Abstracts

Sabine Birck (Institut notabene Sprachkonzept, Essen)

„Sie denkt viel vor der Zeit von Helmut nach“– Zum Verhältnis von Sprachfähigkeiten und Schreiben

Nennen wir ihn „Philipp II.“ (Philipp I. ist passé, vgl. meine Fallstudie in „Der Deutschunterricht“ 2/93). Er hat diesen Satz in einer Inhaltsangabe in der 7. Klasse der Hauptschule geschrieben. Verständlich ist er, wenn auch syntaktisch nicht korrekt.

Der Satz führt ins Zentrum des Themas; gleichsam ins Auge des Hurrikans, der Vorstellungen und Gedanken aufwirbelt, um sie, in Zeichen zerlegt, auf dem Papier zur Ruhe kommen zu lassen. Um diesen Prozess geht es: Was muss ein Schüler, der sich in seiner Muttersprache nur tastend bewegt, leisten, wenn er Gedanken verständlich zu Papier bringen will? Worin liegt die dem Verhältnis von Sprache und Schrift immanente Spezifik dieses Vorgangs?

Es sind nicht die Buchstaben. Wenn der diagnostische Blick sich nur auf das Wort und seine Schreibung richtet, werden die Weichen für die Förderung falsch gestellt. Gerade das aber geschieht heute allerorten, obwohl die Ergebnisse der DESI-Studie 2006 längst andere Signale gesetzt hatten. Speziell die Kategorie „phonologische Bewusstheit“ soll unter diesem Aspekt kritisch betrachtet werden.

Literatur:

Wygotski, Lew S. (1906). Denken und Sprechen, Berlin.

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