Abstracts

Gina Weinkauff (PH Heidelberg)

Über poetische und kulturelle Alterität in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur

Über poetische und kulturelle Alterität in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur

Neben Themen aus dem Alltag der Heranwachsenden nimmt die Darstellung fremder Kulturen in der deutschen KJL eine herausragende Stellung ein. Erzähltexte mit dieser Thematik hatten entscheidenden Anteil an der Herausbildung eines kinder- und jugend­literarischen Symbolsystems im späten 18. Jahrhundert und behielten ihre qualitative und quantitative Bedeutung im Lektüreangebot für junge Leser im deutschsprachigen Raum über nahezu zwei Jahrhunderte hinweg bei. Im Verlauf der Geschichte wandeln sich jedoch sowohl die inhaltlichen Vorstellungen als auch die generelle Bedeutung der Enkulturationsfunktion und mit ihr der Anteil kultureller Images am Sinnpotential der KJL. Im Zusammenhang mit der Medienentwicklung und den für postmoderne bzw. postkoloniale Verhältnisse charakteristischen Vorgängen der kulturellen Hybridisierung erreichte dieser Wandel in den zurückliegenden vier Jahrzehnten eine besondere Dynamik. Es veränderten sich nicht nur die formalen und inhaltlichen Konventionen der KJL im deutschsprachigen Raum, sondern auch die textimmanenten Adressatenentwürfe und ihre gesellschaftlichen und kulturellen Funktionen. Während die über das Thema „kulturelle Fremdheit“ definierbaren Texte an Bedeutung verlieren, expandiert der Spielraum für poetische Alterität. Der Vortrag reflektiert die Bedeutung dieser Veränderungen im Lektüreangebot auch in literaturdidaktischer Sicht.

Literatur:

Mecklenburg, Norbert: Über kulturelle und poetische Alterität. In: Krusche, D./Wierlacher, A. (Hg.): Hermeneutik der Fremde. München: iudicium 1990, S. 80–102.

Weinkauff, Gina: Ent-Fernungen. Fremdwahrnehmung und Kulturtransfer in der deutschsprachigen KJL seit 1945. Band 1 + 2. München: iudicium 2006.

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