„Denkplatz Bremen“ 2014: Prof. Dr. David Simo

Photo Prof. David Simo

Mit der internationalen Gastprofessur "Denkplatz Bremen" hat sich INPUTS zum Ziel gesetzt, renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für die Universität Bremen zu gewinnen, wo sie sich einen Sommer lang an wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten auf dem Campus und darüber hinaus beteiligen. Jeder Professor, jede Professorin unterrichtet ein Seminar, nimmt am INPUTS Forum teil und hält zwei öffentliche Vorträge. Denkplatz Bremen findet über einen Zeitraum von fünf Jahren statt und zielt auf einen nachhaltigen Transfer postkolonialer und transkultrueller Wissensproduktion. Die Gastprofessur wird großzügig von der Universität Bremen und dem "Verein der Freunde und Förderer der Universität Bremen und der Jacobs University" unterstützt.

Der für 2014 eingeladene Gastprofessor ist David Simo, Reimar Lüst Preisträger der Humboldt Stiftung/Thyssen Stiftung, Chef du Département de Langues, Littératures et Civilisations Germaniques und Leiter des Deutsch-Afrikanischen Wissenschaftszentrums an der Université de Yaoundé I/ Kamerun.

David Simo wird vom 17. Mai bis 30. Juni 2014 am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft zu Gast sein.


Vorträge

  • Hubert Fichte und Michel Leiris oder die Kritik der ethnographischen Vernunft
    4. Juni 2014 um 19.30 Uhr (Gästehaus der Universität, Auf dem Teerhof 58)
  • Sex, Macht und Rasse: Zu Claire Golls Der Neger Jupiter raubt Europa
    18. Juni 2014 um 19.30 Uhr (Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5)

Seminar "Koloniale und postkoloniale Subjektpositionen"

Anhand repräsentativer Texte wie dem Addendum der kamerunischen Chiefs zum deutsch-kamerunischen Vertrag von 1884, der so genannten Jaunde-Texte des kamerunischen Informanten Karl Atangana, welcher unter anderem im Institut für afrikanische Sprachen in Hamburg verweilte, der Geschichte der Yoruba durch den nigerianischen Pfarrer der Basler Mission Reindorf u.a., aber auch anhand von Texten aus der heutigen Migrationsliteratur, welche größtenteils von Afrikanern und Afrikanerinnen geschrieben werden, untersuchen wir die Sprache der Subalternen, d.h. wie sich Marginalisierte in einer asymmetrischen Situation zu Wort melden. Es werden vor allem Beispiele aus deutschsprachigen Kontexten privilegiert, auch wenn diese Texte - vor allem in der Kolonialzeit - nicht immer auf Deutsch verfasst wurden. Hier geht es nicht um eine systematische Erfassung und Analyse sondern um die Erarbeitung von methodischen und theoretischen Modellen für die Bearbeitung solcher Texte. Im Mittelpunkt des Seminars stehen also die Analyse der Kommunikationsgrammatik und Strategien, welche diese Texte strukturieren. Die Migrationsliteratur wird in dieser Hinsicht als strategische Wortergreifung in einem fremden dominierend literarischen Feld analysiert.

Mittwoch, 16-18 Uhr (21. Mai bis 25. Juni)

Raum 2070 im SFG


Internationaler Workshop: "Das Gedächtnis des Kolonialismus in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur "

16./17. Juni 2014 (Gästehaus der Universität, Auf dem Teerhof 58)

Montag, 16. Juni

9:00 Uhr David Simo (Yaoundé): Das Gedächtnis des Kolonialismus aus afrikanischer Perspektive
9:45 Uhr Nicolas Pethes (Köln): Walter Benjamins Erinnerungskonzept und das Gedächtnis des
Kolonialismus
11:00 Uhr Monika Albrecht (Vechta): Kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung und deutscher Kolonialismus: Probleme und Perspektiven
11:45 Uhr Julian Osthues (Luxembourg): Das Palimpsest als postkoloniale Gedächtnismetapher
14:00 Uhr Laura Beck (Bremen): Zwischen Löschung, Überschreibung und Niederschrift. Fremdkulturelles Gedächtnis in der postkolonialen Literatur
14:45 Uhr Jean Bertrand Miguoué (Yaoundé): Hans Christoph Buchs Roman Kain und Abel in Afrika und das Gedächtnis des Kolonialismus
16:00 Uhr John Zilcosky (Toronto): Das koloniale Unheimliche bei Hermann Hesse: Robert Aghion (1913)
16:45 Uhr Iulia-Karin Patrut (Trier): Das Gedächtnis des Kolonialismus in der deutsch-jüdischen Literatur.

