Abstracts
Nora Knechtel (Zentrum Lesen, Fachhochschule Nordwestschweiz, CH)
Unterschiede in den mentalen Repräsentationen beim Hör- und Leseverstehen
Die Studie befasst sich mit Kongruenzen und Differenzen beim Hör- und Leseverstehen in der Entwicklung laut- und schriftsprachlicher rezeptiver Fähigkeiten bei Kindern der zweiten und dritten Klasse. Insbesondere interessiert, inwieweit sich Zusammenhänge beim Hör- und Leseverstehen beobachten lassen und welcher Art diese Zusammenhänge sind. Hinsichtlich der Förderung in der Praxis ist noch ungeklärt, inwiefern frühe Lesekompetenzen mit frühen Hörverstehenskompetenzen in Verbindung gesehen werden müssen. In dieser Hinsicht wird gefragt, ob und wie sich Lesende, die über ein gutes Textverstehen bei schriftlichen Texten verfügen, von solchen Lesenden, deren Leseverstehen schwächer ist, im Verstehen von Hörtexten unterscheiden. Zwei Verständnisdimensionen werden dabei in die Analyse einbezogen: das Nachvollziehen der propositionalen Struktur von Texten (auch: lokale Kohärenzherstellung) sowie Aspekte hierarchiehoher Verstehensprozesse (Situationsmodell) (vgl. Richter/Christmann 2002). Der Zusammenhang von Hör- und Leseverstehen bei Kindern wurde bisher vor allem anhand lokaler Kohärenzherstellungsprozesse untersucht und beschrieben, nicht jedoch auf Textebene (vgl. Marx/Jungmann 2000). Hier setzt das Forschungsvorhaben ein. Es begleitet 30 Lernende zu drei Messzeitpunkten mithilfe von Tests zum Verstehen narrativ-beschreibender Texte beim Hören und Lesen. Im Vortrag werden erste Schlussfolgerungen aus den ersten Erhebungszeitpunkten aufgezeigt.
Literatur:
Marx, H. / Jungmann, T. (2000): Abhängigkeit der Entwicklung des Leseverstehens von Hörverstehen und grundlegenden Lesefertigkeiten im Grundschulalter: Eine Prüfung des Simple View of Reading-Ansatzes. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 32(2): 81–93.
Richter, T./Christmann, U. (2002): Lesekompetenz: Prozessebenen und interindividuelle Unterschiede. In: Groeben, N./Hurrelmann, B. (Hrsg.): Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen. Weinheim: Juventa, 25–58.