Abstracts

Tabea Becker (Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

Der Zusammenhang phonetisch-phonologischer Fähigkeiten mit dem Schriftspracherwerb bei Kindern mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache

Das Verhältnis von gesprochener zu geschriebener Sprache beim Schriftspracherwerb impliziert nicht nur sprachtheoretische, konstitutive Bezüge, sondern auch konditionale und psychologische. Meist wird davon ausgegangen, dass die Beherrschung des Lautsystems der Sprache und der Zugriff hierauf die Voraussetzung für den Erwerb der geschriebenen Sprache bilden. Besonders relevant wird diese Frage, wenn davon auszugehen ist, dass Beherrschung und Zugriff eingeschränkt sind, wie dies dann der Fall sein kann, wenn Deutsch als Zweitsprache erworben wird.

In einer qualitativen Längsschnittstudie wurden acht einsprachig deutsche Kinder und neun türkisch-deutsche Kinder über die vier Grundschuljahre in ihrem Schrifterwerbsprozess begleitet. Während die deutschen Kinder eine altersgemäße phonologische Entwicklung aufwiesen, befanden sich die deutsch-türkischen Kinder in verschiedenen Aneignungsphasen bezüglich des deutschen Lautsystems, vor allem auf der produktiven Ebene.

Untersucht werden soll die Frage, ob sich phonetisch-phonologische Fähigkeiten in der Art und der Ausprägung des Schriftaneignungsprozesses widerspiegeln. Einerseits lässt sich die Hypothese aufstellen, dass sich lernersprachliche phonologische Phänomene in den Schreibungen reflektieren. Möglicherweise ist auch die grundsätzliche Einsicht in die Phonem-Graphem-Korrespondenzen betroffen. Andererseits könnten gerade in Situationen mit eingeschränkt verfügbarem Lautsystem autonome Aspekte der Schriftsprache in den Vordergrund treten, bei der die Schrift als unabhängiges System wirkt.

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