Allgemeine Tipps

Strategien bei der Beantwortung von Fragen in Hausaufgaben oder Klausuren

Ausgangspunkt dieser Ausführungen war Teil 1 von Worksheet IV, genauer gesagt eine Auswahl von Antworten, die Sie zu den einzelnen Fragen gegeben haben. Diese haben wir im Kurs diskutiert, wobei Ihre Aufgabe darin bestand, jede einzelne Antwort zu kommentieren und bewerten, dann herauszuarbeiten, welche Kernprobleme bei den Antworten zu beobachten waren und daraus Strategien für den Umgang mit derartigen Fragen abzuleiten. Es ließen sich folgende Probleme ausmachen:

Diagnose: die folgenden Probleme traten in den Antworten auf:

Antwort formal falsch

Dieses bezog sich auf den Umstand, dass beispielsweise häufig dort, wo konkrete linguistische Beispiele gefordert waren, keine angegeben wurden

Antwort inhaltlich ganz oder partiell falsch

Dieses konnte daran liegen, dass der Text, zu dem die Frage gestellt wurde, oder die Fragestellung nicht verstanden wurden

Eine weitere Ursache ist darin zu sehen, dass sich die Antwort ist nicht auf den Text bzw. die Kursmaterialien bezog, sondern auf andere Quellen und dabei Begriffe einsetzt, deren Bedeutung unklar ist

>Die Antwort wurde weder selber noch durch andere hinterfragt

Bei der Antwort wurde alles aufgeschrieben, was einem einfällt, in der Hoffnung, das Richtige könnte dabei sein

Antwort uneindeutig

Es wird keine Einleitung geliefert, in der ein Bezug zur Fragestellung erstellt wird

Die Antwort erfolgt nicht in geschlossenen Aussagen, stattdessen werden Stichwörter statt ganzer Sätze verwendet

Es kommen Fachtermini zu Einsatz, die nicht erklärt oder anhand von Beispielen illustriert werden

Es werden keine Textverknüpfungen verwendet, die Bezüge zwischen einzelnen Antwortteilen herstellen und so ein kohärentes Ganzes ergäben

Heilung: die folgenden Strategien wurden diskutiert, um die Probleme zu lösen:

Frage gründlich lesen

Wenn sprachliche Beispiele gefordert werden, diese auch bringen

Nicht gleich losschreiben: erst alle Fragen durchlesen, dann durchatmen, dann jede einzelne Frage erneut lesen. Zuerst die Fragen beantworten, bei denen man sicher ist

Fragestellung verdeutlichen, systematisieren und auf sich beziehen: "in dieser Aufgabe soll ich zeigen, dass XYZ. Dieses soll ich anhand eines konkreten Beispieles tun" oder "In dieser Aufgabe soll ich erklären, was unter dem Begriff XYZ zu verstehen ist. Dafür muss ich zuerst erklären, was X bedeutet, dann muss ich beschreiben was YZ bedeutet usw."

Antwort so formulieren, dass...

nur das aufgeführt ist, was auch tatsächlich gefragt war. Wenn Sie bei einer Antwort alles aufschreiben, was in irgendeiner Weise mit dem Gegenstand zu tun hat, wird sofort deutlich, dass Sie die Frage eben nicht gezielt beantworten können, sondern eher eine Art unkontrollierte Gedächtnisübung vollbringen, ohne den Kern der Sache zu treffen

>Sie Nachfragen zu dieser Antwort auch beantworten können. Das heißt insbesondere, dass Sie keinerlei Begriffe einsetzen, deren Bedeutung Sie nicht kennen und deren Quellen Sie nicht nennen.

der Korrekteur nicht detektivisch tätig werden muss, um zu erahnen, was in Ihren Köpfen bei der Beantwortung vorgegangen sein wird. Schreiben Sie in ganzen Sätzen (außer anders vorgegeben), die durch entsprechende Textverknüpfungen aufeinander bezogen sein sollten. Beziehen Sie sich in ihrer Antwort einleitend auf die Frage

Antwort prüfen, wenn möglich mit Zeitabstand

Hinterfragen Sie Ihre Antworten und gehen sie nach den hier diskutierten Punkten durch (Frage richtig gelesen? Antwort eindeutig formuliert? Alles in ganzen Sätzen ausgedrückt? usw.)

Geben Sie bei Hausaufgaben (und natürlich auch Hausarbeiten) Ihre Antworten einem/r Kommilitonen, um eine Rückmeldung darüber zu bekommen, ob die oa. Punkte eingehalten werden und Sie klar und eindeutig sind

Geben Sie sich nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden, die Ihnen bei der Frage einfällt. Auf universitärem Level können Sie davon ausgehen, dass nicht alle Fragen an Sie so gestellt sind, dass Ihnen spontan die korrekte Lösung dazu einfällt, sondern dass der Prozess des Reflektierens bei der Beantwortung eine entscheidende Rolle spielt.

Bei Problemen: zu diesen Problemen stehen

Wenn Sie das Gefühl haben, mit der Frage oder dem Gegenstand, auf den Sie sich bezieht, nicht klarzukommen, dann artikulieren Sie Ihr Problem. Sie können es dann mit den Kommilitonen und/oder dem Veranstalter besprechen. Es wird von Ihnen nicht erwartet, alles im Alleingang zu erlernen

Um diesen Punkt anzugehen, brauchen Sie allerdings ein präzise Formulierung des Problemes. Diese sollten Sie schriftlich ausführen. Sie werden feststellen, dass sich bei dieser Herangehensweise, bei der Sie sich klarmachen, was das Problem eigentlich ist, dieses Problem häufig verschwindet

>Wenn eine solche Situation in der Klausur auftritt, dann artikulieren Sie Ihre Unsicherheit. Sie sollten keinesfalls raten oder ins Blinde hinein antworten: dieses ist der Antwort sowieso eindeutig zu entnehmen und außerdem verhindert es, dass der Veranstalter ihnen Hilfestellung geben kann. (Diesen Punkt sollten Sie allerdings vor der Klausur mit dem Veranstalter klären - einige Dozenten könnten abgeneigt sein, Fragen während der Klausur zu beantworten.)