
         diesem System versteht:
      
      
         Definition 6.22. Struktur
      
      
         Ist Σ = <M, 
> ein System, dann nennt man 
 die Struktur von Σ.
      
      
         Der Strukturbegriff läßt sich präziser fassen
         über den Begriff Strukturgleichheit (Isomorphie):
      
      
         Definition 6.23. Isomorphie
      
      
         Zwei Systeme Σ = <M, 
> und Σ' = <M', 
'> sind isomorph
         (strukturgleich), wenn es eine eineindeutige Abbildung gibt, die jedem
         Element x aus M ein Element x' aus
         M' und jedem Element Ri aus 
         ein Element Ri' aus 
' eineindeutig zuordnet, derart, daß, wenn ein
         n-tupel mit Elementen aus M ein Element aus
         Ri ist, das zugeordnete n-tupel mit Elementen
         aus M' ein Element aus Ri' ist.
      
      
         Das klingt etwas kompliziert und soll daher gleich an Beispielen
         erläutert werden.
      
      
         Beispiel 1: Sei Σ=<
, R>,
         wobei
 die Menge
         der natürlichen Zahlen und R die
         Menge der geordneten Tripeln <x, y, z> mit
         z = x + y ist, und
         Σ' = <
, R'>,
         wobei 
die Menge der geraden natürlichen Zahlen und
         R' die Menge der geordneten Tripel < x',
         y', z'> mit
         z' = x' + y' ist.
         Diese beiden Systeme sind isomorph, denn es gibt eine eineindeutige
         Abbildung f, die jedem Element aus 
 genau ein Element aus 
 zuordnet und jedem Element
         aus R genau ein Element aus R', wobei
         f(<x, y,
         z>) = <f(x), f(y),
         f(z)> ist. Für. diese Abbildung gilt
         f(u) = 2u. Diese Abbildung ordnet also
         z.B. den Elementen 2, 3, 5 aus 
 die Elemente 4, 6, 10 aus
         
 zu und dem Tripel < 2, 3, 5> aus R das
         Tripel =4, 6, 10> aus R'. Man sieht sofort, daß 5
         = 2 + 3 und 10 = 4 + 6.
      
      
         
      
      
         Beispiel 2: Die Menge der Städte bilden mit einer Menge von
         Lagerelationen wie S = südlich von und W = westlich
         von ein System. Auf einer Landkarte sind den Städten
         Kartenpunkte und den Relationen S und W die Relationen
         U = unterhalb von bzw. L = links von eineindeutig
         zugeordnet. Sind zwei Städten x und y die
         Kartenpunkte x' und y' zugeordnet, so folgt aus
         S(x, y), U(x', y').
         Das System der Kartenpunkte und das System der geographischen Lage von
         Städten sind isomorph.
      
      
         Man kann nun alle Systeme, die zueinander isomorph sind, in einer
         Menge zusammenfassen. Die Relation der Isomorphie (I) ist
         reflexiv, symmetrisch und transitiv, d.h. sie ist eine
         Äquivalenzrelation.
      
      
         Man kann die Menge zueinander isomorpher Systeme dadurch gewinnen,
         daß man von einem beliebigen System x ausgeht und fragt,
         welche Systeme zu x isomorph sind. Da die Isomorphie eine
         Äquivalenzrelation ist, nennt man die so gewonnene Menge eine
         Äquivalenzklasse.
      
      
         Sei S die Menge aller Systeme, dann läßt sich die
         von einem beliebigen x ∈ S mit der
         Äquivalenzrelation I ableitbare Äquivalenzklasse wie
         folgt charakterisieren:
      
      
         [x] = {y|y ∈ S ∧ 
         I(x, y)}
      
      
         Man nennt [x] dann die I-Äquivalenzklasse von x in S. Es ist klar,
         daß x selbst in dieser Klasse enthalten sein muß.
         Zwei solcher Äquivalenzklassen [x] und [y] sind
         identisch, wenn x zu y isomorph ist:
      
      
         (6.11.) [x] = [y] genau dann, wenn
         I(x,y)
      
      
         Man kann zeigen, daß die Menge der Systeme S durch die
         Isomorphierelation I vollständig in paarweise
         elementfremde Äquivalenzklassen T1,
         T2,…,Tn zerlegt wird, d.h.
      
