Abstracts

Michael Steinmetz (FSU Jena)

Interpretationsbewertungen zwischen Quantität und Qualität

Verhältnismäßig lange schriftliche Interpretationsarbeiten werden von schulischen Korrektoren häufig mit überaus guten Noten honoriert. Auffällig ist – so zeigen Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation des Zentralabiturs Deutsch in NRW 2007 –, dass besonders die langen Texte von universitären Anschlusskorrektoren in der Regel deutlich schlechter bewertet werden; bei kurzen Texten kommen Bewertungsabweichungen in diesem Maß nicht vor. Tatsächlich unterscheiden sich lange und kurze Texte signifikant in den Mittelwerten der Differenz von Schul- und Universitätskorrektur. Hat die Textlänge in der Schule einen zu hohen Einfluss auf die Bewertung? Erhält dort Quantität gegenüber Qualität den Vorzug?

Sehr lange Texte lassen sich oft als assoziative Aneinanderreihungen von mal beschreibenden, mal deutenden und mal wertenden Äußerungen (die der sequenziellen bzw. linearen Ordnung der zu untersuchenden Texte folgen) beschreiben. Diese Struktur aber konfligiert mit den für das Abitur verbindlichen Anforderungen, die sich in den EPA (2002) manifestieren. Es ist zu vermuten, dass ein Großteil der sehr langen Texte (vor allem strukturelle) Qualität vermissen lässt; demnach – den schulischen Noten zum Trotz – verschiedenen bildungsadministrativ verbindlichen Anforderungen nicht Genüge leistet. Diese Vermutung gilt es (im Vortrag) anhand von empirischen Befunden zu Abiturarbeiten aus dem Zentralabitur NRW 2007 zu prüfen.

Literatur:

EPA Deutsch (2002): Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Deutsch. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989 i.d.F. vom 24.05.2002.

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