INPUTS im Fokus

INPUTS sieht sich aufgrund der unlängst in Netz und Medien geführten Debatte über einen strukturellen universitären Rassismus in Deutschland veranlasst, seine Ziele, Aufgaben und Grundeinstellungen nochmals zu bekräftigen und weiter zu reflektieren. Vorweg sei gesagt: Wir haben absolutes Verständnis für die Kritik an jeder Form von institutionellem, epistemischem oder strukturellem Rassismus und unterstützen diese voll und ganz.

INPUTS teilt die Kritik an einer ungenügenden Diversität der Lehrenden und Studierenden an deutschen Universitäten, die leider auch in den postkolonialen Studien zu konstatieren ist, und will nach Kräften dazu beitragen, diese Situation zu verbessern. Wir sehen uns darin der Fortführung der jahrzehntelangen Arbeit unter anderem im Bereich der Bremer Amerikanistik und Romanistik/ Black Studies/ Critical Whiteness Studies verpflichtet, die dazu beigetragen haben, die postkolonialen Studien an Universitäten in Deutschland und besonders in Bremen sichtbar zu machen und als Forschungsgegenstand zu verankern. Eine Entwicklung spezifischer Studiencurricula ist eines unserer nächsten Ziele. Wir hoffen damit, die Universität Bremen auch für People-of-Colour, Migrant/innen und Schwarze Studierende und Lehrende attraktiver zu machen.

INPUTS ist ein offenes universitäres transdisziplinäres Institut, in dem sich Wissenschaftler/innen von Promovierenden bis zu Professor/innen insbesondere aus den Sprach- und Literaturwissenschaften (Germanistik, Romanistik, Englisch-Speaking Cultures) der Universität Bremen zusammengeschlossen haben, um gemeinsam zu forschen und postkoloniale und transkulturelle Studien in der deutschen Universitätslandschaft voranzubringen. Anders als große (außer)universitäre Forschungsstätten hat INPUTS als offener Zusammenschluss von Forscher/innen keine geregelte finanzielle und personelle Ausstattung oder universitätspolitische Macht, auch keine eigenen Stellen. Mit einem Minimal-Etat und zusätzlich eingeworbenen Mitteln führen wir unsere Aktivitäten durch. Alle Forschenden in der Gruppe engagieren sich aktiv für Wahrnehmung und Öffentlichkeit der postkolonialen und transkulturellen Forschung in der Scientific Community und darüber hinaus. Wir möchten an dieser Stelle klarstellen, dass der in den Medien erwähnte internationale wissenschaftliche Verband CAAR (The Collegium for African American Research) und das lokale Bremer Institut INPUTS (Institut für Postkoloniale und Transkulturelle Studien) zwei gänzlich unterschiedliche Wissenschaftsnetzwerke sind.

INPUTS sieht sich der Notwendigkeit der Erforschung von Spuren und Effekten kolonialer Geschichte und Täterschaft in allen Feldern des Wissens und des Alltags verpflichtet. Wir sehen weiter die Zirkulation nicht-westlichen Wissens und postkolonialer Kritik als wichtige Aufgabe unserer Gruppe an. Das skeptische Hinterfragen eurozentrischer Deutungshoheit und jedes Universalitätsanspruchs, insbesondere jenes der europäischen Aufklärung vom 18. Jahrhundert bis in seine Verästelungen und Rezeptionsformen in die Postmoderne hinein, ist ein weiteres Ziel der Forschungen im INPUTS. Wir erforschen koloniale und postkoloniale sowie traditionelle und aktuelle transkulturell und transnational ausgebildete Praktiken, Artefakte und Diskurse, die nicht in jedem Fall als Effekte der westlichen Kolonialgeschichte zu verstehen sind, z.B. mehrsprachige Literaturen und Medien, Übersetzungspraxen, Flüchtlingserzählungen oder außereuropäische Philosophien. Die Mitglieder von INPUTS setzen sich dabei für eine multiperspektivische und machtkritische Sicht auf die darin repräsentierten gesellschaftlichen Verhältnisse und deren geschichtliche wie epistemologische Rahmenbedingungen ein.

Die wissenschaftlichen Gegenstände und Themen – auch aus den postkolonialen Studien – sollen unserer Meinung nach allen Forschenden zugänglich sein, unabhängig von religiösen, ethnischen, nationalen oder anderen spezifischen Zugehörigkeiten und mit Respekt gegenüber spezifischem Erfahrungswissen, das nicht allen Menschen gleichermaßen zugänglich ist. Die Forschenden ihrerseits sind zu einer selbstkritischen Reflexion ihrer Positionierung und Perspektivierung aufgefordert, wie es in den neueren postkolonialen Studien bzw. den Kultur- und Geisteswissenschaften ethischer Standard ist. Ein Ausschluss bestimmter Forschender darf nach unserem Verständnis nicht stattfinden.

INPUTS bedauert im Zusammenhang mit der öffentlichen Debatte den Rücktritt seiner langjährigen verdienten Sprecherin Sabine Broeck und verwehrt sich gegen alle unsachlichen Angriffe gegen ihre Person oder das Institut. Ihre Expertise, ihr Engagement und ihre Integrität, die sie als Mensch und Wissenschaftlerin auszeichnen, stehen für uns gänzlich außer Zweifel. Sabine Broecks differenzierte Stellungnahmen zur Debatte sind im Folgenden einsehbar:

INPUTS plädiert für eine Wissenschaft auf Augenhöhe mit Wissensproduzent/innen in und jenseits der institutionalisierten Wissenschaftssysteme. Das umfasst auch einen offenen Austausch mit allen Forschenden und kulturell Aktiven, die z.B. Verfahren einer kreativen oder alternativen Wissensproduktion praktizieren (Dossier). INPUTS lädt darüber hinaus alle Interessierten in und außerhalb des deutschen Universitätssystems zur Kontaktaufnahme und Kooperation ein.