      
         S = T1 ∪ T
         2 ∪ … ∪ Tn
      
      
         Ti ∪ Tj = 
      
      
         Zwei Systeme haben die gleiche Struktur, wenn sie isomorph sind. Alle
         Elemente einer I−Äquivalanzklasse
         Ti haben die gleiche Struktur. Man kann daher sagen,
         daß jedes Ti einen bestimmten Strukturtyp
         darstellt.
      
      
         Die Aufteilung in einer Menge in paarweise elementfremde Teilmengen
         nennt man Klassifikation.
      
      
         6.6. Ordnungsstrukturen 
      
      
         Ordnungsstrukturen sind Strukturen, die durch sog. Ordnungsrelationen definiert werden. Ordnungsrelationen
         sind Relationen, die Mengen auf bestimmte Weise ordnen. Sie haben
         besondere Eigenschaften. Wir haben z.B. gesehen, daß der Begriff
         Äquivalenzrelation durch die Relationseigenschaften reflexiv,
         symmetrisch und transitiv definiert ist.
      
      
         Betrachten wir nun als Beispiel für einen anderen Relationstyp
         die Relation Teilmenge. Sie wird folgendermaßen
         charakterisiert:
      
      
         (6.12.) A  ⊆ B = 
x [x ∈ A ⇒ 
         x ∈ B]
      
      
         Das ist auch dann wahr, wenn man B durch A ersetzt:
      
      
         (6.13.) A ⊆ A = 
x [x ∈ A ⇒ 
         x ∈ A]
      
      
         Daraus folgt, daß die Teilmengenbeziehung reflexiv ist.
      
      
         Die Teilmengenbeziehung ist sicher nicht symmetrisch. Sie ist aber
         auch nicht asymmetrisch. Das ergibt sich unmittelbar aus der
         Reflexivität. Die Aussage
         A ⊆ B ⇒ B ⊆ 
         A wird nämlich dann wahr, wenn man B durch A
         ersetzt: Anders ausgedrückt: wenn A in B enthalten
         ist und B in A, dann ist A = B.
      
      
         Eine Relation, die diese Eigenschaft hat, wird antisymmetrisch genannt.
      
      
         Definition 6.24.
         Antisymmetrisch
      
      
         Eine Relation R ist antisymmetrisch wenn
         gilt:     
          
x 
y [R(x,y) ∧ R (y,x) ⇒ 
         x = y]
      
      
         Die Teilmengenbeziehung ist also reflexiv, antisymmetrisch und
         transitiv. Eine Relation, die diese Eigenschaften hat, wird
         Ordnungsrelation genannt:
      
      
         Definition 6.25.
         Ordnungsrelation
      
      
         Eine Relation heißt Ordnungsrelation, wenn sie reflexiv,
         antisymmetrisch und transitiv ist.
      
      
         Ein weiteres Beispiel für eine Ordnungsrelation ist die Relation
         nicht größer als (= kleiner oder gleich groß)
         in der Menge der Zahlen. Es gilt:
      
      
         - 
            a nicht größer als a;
         
 
         - 
            wenn a nicht größer als b und b
            nicht größer als a, dann ist
            a = b;
         
 
         - 
            ist a nicht größer als b und b
            nicht größer als c, dann ist a nicht
            größer als c.
         
 
      
      
         Definition 6.26. Halbordnung
      
      
         Ist R eine Ordnungsrelation in einer Menge M, dann nennt
         man R eine Halbordnung der Menge
         M.
      
      
         An einem Beispiel soll gezeigt werden, inwiefern man von einer Ordnung
         sprechen kann.
      
