Abstracts

Thomas Berger (FSU Jena)

Rezeption und Produktion von Sachtexten

Die Sachtextanalyse hat neben der Literaturinterpretation in der gymnasialen Oberstufe einen schweren Stand. Sachtexte müssen dem Augenschein nach lediglich im Wortlaut verstanden werden. Unterrichtliche Zugänge beschäftigen sich deshalb kaum mit der Sicherung des inhaltlichen Zusammenhangs, sondern arbeiten ein umfangreiches analytisches Kategoriensystem ab (Stilmittel, Textfunktionen, textübergreifende Zusammenhänge). Aufschlussreich sind die Anforderungen der EPA zur „Analyse pragmatischer Texte“, in denen z.B. Argumentationen sogleich auf „Stichhaltigkeit und Schlüssigkeit“ geprüft werden sollen. Schwierigkeiten beim inhaltlichen Verstehen und der Darlegung argumentativer Zusammenhänge werden hier unterschätzt. Sie fordern eine genauere Analyse des Gedankengangs. Abiturklausuren zeigen oft erstaunliche Mängel bei der Sicherung des inhaltlichen Zusammenhangs. Viele Prüflinge sind kaum in der Lage, ein einzelnes Argument oder auch eine Beschreibung im – wichtigen und zuweilen auch problematischen – Detail aufzufassen und in eigenen Worten adäquat wiederzugeben. Ebenso problematisch sind Argumente, die nur hinsichtlich ihres Stellenwerts im Textganzen begriffen werden können und deren Verständnis die Etablierung globaler Kohärenz voraussetzt. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Sicherung des inhaltlichen Zusammenhangs bei der Sachtextanalyse in der gymnasialen Oberstufe einen höheren Stellenwert erhalten sollte.

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