Dienstag, 17. Juni

9:00 Uhr Christof Hamann / Magdalena Kissling (Köln): Workshop „Zeichen kolonialer Gewalt.
W. G. Sebalds melancholisch-allegorisches Erinnerungsprogramm in Die Ringe des Saturn“
11:00 Uhr Michael Hofmann (Paderborn): Das Gedächtnis des Kolonialismus und das Gedächtnis
des Nationalsozialismus
11:45 Uhr Axel Dunker (Bremen): Das Sprechen der Subalternen, der Kolonialismus und der
Nationalsozialismus in Michael Krügers Roman Himmelfarb
14:30 Uhr Daniela Gretz (Bochum): Formen der Überlagerung von Gedächtnis des Kolonialismus
und Gedächtnis des Nationalsozialismus in der Gegenwartsliteratur
15:15 Uhr Anil Bhatti (New Delhi) / David Simo (Yaoundé): Schlussdiskussion: Das Gedächtnis des
Kolonialismus in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

Wissenschaftliches Konzept und Organisation:

Prof. Dr. Axel Dunker (Universität Bremen)
Prof. Dr. Christof Hamann (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Michael Hofmann (Universität Paderborn)

Kontakt:

adunker@uni-bremen.de
christof.hamann@uni-koeln.de
mhofmann@mail.uni-paderborn.de


Pressemitteilung:

Der kamerunische Postkolonialismus-Experte David Simo übernimmt eine Gastprofessur an der Uni Bremen

„Denkplatz Bremen“ holt international renommierten Wissenschaftler nach Bremen

Was geschieht, wenn Germanistik aus afrikanischer Perspektive betrieben wird? Welche neuen Erkenntnisse tun sich auf? Der kamerunische Postkolonialismus-Experte Professor David Simo ist einer der profiliertesten afrikanischen Germanisten. Seine Analyse Europas und der außereuropäischen Welt aus kulturwissenschaftlicher Perspektive hat die Postkolonialismus-Debatte um neue Denkansätze und Impulse bereichert. Sein internationales Renommee hat ihn zu einem gesuchten Partner für Kooperationen in aller Welt gemacht. Dem Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien (INPUTS) ist es gelungen, diesen hochkarätigen Wissenschaftler in den Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft einzuladen: Im Sommersemester 2014 ist David Simo für sechs Wochen zu Gast an der Universität Bremen.

Simo ist Chef des Département de Langues, Littératures et Civilisations Germaniques sowie Leiter des Deutsch-Afrikanischen Wissenschaftszentrums an der Université de Yaoundé I in Kamerun. Er habilitierte sich zu „Interkulturalität und ästhetischer Erfahrung“ im Werk Hubert Fichtes. Seit vielen Jahren prägt er den Diskurs zu kolonialen und postkolonialen Studien in Kamerun und darüber hinaus. Als Vertreter der ‚Germanistik in und zwischen den Kulturen‘ gilt er als einer der profiliertesten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Auslandsgermanistik. Simo arbeitet ebenso zur Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts wie zu Gegenwartsautor/innen und machte sich mit einschlägigen Studien wie Inszenierungen des Fremden in der deutschen Literatur einen Namen.

Wie bei „Denkplatz Bremen“ seit Jahren üblich, bietet David Simo zwei öffentliche Gastvorträge und ein interdisziplinäres Seminar an. Masterstudierende können sich mit „Kolonialen und postkolonialen Subjektpositionen“ auseinandersetzen. Dabei geht es um Sprache und afrikanische Identitäten vor dem Hintergrund (post-)kolonialer Machtverhältnisse. Die öffentlichen Vorträge finden jeweils um 19:30 Uhr statt: Am 4. Juni spricht Simo im Gästehaus der Universität (Teerhof 58) über „Hubert Fichte und Michel Leiris oder die Kritik der ethnographischen Vernunft“. Der zweite Vortrag „Sex, Macht und Rasse: Zu Claire Golls Der Neger Jupiter raubt Europa“ findet am 18. Juni im Haus der Wissenschaft (Sandstraße 4/5) statt. Die Öffentlichkeit ist dazu herzlich eingeladen.

Achtung Redaktionen: Professor David Simo steht während seines Aufenthaltes (17. Mai bis 30. Juni 2014) für Interviews zur Verfügung. Der Kontakt kann über Dr. Natascha Ueckmann hergestellt werden.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien (INPUTS)
PD Dr. Natascha Ueckmann (Geschäftsführerin von INPUTS)
Tel.: 0421 218 68421
E-Mail: ueckmann@uni-bremen.de
www.fb10.uni-bremen.de/inputs/