      
         Aus einer Menge A kann man eine neue Menge bilden, die aus
         allen Teilmengen von A besteht. Man nennt diese Menge die Potenzmenge von A:
      
      
         Definition 6.27. Potenzmenge
      
      
         Die Potenzmenge 
 einer Menge A ist
         die Menge aller Teilmengen von
         A:        
          
(A) := {X|X ⊆ A}
      
      
         Ist z.B. A = {1, 2, 3}, dann ist
      
      
         (6.14.) 
(A)={
, {1}, {2}, {3}, {1, 2},
         {1,3}, {2, 3},{1,2,3}}
      
      
         Dabei sind die Teilmengen von A aus Darstellungsgründen
         nach der Anzahl ihrer Elemente (nach ihrer Mächtigkeit)
         angeordnet. In dieser Menge ist die Teilmengenbeziehung eine
         Halbordnung. So gilt z.B .:
      
      
         (6.15.) (a) 
 ⊆ {1} ⊆ {1,2} ⊆ {1,2,3}
          (b) 
 ⊆ {2} ⊆ {1,2} ⊆ {1,2,3}
          (c) 
 ⊆ {3} ⊆ {2,3} ⊆ {1,2,3}
      
      
         Anschaulicher werden die Verhältnisse, wenn man die Elemente von
         
(A) nach ihrer Mächtigkeit (ihrer Anzahl der
         Elemente) so in Zeilen anordnet, daß gleichmächtige Mengen
         in einer Zeile stehen, und dann die Mengen, zwischen denen die
         Teilmengenbeziehung besteht, durch eine Linie verbindet. Dabei sind
         die Relationspaare, die sich aus der Transitivität der Relation
         ergeben, gestrichelt gekennzeichnet (die Reflexivität ist nicht
         berücksichtigt):
      
      
         
      
      
         Abb. 6.9. Potenzmenge
      
      
         Wie Abb. 6.9. zeigt, besteht nicht zwischen allen Elementen die
         Teilmengenbeziehung. So ist weder {1, 2} in {1, 3} noch {1, 3} in {1,
         2} enthalten. Die Menge 
(A) ist daher
         bezüglich der Teilmengenbeziehung nur unvollständig
         geordnet.
      
      
         Eine Ordnungsrelation ist vollständig,
         wenn sie konnex ist:
      
      
         Definition 6.28. Konnex
      
      
         Eine Relation R ist konnex, wenn
         gilt:
          
x
y [x
y ⇒ R(
         x, y) ∨ R(y, x)]
      
      
         Definition 6.29.
         Vollständige Ordnungsrelation
      
      
         Eine Ordnungsrelation ist vollständig, wenn sie konnex ist.
      
      
         Definition 6.30. Ordnung,
         Kette
      
      
         Eine Halbordnung ist eine (vollständige oder lineare) Ordnung oder eine Kette,
         wenn ihre Ordnungsrelation vollständig ist.
      
      
         So ist z.B. die Relation nicht größer als eine
         vollständige Ordnungsrelation auf der Menge der natürlichen
         Zahlen.
      
      
         Beispiel: Sei A = {1, 2, 3, 4}
      
      
         Die Ordnung von A läßt sich graphisch darstellen,
         indem man jedem Element aus A einen Punkt zuordnet und die
         einem Elementenpaar < x, y> zugeordneten Punkte
         mit einem Pfeil verbindet, wenn R(x, y) gilt:
      
      
          
      
      
         Abb. 6.10. Ordnung einer Menge
      
      
         Abb. 6.10. ist die graphische Repräsentation der Ordnungsstruktur
         der Menge A bezüglich der Ordnungsrelation nicht
         größer als. Die Bezeichnungen lineare
         Ordnung und Kette werden
         einleuchtender, wenn man Abb. 6.10. vereinfacht und anders anordnet.
         Wir lassen die Ringpfeile weg (Kennzeichen der Reflexivität) und
         alle Pfeile, die Transitivität anzeigen; wir ordnen die Punkte so
         an, daß alle Pfeile in die gleiche Richtung weisen:
      
      
         
      
      
         Abb. 6.11.
      
      
         
      
      
         Abb. 6.12.
      
      
         Nun gibt es auch Relationen, die von vornherein nicht reflexiv sondern
         irreflexiv sind:
      
      
         Definition 6.31. Irreflexiv
      
      
         Eine Relation R ist irreflexiv, wenn
         gilt:   
          
x ¬R(x,x)
      
      
         Eine irreflexive Relation kann nicht antisymmetrisch sein. Sie ist
         entweder unsymmetrisch oder asymmetrisch.
      
      
         Definition 6 .32. Strikte
         Ordnungsrelation 
      
      
         Eine Relation ist eine strikte Ordnungsrelation, wenn sie asymmetrisch
         und transitiv ist.
      
      
         Beispiele für strikte Ordnungsrelationen sind: größer
         als, kleiner als, echte Teilmenge von, Vorgänger von.
      
      
         6.7. Operationen 
      
      
         Man kann Operationen als eine besondere Art
         von Relationen auffassen, wobei Elemente aus einer Menge M so
         miteinander verknüpft werden, daß wieder ein Element aus
         M entsteht. Bekannte Beispiele für Operationen sind die
         Addition und Multiplikation in der Menge der Zahlen. Dabei werden zwei
         Zahlen einer dritten zugeordnet, z.B. 1 + 2 = 3,
         2·3 = 6, oder allgemein: x + y =
         z bzw. xy = z.
      
      
         Andere Operationen sind die Verknüpfungen von Aussagen zu neuen
         Aussagen in der Aussagenlogik und die Verknüpfung von Mengen zu
         neuen Mengen in der Mengentheorie.
      
      
         Die allgemeine Form einer Operation ist
      
      
         (6.16.)        
(x1,…, xn) = y
      
      
         Je nachdem wieviele Elemente an der Operation beteiligt sind,
         müssen ein- und mehrstellige Operationen unterschieden werden.
         Ein Beispiel für eine einstellige Operation ist die Negation in
         der Aussagenlogik, die einer Aussage p die Aussage ¬p zuordnet:
      
      
         Zweistellige Operationen schreibt man meist in der Form
      
      
         (6.17.)       
         x1
x2 = y
      
      
         Es wurde bereits gesagt, daß man Operationen als besondere Art
         von Relationen auffassen kann. Sei x
y = z eine zweistellige Operation auf
         einer Menge M. Dann ordnet die Operation das Paar <
         x, y> einem z zu derart, daß
         z = x
y. Man kann eine
         Operation daher entweder als eine zweistellige Relation R
(<x, y>, z) darstellen, oder was das gleiche
         bedeutet — als dreistellige Relation R
(x, y, z). Allgemein ist dann eine
         n-stellige Operation eine zweistellige Relation mit einem
         n-tupel und einem weiteren Element R
(<x1,…, xn>,y) bzw. eine n+1−stellige
         Relation R
(x1,…,
         xn,y).
      
      
         Die Menge aller Paare < x, y> mit
         x, y ∈ M ist die Paarmenge
         M×M. Man kann eine zweistellige Operation in
         M daher auch auffassen als eine Abbildung von der Menge
         M×M in die Menge M:
      
      
         f
:M×M
M
      
      
         Allgemein ist dann eine n-stellige Operation eine Abbildung von
         der n-tupel-Menge Mn (Mn
         ist definiert als Mn = M
Mn–1) in M:
      
      
         Die Struktur eines Systems, das aus einer Menge M und einer
         Menge O von in M definierten Operationen besteht,
         heißt algebraische Struktur. Ein System
         mit einer algebraischen Struktur kann man entsprechend algebraisches System nennen. Algebraische Systeme sind
         z.B. das Zahlensystem, die Aussagenlogik und die Mengentheorie.
      
      
         Durch die Kombination von Ordnungsstrukturen und algebraischen
         Strukturen erhält man komplexe Systeme.
      
      
         6.8. Literatur